Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
unvermittelt.
»Gut möglich.«
»Warum?«
»Das sagt
mir mein Bauch. Ich gehe nicht davon aus, dass Sabrina, bevor sie ermordet wurde,
Sex mit Sam hatte. Sie hatten seit längerem schon Stress miteinander, richtige Probleme,
und Sabrina war nicht die Frau, die mit einem Mann schläft, mit dem sie nicht mehr
klar kommt. Sie war …«, Florian seufzte und beendete den Satz, »… eine starke Frau,
unbeherrschbar, dabei sehr impulsiv. Auf der einen Seite opferte sie sich für andere
auf und engagierte sich, auf der anderen Seite suchte sie männliche Bestätigung,
um sich zu beweisen, dass sie attraktiv und lebendig war. Sie war voller Leidenschaft
…«
»Du musst
mir jetzt keine intimen Details erzählen.« Jana lehnte sich gegen den Stamm der
Eiche, vor der sie ihre Decke ausgebreitet hatten, und sah in die Ferne.
Florian
schluckte, sie hatte verdammt recht. Nach einer Weile sagte er: »Ich konnte Rössner
ja schlecht auf die Spermien ansprechen, die der Rechtsmediziner in ihrer Vagina
gefunden hat, aber ich bin sicher, dass sie längst wissen, ob sie vital und beweglich
waren oder nicht.«
Jana sah
zu den Ästen der Eiche hinauf. »Warum wäre das so wichtig?«
»Wenn sie
in guter Qualität und agil waren, können sie definitiv nicht von Sam stammen.«
»Wieso?«
Jana wandte den Kopf.
»Sam ist
sterilisiert.«
»Und jetzt
möchtest du, dass ich mich noch einmal in den Obduktionsbericht vertiefe, nicht
wahr?«
Er nickte
und schloss für einen Moment die Augen. Die Sonne brannte inzwischen immer heißer
vom Himmel. »Mit wem könnte sie ein Verhältnis gehabt haben? Mit jemandem aus dem
Tennisclub?«
»Vielleicht
auch mit einem Mitarbeiter aus der Kinderschutzorganisation, für die sie tätig war«,
überlegte Jana.
Er runzelte
die Stirn. »Ich werde dort mal hingehen …«
»… aus Recherchegründen
für eine potenzielle Sendung zum Thema Kinderschutz?«
»Was sonst
…« Florian grinste. »Manchmal ist es doch sehr praktisch, Journalist zu sein. Da
sind alle freundlich und aufgeschlossen zu dir.« Er ließ seinen Blick über die gegenüberliegenden
Hügel gleiten, die mit ihrer unterschiedlichen Grünfärbung auf das Auge so beruhigend
wirkten. Über ihnen schwebte ein Bussard und zog seine Bahn. »Die Hämatome an ihren
Armen deuten darauf hin, dass sie sich gewehrt hat. Entweder kurz bevor sie gestorben
ist, vielleicht aber auch beim Sex.«
»Hm«, Jana
blieb still.
»Dann wären
ihr Liebhaber und der Mörder ein und dieselbe Person. Wer weiß, ob sie nicht vorher
noch zusammen essen waren.«
»Aber wo?«
»Das müssten
wir herausfinden. Vielleicht waren sie doch im Haus am See … , auch wenn sich
die Kellner nicht erinnern können. Außerdem: Warum sollte ihr Geliebter sie erschossen
haben? Was hätte sie gesagt oder getan, das ihn dazu gebracht haben könnte, sie
umzubringen?«
Jana dachte
einen Moment nach, dann sagte sie: »Vielleicht war es so: Sie hat sich mit ihrem
Lover getroffen, sie hatten Sex, und Sam hat die beiden dabei beobachtet. Sie und
ihr Lover sind zum Decksteiner Weiher gefahren, und sie haben im Haus
am See etwas zusammen gegessen. Sam ist außer sich vor Wut nach Hause gerannt,
hat seine Joggingkleidung angezogen und seine Waffe eingesteckt, … die er übrigens
nie verloren hatte. Als er zurück zum Weiher kam, wartete er, bis der Mann sich
von ihr verabschiedet hat, dann tat er so, als sei er sehr überrascht, seine Frau
hier zu treffen. Er hat sie überredet, zusammen ein Stück um den See zu gehen. Er
hat sie zur Rede gestellt, und es kam zum Streit. Schließlich hat er sie erschossen.«
Jana kniff die Augen zusammen. »Was hältst du von dieser Version?«
»Vorstellbar«,
sagte Florian. »Sam soll extrem eifersüchtig gewesen sein.«
»Wenn die
Kripo wenigstens schon die Mordwaffe gefunden hätte.« Jana machte eine ungeduldige
Handbewegung.
»Bestimmt
haben sie jemanden darauf angesetzt, der sich in einschlägigen Kreisen ein bisschen
umhört. Einen Informanten vielleicht. Wenn Sam die Smith & Wesson gestohlen
wurde, wie er behauptet, ist sie vielleicht auf dem Schwarzmarkt in Umlauf. Falls
irgendein Fremder die Waffe nach dem Mord an sich genommen hat, versucht er vielleicht
auch, sie dort loszuwerden«, erwiderte Florian.
Jana seufzte.
» Aber es wäre wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.«
»Irgendwas
muss die Kripo ja tun.«
»Und was
willst du als Nächstes machen?«
Er antwortete
ohne zu zögern: »Ich werde mit Sam sprechen, so schwer es
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