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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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und besonders gut ging es mir dabei auch nicht.«
    »Du wolltest nur noch weg?«
    »Sicher wollte ich nur noch weg.«
    »War das der Grund, weshalb du den Job auf der Fraueninsel angenommen hast?«
    »Das hatte persönliche Gründe.«
    Na toll, das ist wahrscheinlich typisch schweizerisch: Persönliche Fragen so neutral wie möglich abschmettern. Ich frage nicht ganz so neutral zurück: »Und wo sind deine persönlichen Gründe jetzt? Noch in Zürich?«
    David seufzt und nimmt eine Ecke von meiner Schürze in die Hand, um sanft mit dem Daumen über einen der aufgestickten kleinen Fische zu fahren.
    »Die sind zurück in Kitzbühel. Da wo sie hingehören.«
    »Mit deinem Hund?«
    »Mit meinem Hund.«
    »Und fehlen sie dir?«
    »Aber sicher. Der Hund fehlt mir. Sehr. Aber den konnte ich ja nicht hierher mitnehmen.«
    »Oh. Aha.«
    Als ich merke, dass wir ganz gewaltig vertrautes Territorium verlassen haben, so wie wir nebeneinander sitzen, mit dem Rücken an mein Bett gelehnt, bekomme ich eine leichte Panikattacke. Dieses Dirndl lässt mir außerdem verflixt wenig Luft zum Atmen.
    »Also, ich mag ja eigentlich keine Hunde«, keuche ich schnell, weil mir nichts Blöderes einfällt, um ja nicht noch mehr Vertrautheit aufkommen zu lassen.
    »Sicher, das sagtest du bereits. Das macht nichts.«
    Ich schaue mir David von der Seite an, kein Stirnrunzeln, zwei Falten im Mundwinkel, die aber nach oben zeigen: Er scheint es mir nicht übelzunehmen, dass ich wenig feinfühlig auf seine persönlichen Informationen reagiert habe.
    »Also«, wage ich mich vorsichtig vor, »vielleicht würde ich bei deinem Hund sogar eine Ausnahme machen.«
    »Sicher.«
    »Und wart ihr Kollegen, deine Exfreundin und du?«
    Ich schaue wieder nach vorne und merke aber, dass er nicht aufhört, mich von der Seite zu beobachten.
    »Sicher waren wir das.«
    »Und das hat nicht geklappt?«
    »Sicher hat das geklappt. Aber zwischen ihr und dem Sous-Chef hat es auch ziemlich gut geklappt. Ich war ihr nicht gut genug. Sie ist sehr verwöhnt, weißt du.«
    »Oh. Aha.«
    Ich kann mir jetzt gar nicht vorstellen, dass dieser Mann jemandem nicht gut genug ist, wo er mir doch die ganze Zeit eher zu gut erscheint. Strebermäßig perfekt sogar.
    »Ich finde dich schon ziemlich gut.«
    Jetzt kann ich mal schauen, wie ich das wieder hinbiege, das kann ich doch nicht so stehen lassen, vor ein paar Tagen hätte ich dem Kerl doch noch am liebsten den kantigen Kopf abgerissen!
    »Also, ich finde jedenfalls, was du anpackst, das hat Hand und Fuß«, schwäche ich ab, was ich gerade gesagt habe.
    »Merci. Ich finde dich auch ziemlich gut.«
    »Oh. Aha.«
    Kurzes Schweigen, in dem mir mein Dirndlmieder immer enger wird und ich nicht weiß, was jetzt gleich passieren wird. Die Situation ist jetzt so wie bei unserer ersten Begegnung auf dem Boot – unsere Schultern berühren sich, besser gesagt, meine lehnt an seinem Oberarm, aber unsere Hüften nicht. Wenn ich den Kopf nur eine winzige Kleinigkeit nach links neige, könnte ich ihn an David Schulter lehnen. Und jetzt sucht seine große warme Hand tatsächlich meine, die sich irgendwo zwischen Rock und Schürze versteckt hat, und drückt sie.
    »Weißt du, was ich auch gerne anpacken würde?«, fragt er.
    Mich! Nimm mich!
    »Was denn?«, fragt eine mir fremde Mädchenstimme, die aber meine sein muss, weil sonst niemand mehr im Raum ist, der so herumpiepsen könnte.
    »Unser Partyprojekt. Wir sollten jetzt beide gemeinsam diese Insel verlassen, bevor im Seeblick nichts mehr los ist.«
    Ach so, ja. Schade. Was habe ich mir eigentlich gerade gedacht? Schließlich ist er nicht wegen mir hier, sondern weil ich für ihn das Ticket bin, um einmal den Manager abzustreifen und woanders zu feiern.
    »Na klar, lass uns gehen. Kein Problem«, sagt das fremde Mädchen, das leider um einiges schüchterner ist als die Kati Lochbichler, denn die hätte ihrer Eingebung (wild knutschen und sich zusammen auf dem Boden herumwälzen) sicher sofort nachgegeben.
    »Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Haus gerne durch die Tür verlassen«, sagt mein unbekanntes Ich stattdessen brav, steht auf, und streicht sich artig die Schürze glatt.

Auf dem Weg zum Boot merke ich, dass ich überhaupt nicht in Partylaune bin. Eigentlich gehe ich nur aus Pflichtgefühl mit, weil es schließlich mein Vorschlag war, sich auf die Trachtlerparty zu schleichen. Aber was war noch einmal der Grund, warum ich auf ein paar fremde Hochzeiten gegangen bin?

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