Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
letzten Jahres zur Jagd war?«
»Ist das
bewiesen?«, fragte Jana.
Sie nimmt
also doch Anteil , dachte er erleichtert und atmete tief durch. »Sylvia Gerlach rief
mich gestern an. Sams Fingerabdrücke sind tatsächlich auf der Waffe, was ein entlastendes
Indiz ist, allerdings kein Beweis. Dumm, dass dieser Jagdfreund tot ist, ich hätte
gern mit ihm gesprochen.« Er suchte Janas Blick, aber sie konzentrierte sich auf
ihre Beine.
»Weißt du
was?« Vorsichtig berührte er ihren Arm.
Sie sah
auf.
»Ich werde
versuchen, die Frau zu finden, die sich bei Sam und Sabrina auf dem Grundstück herumgetrieben
hat. Solange er in U-Haft sitzt, sind ihm die Hände gebunden. Ich weiß nicht einmal,
ob er noch dazu gekommen ist, einen Privatdetektiv zu engagieren.«
»Warum willst
du für ihn aktiv werden?«
»Weil ich
glaube, dass er unschuldig ist. Wenn wir die Frau gefunden haben, erfahren wir,
was sie von Sabrina wollte, und das hilft uns weiter. Vielleicht hat Sam recht,
und sie hat Sabrina umgebracht.«
»Aber Köln
ist groß«, sagte Jana und fragte: »Wo willst du mit der Suche beginnen?«
Florian
erhob sich. »Komm mit. Ich zeige es dir.«
»Jetzt?
Was ist mit deiner Arbeit?«, sträubte sie sich.
»Die ist
heute nicht mehr so wichtig. Der Großteil der Vorbereitungen für die Sendung ist
abgeschlossen.«
»Bist du
sicher?« Die Skepsis in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Er nickte.
»Außerdem könnte man das, was ich jetzt vorhabe, auch als notwendige Recherche für
die Sendung bezeichnen.«
»Verstehe
ich nicht.«
»Noch nicht,
aber gleich.« Er grinste und reichte ihr beide Hände, und mit einem Ruck zog er
sie von der Bank hoch. Dicht vor ihr stehend, so dicht, dass er ihre Brustwarzen
spüren konnte, gab er ihr einen Kuss.
Jana blinzelte.
»Meinst du nicht, du müsstest langsam mal eine Lizenz beantragen?«
»Wofür?«
Sie grinste.
»Für den Job des Privatdetektivs.«
Freitag, 15. Juli, später Nachmittag
Die Heckenrosen dufteten süß und
riefen in ihm die Erinnerung an stundenlange Spaziergänge an der holländischen Küste
auf der Halbinsel Walcheren wach, die Florian Halstaff mindestens einmal im Jahr
besuchte, um dort ein verlängertes Wochenende Urlaub zu machen. Er war der Meinung,
dass Heckenrosen nirgends strahlender und länger blühten als in der Nähe des Meeres.
Das mochte an der Klarheit und Helligkeit des Lichts liegen, am rauen Meeresklima,
vielleicht aber auch an der Urlaubsstimmung und der Sehnsucht, die ihn jedes Mal
erfasste, wenn er auf dem Deich entlang lief, zur Rechten das Wasser, zur Linken
Büsche von Heckenrosen, die kilometerlange Fußwege säumten.
Jana und
er passierten die Sträucher, die über und über blühten, und die hier in der Stadt
deplatziert auf ihn wirkten. Sie kamen am Haus des Hausmeisters vorbei, das sich
nur wenige Meter vor dem Haupteingang der Roosevelt Schule hinter den hohen
Zweigen duckte, und grüßten freundlich den Mann, der den Rasen mähte.
Die Kinder
hatten auch freitags Unterricht bis 16 Uhr, soviel hatte Florian am Morgen telefonisch
in Erfahrung gebracht.
»Susan Gayle,
die Rektorin der Schule, hatte ein Problem mit Sabrina«, sagte Florian, während
er neben Jana den geteerten Fußweg entlang ging. »Sie behauptet, dass Sabrina alles
besser wusste und der große Teil der Kollegen sie deswegen nicht mochte. Ihr Ansehen
bei den Eltern scheint nicht viel besser gewesen zu sein, obwohl sie Sabrina zu
ihrer Vertreterin gewählt hatten.«
Jana bedachte
ihn mit einem Seitenblick. »Sabrina war sehr attraktiv, oder?«
»Du meinst
…?« Florian nickte. »Früher auf jeden Fall. Ich denke, sie war es auch heute noch.«
»Nun ja,
sie hatte blondes halblanges Haar, blaue Augen und sie war groß und schlank. Das
heißt, sie war sehr attraktiv und bestimmt manch anderer Frau ein Dorn im Auge.«
Florian
sah sie an.
»Siehst
du …«, Jana lächelte. »Sie war genau dein Typ.«
»Und was
ist mit dir? Du bist dunkelhaarig, hast braune Augen und bist eher mittelgroß.«
»Ausnahmen
bestätigen die Regel«, konterte Jana.
Florian
seufzte. Manchmal war ihr Röntgenblick lästig, vor allem wenn sie versuchte, Tiefenpsychologie
zu betreiben.
Er räusperte
sich und verlangsamte den Schritt. Schließlich blieb er stehen.
»Sieht man
von hier das Zimmer der Rektorin?«, fragte Jana.
»Nein. Ihr
Büro führt auf den Innenhof, mit Blick auf das Atrium und den größten Pausenhof.
Dort hat sie die Schüler im Auge.« Er warf einen Blick auf die
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