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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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In der Hand hielt sie ein Eis, das sie an einem Büdchen
gekauft hatte, ein Trost-Eis gewissermaßen. Nun versuchte sie, die milchigen Tropfen,
die den Stiel herunterrannen, mit der Zunge aufzufangen und das Abrutschen der schmelzenden
Masse zu verhindern.
    Florian
seufzte. »Ich weiß. Sie hält sich für das Zentrum eines Sonnensystems, das Marie-Louise
Halstaff heißt.«
    »Sieht so
aus, und alles muss sich um sie drehen.« Jana widmete sich verbissen ihrem Eis,
das bereits um die Hälfte geschrumpft war.
    »Sie kann
auch sehr liebenswert sein«, versuchte Florian die Kritik abzuschwächen und fügte
hinzu: »Im Grunde ist sie ein Schatz.«
    Jana bedachte
ihn mit einem belustigten Blick. »… Mama-Sohn?«
    Florian
schluckte den Ärger, der in ihm aufstieg, herunter. »Was willst du hören?«
    Jana zuckte
mit den Schultern.
    »Erwartest
du ernsthaft eine Antwort?«
    »Nein.«
Schweigend gingen sie nebeneinander her, und irgendwann wechselte sie das Thema,
was er als Friedensangebot interpretierte: »Du hast deine Mutter nach Luz gefragt.
Wenn sie aus Guatemala stammen sollte, was hätte das für eine Relevanz?«
    »Im Grunde
genommen wohl keine«, gab Florian zu. »Aber es wäre in jedem Fall ungewöhnlich,
beinahe 30.000 Dollar für ein Kind aus Mittelamerika finde ich sehr viel …ich glaube,
die Kinder aus China und Russland sind billiger.« Er kratzte sich an der Stirn.
»Ist das nicht grotesk? Allein, dass wir hier über Preise für Kinder reden …«
    »Die Schacherei
um adoptierte Kinder ist unerträglich, und seitdem jeder zweite Promi in den USA
mindestens eins adoptiert, ist daraus ein Trend geworden. Kinder zu adoptieren ist chic und darfeine Menge kosten. Man tut ja schließlich etwas Gutes.«
Jana kickte mit dem Fuß einen kleinen Stein aus dem Weg.
    Er seufzte,
dazu gab es nichts zu sagen. Sein Blick wanderte zur Gereonsmühle , Bestandteil
des nördlichen Stadtmauerrestes. Sie war einer von zwei Halbtürmen, der im 15. Jahrhundert
zu einer Windmühle umgebaut worden war. Ihr Anblick rief in ihm wie so oft auch
in diesem Moment eine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten hervor, Zeiten, die er zwar
nur aus Geschichtsbüchern und aus der Beschreibung historischer Romane kannte, die
aber genau deswegen umso verlockender für Spaziergänge auf den Pfaden seiner Phantasie
waren. Waren die vergangenen auch die besseren Zeiten? Wohl kaum. Das Gelände, auf
dem sich das ehemalige Klingelpütz-Gefängnis als nationalsozialistische Hinrichtungsstätte
befunden hatte und das direkt hinter dem Park und der Stadtmauer lag, zeugte davon.
    Florian
fasste Jana am Arm und machte Anstalten, die Straße zu überqueren. »Lass uns dort
drüben noch eine Viertelstunde auf eine Bank setzen, ja?« Die Grünfläche, die sie
ansteuerten und die direkt vor der Stadtmauer lag, gegenüber von ihrem Büro, war
überschaubar. Oft hingen hier Junkies rum, viele mit Hunden, sowie Mütter mit Kindern,
die sich regelmäßig bei der Stadt über weggeworfene Spritzen beschwerten, und Rentner
mit Plastiktüten.
    Jana warf
den Holzstiel ihres Eises in den Papierkorb und ließ sich neben Florian auf die
Bank fallen. Sie schob den Stoff ihres Rocks hoch hinauf auf die Beine, und fächelte
sich mit den Stoffzipfeln ein wenig Luft zu.
    »Hast du
heute noch viel zu tun?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf Richtung Büro.
    Florian
sah sie an, sie hatte schon wieder so ein merkwürdiges Gesicht. Die Süße der Eiscreme
schien sie nicht milder gestimmt zu haben. In der Nacht hatte sie weit abgerückt
von ihm geschlafen, am anderen Ende seines zwei Meter mal zwei Meter großen Bettes.
Die Frage nach einer gemeinsamen Wohnung war am Abend erneut von ihr aufgeworfen
worden, und nachdem er wieder nur ausweichend geantwortet hatte, war sie aus dem
Zimmer gegangen. Irgendwann war sie zurückgekehrt und hatte gesagt: »Es war das
letzte Mal, dass ich dich darauf angesprochen habe.« Kurze Zeit später, als sie
bei weit geöffnetem Fenster im Bett gelegen hatten, hatte sie ihm wortlos einen
Kuss gegeben, und er hatte so fade wie Esspapier geschmeckt. Dann hatte sie sich
ein Stück des weißen Lakens um den Leib geschlungen und war weit entfernt von ihm
eingeschlafen.
    »Ich verstehe
nicht, warum Sam sich darüber ausschweigt, wo er war, als Sabrina starb. Was hat
er zu verbergen?« Florian sah in den Himmel.
    Jana erwiderte
nichts.
    »Außerdem:
Warum hat er der Polizei verschwiegen, dass er mit der Waffe eines inzwischen verstorbenen
Freundes im Herbst

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