Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
den Mund. »Sie würde dir wahrscheinlich
in allen Punkten zustimmen«, sagte er, und plötzlich kamen ihm die Worte über die
Lippen, die er außer zu Sabrina noch zu keiner anderen Frau gesagt hatte: »Ich liebe
dich.«
»Wow.« Jana
starrte ihn an und holte tief Atem.
»Es ist
tatsächlich so.« Nach einem Moment, der unendlich lange zu dauern schien, dachte
er, dass er den Ausdruck in ihrem Gesicht gern festhalten würde.
»Dann lass
uns zusammenziehen«, sagte sie.
Er schwieg.
Sein rechter Backenzahn begann zu schmerzen. Eine Reaktion seines Körpers auf Erregungszustände,
er kannte es seit Jahren. Instinktiv verzog er das Gesicht.
»Du scheinst
ja nicht sehr begeistert zu sein …«
Einen flüchtigen
Augenblick fragte er sich, ob die Farbe von Augen sich im Laufe eines Lebens veränderten
oder ob die Intensität einer Augenfarbe stimmungsabhängig war, in jedem Fall erschienen
ihm ihre Iris plötzlich dunkler als sonst.
»Nein …
doch, ich weiß nicht …«, versuchte er einen Satz. Seit langem war Jana die erste
Frau, mit der er sich eine gemeinsame Wohnung, ein gemeinsames Leben überhaupt vorstellen
konnte. Sabrina hatte er geliebt, aber das war lange her, und sie hatten nie zusammen
gewohnt. Nachdem sie ihn verlassen hatte, hatte er lange Zeit nur flüchtige Beziehungen
gehabt. Schließlich hatte er Katharina kennen gelernt, und die Gefühle für sie waren
so tief gewesen, dass er mit ihr zusammengezogen war. Nach wenigen Monaten hatte
sie sich allerdings entschieden, wieder auszuziehen. Sie hatte ihm vorgeworfen,
nicht bindungsfähig zu sein, und er wusste, dass sie damit nicht ganz falsch lag.
Damals hatte er eine Verhaltenstherapie gemacht, und seine Therapeutin hatte ihn
schließlich auf die Idee gebracht, dass er unter einer Beziehungsstörung leide,
die etwas mit seinem Vater, den er zum damaligen Zeitpunkt noch nicht kannte, zu
tun haben musste.
Und jetzt
gab es Jana in seinem Leben, die dritte Frau, die ihm wirklich etwas bedeutete,
und die Probleme waren offenbar immer noch nicht gelöst. Immerhin hatte er noch
nicht ein einziges Mal den Wunsch verspürt, sich wieder von ihr zu trennen. Florian
strich mit der Zunge über den Zahn, so, als könne dies den Schmerz vertreiben.
»Du sagst
ja gar nichts«, hörte er ihre Stimme.
»Ich muss
in Ruhe darüber nachdenken.«
Jana senkte
den Kopf.
»Normalerweise
würde ich sofort ja sagen.«
»Aber?«
»Ich glaube
nicht, dass du mit einem Typen wie mir zusammen in einer Wohnung glücklich
wirst. Du weißt doch, ich koche zwar gern, hinterlasse aber regelmäßig einen Saustall.
Ich lasse meine Wäsche herumliegen und Brotkrümel wische ich prinzipiell nicht weg.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass du Lust hast, ständig hinter mir herzuräumen.
Irgendwann werden dich meine Marotten nerven, glaube mir.«
Jana lachte.
»Du gibst dir ja redliche Mühe, mir die Idee von einer gemeinsamen Wohnung auszureden.
Gibt es außerdem noch Einwände?«
»Jana …«
Florian seufzte. »Ich bin der Typ, der immer wieder ausreißt. Ich will weder ein
Haus bauen noch Kinder in die Welt setzen. Ich habe eine egozentrische Schauspielerin
zur Mutter und außerdem ein ernsthaftes Vaterproblem. Und mit so einem, der nicht
einmal beruflich besonders erfolgreich ist, willst du zusammen ziehen?«
»Ja.« Janas
Augen blitzten ihn an. »Weil der Mann, den du gerade beschrieben hast, ganz nebenbei
einer der intelligentesten, warmherzigsten und leidenschaftlichsten Männer ist,
die ich kenne.«
Florian
lachte schallend. »Da hast du dir aber Mühe gegeben. Und was ist mit bestaussehenden?«
»Frag mich
das morgen noch einmal.«
Er grinste,
dann wurde er ernst »Gib mir noch ein bisschen Zeit.«
Jana sagte
nichts.
Florian
zog sie näher zu sich heran, und vorsichtig küsste er sie. Er war gespalten. Tatsächlich
liebte er sie, aber die Vorstellung, tagtäglich mit ihr zusammen zu sein, machte
ihm Angst.
Wenn sie
jetzt so klug ist und das Thema fallen lässt, dann gucke ich mich demnächst vielleicht
nach einer Wohnung für uns beide um, dachte er in einem Anflug von Spielerlaune.
Nach einem
kurzen Moment schüttelte sie energisch den Kopf, dann erhob sie sich, ging hinüber
zum Picknickkorb und kam mit einer Kekstüte zurück. Sie ließ sich neben ihn auf
die Decke fallen und hielt sie ihm hin. Er nahm einen. Einen Moment lang schwiegen
beide, zu hören war nur das Krachen der Kekse.
»Glaubst
du, dass Sabrina einen Geliebten hatte?«, fragte sie
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