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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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herauszufinden?“ Ein Lächeln, ein Zwinkern und eine Hand, die sich auf ihre Schultern legte.
    „Spannender vielleicht, aber sicherer und einfacher wäre die andere Variante.“ Ein wenig Melancholie schlich sich in ihre Gedanken.
    „Ein Weg kann immer nur vorwärts führen, selbst wenn du rückwärts gehst, Hüterin.“ Er streckte sich kurz. „Vergiss nicht auf deinen eigenen Weg zu achten, wenn du immer nur die der anderen im Auge behältst.“
    „Das sagt sich so einfach.“ Antigone schüttelte den Kopf. Der Kummer lastete schwer auf ihr, schien sie immer weiter niederzudrücken. „Aber wenn ich sie nicht mehr beobachte, verliere ich sie vielleicht … für immer.“
    Maurice blickte sie für einen Augenblick an, ehe er sie in die Arme schloss. „Dann folge ihren Wegen, Hüterin. Vielleicht verbirgt sich deiner unter ihnen.“
    Sanfte Ruhe kehrte ein. Wie ein Hauch, der sich einem Balsam gleich über alles legte und die Kanten glättete.
    Antigone versank einen Moment in dem Gefühl.
    „Danke“, flüsterte sie. Sie genoss die Wärme. Erst Augenblicke später hob sie die schweren Lider. „Maurice?“
    „Ja?“
    „Wenn ich dich um eine Zukunft des Zirkus bitte“, sie stockte kurz, „würdest du sie ihm dann gewähren?“
    „Wie kommst du darauf, dass ich das entscheiden könnte?“
    Etwas in seinem Blick ließ Antigone die Augen abwenden. „Vielleicht will ich einfach nur deinen Glauben daran“, meinte sie schließlich.
    „Den hast du“, seine Stimme klang fest, keine Zweifel, keine Bedingung.
    Sie seufzte. „Ich würde alles tun“, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm, „um dem Zirkus eine ewige Existenz zu geben. Eine Zukunft …“
    „Alles, ist ein sehr gewagtes Opfer, meine Schöne.“
    Etwas schien sich in ihr zu winden. Eine Vergangenheit, die versuchte die Oberhand zu gewinnen. Erst als sie erneut Maurices Hand spürte, ebbte der Kampf ein wenig ab. Antigone schluckte.
    „Ich werde mich hinlegen. Es ist spät.“
    „Tu das. Gute Nacht, Hüterin.“ Maurice zog den Hut mit einer eleganten Bewegung vom Kopf, drehte ihre Hand in der seinen und hauchte einen Kuss darauf.
    Sie nickte ihm freundlich zu und ging zu ihrem Wagen.
    ***
    In der Nacht glühte eine kleine Flamme auf. Die nächste Zigarre wurde angesteckt und der Blick des Direktors folgte ihrem Weg.
    „Des Schicksals Wege sind verworren und zuweilen sogar unsichtbar … “ sein Blick ging nach oben in die Leere des Himmels. „Manchmal selbst … für euch, nicht wahr?“
    Das Glimmen erlosch.

5. 0 – Der Narr
    Noch ein Tag brach an, noch ein Berg voller Wäsche wartete. Faith seufzte, als sie wieder zu Mischka kam, und erneut mit den Überbleibseln ihres Verfolgungschaos konfrontiert wurde. Es wollte und wollte nicht weniger werden. Fast den ganzen Tag hatte sie gestern damit zugebracht, am Fluss zu sitzen und ein Stück nach dem anderen von Staub und Schmutz zu befreien. Trotzdem verkleinerte sich der Wäscheberg nur gering.
    „Keine Müdigkeit.“ Mischka erschien und blickte sie streng an. „Die Sachen waschen sich nicht von allein und wir können nicht ewig hierbleiben, alles muss wieder reisebereit sein.“
    „Brechen wir denn schon wieder auf?“, murrte Faith.
    „Noch ist nichts bekannt“, meinte die Schneiderin, während sie sich an kaputten Stücken zu schaffen machte. „Aber wir lagern hier nur. Wenige Tage von hier ist eine große Stadt, bei der wir sicher richtig haltmachen. Demnächst müsste es also weitergehen. Wir müssen schließlich auch ein wenig Geld verdienen.“
    „Oh je“, der Blick des Mädchens fiel wieder auf den Wäscheberg. Unüberwindlich, unerreichbar, unschlagbar. „Haben wir nicht einen Neuzugang hier?“, fragte sie schließlich. „Man muss den Neuen doch gleich die tägliche Arbeit näherbringen.“
    Mischka fuhr zu ihr herum, zog tadelnd eine Augenbraue hoch. „Woher weißt du denn schon von Lillian?“, fragte sie ernst.
    So hieß die junge Frau also, die sie gestern gesehen hatte. Sie war eine wahre Schönheit und Faith hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass sie hier im Zirkus bleiben würde. Sie hatte etwas Geheimnisvolles an sich. Etwas, das begeisterte und faszinierte. Gerne hätte sie mehr mit ihr geredet, doch schien der Moment noch nicht günstig gewesen zu sein.
    „Ist ja auch egal“, meinte Mischka und hob mahnend den Finger. „Du wirst die Arbeit nicht auf sie abwälzen. Sie ist neu und muss sich eingewöhnen. Was du und Jack hier angerichtet habt, das

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