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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Uhr seines Handys.
»Gleich müsste es klingeln, Schulschluss. Lass uns hier auf Luz warten.« Kaum hatte
er die Worte ausgesprochen, ertönte der schrille, lang anhaltende Ton der Schulklingel,
und nur einen kurzen Moment später strömten Mengen von lärmenden Kindern auf den
Ausgang zu. Erneut fiel Florian auf, dass viele dunkelhäutige Kinder darunter waren.
    »Freitags
bis in den späten Nachmittag hinein Unterricht haben … das hätte es früher nicht
gegeben«, sagte Jana.
    Florian
nickte. »Das hier ist eine Eliteschule, hier wird gepaukt ohne Ende, und wenn die
Lehrer ihr Wissen in die Schüler hinein gehämmert haben, setzen die Eltern sie zu
Hause ans Klavier oder schicken sie in die Ballettstunde. Wenn ich ein Kind hätte,
bekäme es jedenfalls genug Gelegenheit, um sich auf Bäumen die Hosen zu zerreißen
oder im Freibad herumzutollen …« Er hielt inne. »Sieh mal …dort!« Seine Miene wurde
starr. »Der Mann da vorn, der hat doch die ganze Zeit vorhin dort in der Nähe der
Eiche gestanden, ich dachte, er will sein Kind abholen.«
    »Ja, und?
Will er das nicht?«
    »Er holt
nicht sein Kind, er holt Luz. Sam ist es jedenfalls nicht.«
    Jana reckte
den Kopf. »Was?«, fragte sie entgeistert.
    »Er holt
Luz«, wiederholte Florian aufgeregt.
    »Wo?«
    »Jetzt ist
er dort hinten, hinter dem Mauervorsprung am Eingang. Da steht er, zusammen mit
der Kleinen.« Florian setzte sich eilig in Bewegung. Plötzlich hielt er inne. »Nein,
warte. Wir schauen uns das noch einen Moment an. Ich will sehen, wie Luz auf ihn
reagiert, womöglich kennt sie ihn.« Er hielt Jana am Ärmel und sah gebannt in die
Richtung des Mädchens. Der Mann hatte inzwischen das Kind erreicht. Er sprach Luz
an, doch Florian und Jana waren nicht nah genug, um sich ein Bild davon machen zu
können, ob sie mit ihm vertraut war oder nicht. Die beiden sprachen miteinander,
und nach einem Moment hielt er ihr etwas hin, das aussah wie ein größeres Stück
Papier. Luz neigte den Kopf. Florian zog sein Handy aus der Hosentasche und schoss
rasch ein paar Fotos.
    »Was will
er von ihr?«, flüsterte Jana.
    »Ich glaube,
er hält ihr ein Foto hin«, raunte Florian. Sie beobachteten, wie der Mann, völlig
unerwartet, mit schweren Händen Luz’ Schultern umfasste.
    »Was macht
der da? Komm, schnell …« Florian begann zu rennen und Jana folgte ihm, doch in genau
dem Moment drehte der Mann sich zu ihnen um, ließ kurz darauf das Papier in seiner
Jackettasche verschwinden und rannte in die Schule. Seltsamerweise ging Florian
in diesem Moment die völlig profane Frage durch den Kopf: Warum trägt er bei
dieser Affenhitze ein Jackett?
    »Kümmere
du dich um Luz«, schrie er Jana über die Schulter zu und dann war auch er auf dem
Hof des Gebäudes verschwunden.
     
    Florian war so außer Atem, dass
er nach Luft schnappte. Er stützte sich mit einer Hand am Türrahmen eines Klassenzimmers
ab und öffnete sie mit der anderen. Leer. Auch hier keine Spur von ihm. Der Unbekannte
war verschwunden, er hatte sich auf mysteriöse Art und Weise in Luft aufgelöst.
Was hatte er von Luz gewollt? Florian lehnte sich gegen die Wand und zog das Handy
aus der Tasche. Jana nahm direkt ab.
    »Hast du
ihn gesehen? Ist er wieder heraus gekommen?«, fragte er keuchend und sagte: »Er
ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Den Haupteingang
hat er mit Sicherheit nicht passiert, ich hatte den Eingang die ganze Zeit im Visier.«
    »Der Mistkerl
hat uns ausgetrickst. Ist Luz noch bei dir?«
    »Ja.«
    »Kannte
sie ihn?«
    »Sie sagt
nein.«
    »Ich bin
in wenigen Minuten zurück, versuche, sie so lange bei dir zu behalten, ja?«
    »Ich kann
es probieren.« Jana legte auf.
    Florian
betrachtete die Fotos, die er vor wenigen Minuten aufgenommen hatte. Der Mann war
nur im Halbprofil erkennbar. Mittelgroß, braunweiß kariertes Jackett, kurzes mittelblondes
Haar. Er klickte die Fotos wieder weg und steckte sein Handy zurück in die Hosentasche.
Fünf Minuten später stand er vor der Tür von Susan Gayles Vorzimmer und klopfte.
Niemand rief ihn herein, und so drückte er auf die Klinke. Das Zimmer war bis auf
die Möbel leer, der Sekretariatsplatz unbesetzt, was am Freitagnachmittag um diese
Zeit allerdings nicht ungewöhnlich war. Florian blieb vor dem Schreibtisch stehen
und lauschte, aus dem Nachbarzimmer drang die gedämpfte Stimme der Rektorin. Leise
ging Florian hinüber zum Fenster und spähte hinunter auf den großen Schulhof. Jana
und Luz saßen immer noch auf der Mauer, und er

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