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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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vor den ganzen Schlüsseln, statt einem kleinen Fensterchen hat sie einen ganzen Tresen aus hellem, neuen Holz und ich muss gar nicht auf die gute alte Glocke hauen. Ich komme allerdings gar nicht dazu zu fragen, ob der Herr Krug heute auch im Haus ist. Die Empfangsdame – sie trägt ebenfalls die neue Hoteluniform, aber als Kostüm – lächelt mich gewinnend an und fragt mich sonnig:
    »Sie haben doch Hausverbot, oder?«
    »Ja, aber ich wollte nur …«
    »Tut mir leid.«
    »Aber der Herr Krug …«
    »Der ist heute Nachmittag sowieso nicht im Haus. Bitte respektieren Sie seine Anordnung.«
    Sie lächelt weiter über meine Schulter, und ich sehe, dass bereits neue Gäste hinter mir stehen.
    »Wir müssen unseren Gästen doch die Ruhe in unserem Haus gewährleisten. Treten Sie bitte zur Seite.«
    Die neu angekommene Lady, die neben mir auf der Rezeption ungeduldig mit den Fingern trommelt, hat an Ring- und Mittelfinger goldene Klunker mit fetten Edelsteinen. Ich trete den Rückzug an, vorbei an der gehobenen Gesellschaft und zwei hüfthohen Lederkoffern, in die ich ohne Probleme meine komplette Garderobe plus Gummilatzhose packen könnte. Oder mich, um mich irgendwohin zu verschicken. Weg, weit weg. Einmal Lebendfracht, one-way.
    »Äh, Kati? Servus.«
    »Sepp, was machst du denn hier?«
    Vor dem Rosenbogen des Hotelgartens werde ich erst einmal aufgehalten. Der Lechner Sepp manövriert gerade seinen Leiterwagen hindurch, eine Hand auf den zwei XXL-Styroporboxen, damit sie ihm nicht herunterkippen.
    »Seit wann gibt es die Kühlboxen denn in so groß?«, frage ich ganz automatisch aus beruflichem Interesse.
    »Ja, die fassen zweihundert Liter. Sind vom Hotel.«
    »Vom Hotel? Was hast du denn da drin?«
    Ich hebe den Deckel hoch, ohne auf eine Antwort zu warten, und lasse ihn sofort wieder fallen. Länger brauche ich nicht, um zu erkennen, dass da ein fetter Zander auf Eis liegt. Und Aale. Und Renken. Einmal den See rauf und runter quasi.
    »Riesenlieferung, oder?«, frage ich mit einem echt blöden Gefühl in der Magengrube.
    »Ja mei, Fisch halt, für zweihundert Gäste.«
    Schon wieder eine Hochzeit? Na, die geben ja wirklich richtig Gas da oben. Dem Lechner Sepp ist es offensichtlich äußerst unangenehm, da so vor mir herumzustehen mit seinen fetten Kühlboxen. Aber ich lasse ihn erst mal nicht vorbei.
    »Wer hat denn so viel Fisch bei dir bestellt? Der Hans?«
    »Nein, der ist doch auf Kur, der kommt erst im August wieder. Der Neue. Der David.«
    »Ist das deine erste Lieferung?«
    »Nein, ich hab schon mal eine Probelieferung gemacht, Hecht, vierzig Stück.«
    »Na sauber«, sage ich und zwinge mich zu einen Leben-und-Leben-Lassen-Lächeln. »Wie hast du denn so viel auf einmal hergeschafft?«
    »Mei, ich hab halt die anderen Fischer mit ins Boot geholt, quasi. Jeder ist auf Hecht gegangen, und am Schluss hat’s gereicht, und wir haben uns das Geld geteilt. Da ist jetzt für mich ned viel hängengeblieben, aber Hauptsache, der erste Auftrag hat geklappt.«
    »Die anderen Fischer? Warum hast du mich nicht gefragt?«, frage ich, schwerst beleidigt.
    »Mei, von dir hab ich ja gewusst, dass du einen Engpass hast mit den Netzen. Da wollt ich jetzt nicht noch mehr Stress neibringen bei dir, sei mir ned bös.«
    Hab ich eigentlich BWL studiert, damit mir jetzt der Lechner Sepp das kleine Einmaleins einer Kooperative erklärt, auf die ich nicht selbst gekommen bin? Und aus der ich mich mit meiner Schwindelei wegen der Netze selbst hinauskatapultiert habe? Bei so viel Betriebsblindheit bleibt mir wirklich nur der Rückzug.
    »Wow. Gute Idee. Dann wünsch ich dir noch viel Erfolg!«
    Ich bin erst einmal bedient. Erst der erneute Rausschmiss und dann auch noch der Lechner Sepp und dass er dem Krug seinen Hecht geliefert hat, wo mir nur eine zickige E-Mail eingefallen ist. Erst daheim sehe ich, dass ich auf dem Heimweg den ersten Buschanemonen am Wegrand im Vorbeigehen die Köpfe abgerissen habe vor lauter Wut. Ich werfe die rosa Knospen in den Kompost und ziehe sofort mein T-Shirt aus, die fröhliche Farbe nervt mich plötzlich, reicht doch, wenn der Chiemsee leuchtend blau ist, da muss ich nicht auch noch herumlaufen wie ein Kasperl. Jetzt ist es noch wichtiger, dass ich den Zoran als Großkunden zurückgewinne, damit der zum Beispiel Fischwochen veranstaltet! Vielleicht »Räucherfischwochen«? Am besten »Sonnfischerräucherfischwochen«!
    »Hab auch meinen Facebook-Freunden Bescheid gesagt, die gucken

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