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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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wie es der Papa gemacht hat und der Opa! Und dir dann zuschauen, wie du im Handumdrehen neuen Wind reinbringst in ein ganzes Hotel, während ich es noch nicht einmal schaffe, unseren Mini-Betrieb nach vorne zu bringen, das, das … Das macht mir einfach total Angst, dass ich es vielleicht nicht schaffen könnte!«
    Ich horche den Worten hinterher, die ich gerade in die Nachtluft geschrien habe, so klar habe ich das noch nie ausgesprochen, nicht vor mir, nicht vor jemand anderem. Genau. Angst. Ich setze mich auf das rote Boot und rede einfach weiter, schaue dabei auf den See hinaus, und merke, dass es nicht mehr ganz so schlimm ist, wenn ich es ausspreche: »Ich habe einfach total Panik, dass mir alles zu viel wird. Dass ich nicht die richtigen Entscheidungen treffe, obwohl ich doch an der Uni war. Dass ich die Sonnfischerei irgendwann zusperren muss, wenn die Dinge weiter so beschissen laufen wie in den letzten zwei Monaten. Und was dann mit dem Papa ist, wenn ich vielleicht hier weggehen muss.«
    Ich habe inzwischen einen Männerarm um meine Schulter und mehr Platz zum Atmen, so leicht ist mir auf einmal.
    »Weißt du was, so wie du das machst, Kati, das ist durchaus neu. Du hast alles beim Alten gelassen. Und das ist das Neue. Du räucherst mit Holz und mit Gespür, obwohl du dir genauso eine computergesteuerte Räucheranlage bestellen könntest. Du regst dich total auf, wenn einer so viel Fisch bestellt, dass das deiner Meinung nach nicht mehr gut ist für den See, und das ist gut so. Du lässt das Haus so, wie es ist, mit all seinen Fehlern. Wunderbar ist das, und das hat eine genauso große Daseinsberechtigung wie das ›Hotel zum See‹. Mehr sogar. Alles, was du da unten besitzt, ist zu hundert Prozent echt, und das ist genau das, was dem Hotel oben fehlt, ich kann da nur nachbessern. Aber ich habe trotzdem das Recht, aus einem maroden Betrieb etwas Neues zu machen, und die Leute, die da oben arbeiten, die haben alle Potenzial.«
    Es ist schon lange her, dass ich selber mit so leuchtenden Augen von meinem Job gesprochen habe wie der Herr Hotelmanager gerade von seinem. »Ach, ist ja gut, das schaffst du sicher. Es ist nur so, seit du hier bist, da geht’s bei euch oben bergauf, und bei mir geht’s die ganze Zeit bergab.«
    »Ja, aber eins darfst du nicht vergessen – was du hast, das ist deins. Wenn du dich reinhängst, dann wirst du immer etwas davon haben, und dein Vater und deine Kinder später auch. Ich bin jederzeit ersetzbar, ich baue zwar oben den Betrieb um, aber wer sagt mir, dass der Herr Leutheuser nicht am Ende des Sommers kommt und sagt, danke für den Input, aber jetzt mache ich lieber wieder ohne Sie weiter, Herr Krug, das ist billiger? Dann kann ich gehen und mir ein neues Projekt suchen.«
    Bevor ich noch richtig darüber nachdenken kann, dass die Hälfte des Sommers eigentlich schon vorbei ist, drückt David meine Schulter und fragt besorgt:
    »Hast du denn Reserven, Kati? Kommst du von selbst aus deiner Krise heraus?«
    »Nein, mir ist sogar der Kredit gekündigt worden. Ich könnte höchstens ein Stück Grund verkaufen, damit ich modernisieren und meine Schulden abzahlen kann.«
    »Modernisieren? Verkaufen? O Gott! Bitte, kannst du mir versprechen, dass du dich da vorher von mir beraten lässt?«, sagt David ehrlich erschrocken. »So wie ich übrigens finde, dass du den Fernsehkerl verklagen solltest, der diesen Rufmord begangen hat!«
    »Den Hubsi? Na ja, vielleicht, aber was nützt mir das dann? Der Beitrag ist gesendet, und ich muss schauen, dass ich den Leuten wieder beweise, dass ich nicht so bin.«
    »Und hast du mal darüber nachgedacht, wer dir die Behörde auf den Hals gehetzt hat? War das auch er? Anscheinend hat der mit dir eine ganz schöne Rechnung offen!«
    »Zipfelklatscher halt«, murmle ich.
    »Schon klar, aber reicht das als Begründung?«
    »Na ja, der hat sich halt sich Hoffnung gemacht auf mehr, und ich hab ihm gesagt, da geht nix, ich will nichts von ihm.«
    »Sicher. Bis auf die Geschichte auf der Hochzeit, nicht wahr.«
    Davids Ton ist absolut sachlich, und wieder fühle ich mich total darin bestätigt, dass dieser Schweizer von mir nichts anders will, als mal kurz von seinem stressigen Job abschalten, ein bisschen Nervenkitzel als uneingeladener Gast auf einer fremden Party. Sonst nichts. Denn würde er sonst so ruhig hinnehmen, dass eine Frau vor seinen Augen mit dem Wackel-Elvis abgezogen ist?
    »Jaja, einmal, und dann nie wieder«, antworte ich. »Und im

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