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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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dem, was heutzutage normal war. Ein langer Rock mit Fransen, ein Taillenkorsett und darunter ein weißes Hemd, dessen Ärmel weit über ihre Finger gefallen wären, wenn im Moment nicht alles einfach nur nass an ihrer Haut geklebt hätte. Um die Hüften hatte sie ein paar Tücher geschlungen und ihre Haare mit einem dünnen Schal verflochten, was den Zopf, der ihr über den Rücken fiel, noch dicker wirken ließ.
    Die meisten Frauen im Zirkus trugen lange Ohrringe und auch sonst viel Schmuck. Die Kleidung war bunter als die einfachen Kleider der Menschen, die nicht durchs Land zogen. Die Zweiteiler der Städter waren farblich immer passend. Ein einheitliches Aussehen schien Pflicht. Zirkusschnitte waren anders, was nicht zuletzt auch daran lag, dass im Zirkus jeder seine Kleidung von Mischka bezog, die alles selbst entwarf, oder nach den Wünschen derer aus dem Zirkus anfertigte.
    „Ich … ich sollte wirklich langsam gehen“, meinte sie schließlich ausweichend und wich etwas zurück. Sie verstand selbst nicht, warum sie sich so verhielt. Etwas trieb sie, hierzubleiben oder seine Begleitung zumindest zuzulassen. Doch die Warnungen von Antigone ließen es nicht zu. „Vielen Dank noch mal für die Rettung.“
    „Keine Ursache.“ Er nahm seine Tasche und zwinkerte ihr freundlich zu. Gerade, als sie sich endgültig umdrehen wollte, sprach er noch einmal: „Darf ich wenigstens den Namen der hübschen Frau erfahren, die ich gerettet habe?“
    Interessierte ihn das wirklich? Ein Gefühl strömte durch Faith, das sie noch nie erlebt hatte. Sie lächelte. „Ich bin Faith“, sagte sie dann und nickte in seine Richtung.
    „Freut mich, Faith.“ Sein Lächeln schien noch wärmer zu werden. „Mein Name ist Aaron. Vielleicht sehen wir uns ja mal in deinem Zirkus.“
    Faith machte einen kleinen Knicks, drehte sich um und war auf dem Weg nach Hause. Sie spürte wie ein Lächeln ihr Gesicht beherrschte. Ein Mensch, der so nett war und ihr sogar das Leben gerettet hatte, konnte doch keine Gefahr für den Zirkus sein. Vielleicht würde sie doch einmal Antigone um eine Ausnahme bitten. Vielleicht würde sie ihm ihre Welt zeigen können. Warum wollte sie das nur? Sie wusste nicht, woher der Drang kam ihm, einem Fremden, ihr Leben zu offenbaren. Aber er war da und er verschwand nicht. Aaron hatte sich so überaus freundlich um sie gekümmert, sich um sie gesorgt und alles, ohne sie mit misstrauischen Blicken gestraft zu haben.
    Faith fühlte sich seltsam beschwingt. Sie federte richtig beim Gehen.
    ***
    Die dunklen Augen, die im Schatten aufgeblitzt waren, hatten weder Faith noch ihr Retter bemerkt. Und auch nicht die Gefühle, die dahinter standen. Ein Rascheln und Knacken war zu hören. Doch beide waren zu weit weg gewesen, zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
    ***
    Für Faith war etwas passiert, was sie nie für möglich gehalten hatte. Sie hatte jemanden gefunden, der nicht aus dem Zirkus stammte, und der trotzdem ihr Interesse geweckt hatte. Alles in ihr war verdreht und schien neuen Mustern zu folgen. Sie war fast beim Lager, als ihr die Wäsche einfiel.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Wenn Mischka sehen würde, dass sie alles zurückgelassen hatte, würde sie den Rest ihres Lebens mit Strafarbeiten verbringen müssen.
    Mit einem erschrockenen Aufschrei machte Faith kehrt und lief zu der Stelle, wo sie den Umhang verloren hatte. Ein kurzer Panikschub, doch alles war immer noch so, wie sie es zurückgelassen hatte. Zum Glück!
    Sie kniete nieder und sammelte zusammen, was noch herumlag. Auch der Umhang wurde letztlich einfach auf den Berg geworfen. Ob schon gewaschen oder noch nicht, interessierte sie im Moment nicht. Ihr Blick folgte dem Flusslauf. Für einen Augenblick erlebte sie noch einmal den Moment, als er sie aus dem Wasser gezogen hatte, seine starken Arme sie umfingen. Wieder breitete sich das Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Scheinbar konnten auch die schlimmsten Momente im Leben etwas Gutes bewirken. Dann raffte sie sich auf, hob den Korb und ging zurück ins Lager.
    Keuchend kam sie oben an.
    „Himmel, Kind“, Mischka war die Erste, die sie sah. „Was ist denn mit dir passiert? Du solltest doch nur die Stücke waschen und nicht dich selbst!“
    Faith verzog ein wenig gequält das Gesicht, sah zu der Zirkusmutter auf und versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. „Mit mir ist alles in Ordnung.“
    „So siehst du ganz und gar nicht aus.“ Mischka kreischte kurz schrill auf, als sie das

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