Zirkus zur dreizehnten Stunde
anderen sorgst.“ Er beugte sich hinab und nahm Clothos kleinen Körper auf die Arme.
Ein leichtes Schnauben erklang. Cael schloss lächelnd die Augen.
Maurice drehte sich um, ging die ersten Schritte zurück zum Lager.
„Maurice“, die Stimme des Vampirs ließ ihn noch einmal anhalten. „Warum tust du das dem Zirkus an?“
„Das gleiche könnte ich dich fragen“, meinte er nur und berührte sanft seine Hutkrempe.
„Ich bin einer von den Bösen.“ Ein Lächeln huschte über Caels Lippen. „Welche Ausrede hast du?“
„Ich habe ein Versprechen gegeben.“ Cael kam nicht dazu Maurice weiter zu befragen. Nach ein paar Schritten war er verschwunden. Wie ein Schatten in der Nacht.
„Der Zirkus muss leben …“ Täuschte sich Cael oder waren das die letzten Worte, die er noch im Wind flüstern hörte?
17. II – Die Hohepriesterin
Die letzten Stimmen riefen aufgebracht in dem großen Saal, als Damian um die große Säule auf Bajah zusteuerte.
„So einfach kann man sie nicht besiegen“, meinte er großspurig. „Ich habe euch doch gesagt, dass man anders vorgehen muss.“
„Du warst doch derjenige, der sie hergeführt hat.“ Die Hexe fuhr zu ihm herum und funkelte ihn an. „Du bist schuld am Tod meiner Kinder.“
„Dass sie Reiko folgte, liegt nicht an mir.“ Der Magier stemmte die Hände in die Hüften. „Außerdem, Opfer müssen gebracht werden. Ihr wollt den Zirkus verschwinden sehen, dann seid bereit, auch etwas dafür einzusetzen. Der Zwischenfall war unerfreulich, ist aber nicht mehr zu ändern.“
„Du hast auch nie erwähnt, dass Cael im Zirkus ist“, fauchte sie erneut.
„Das stimmt.“ Damians Gesicht wurde ernst. „Er gehört auch nicht dazu. Niemals hätte sich jemand wie er dem Zirkus angeschlossen.“ Die Hand, die er in einer seiner Taschen hielt, ballte sich zur Faust. Was machte Cael bei Antigone? Warum half er ihr?
Doch das musste warten. Egal ob er hier war oder nicht, er würde nicht auf alle aufpassen können. Und so wie es klang, war dem Vampir der Zirkus ohnehin egal und sein Fokus lag auf der Wächterin selbst.
„Es werden weitere aus dem Zirkus kommen.“ Er wandte sich um. „In Zukunft folgt ihr besser meinem Plan, dann werden die Opfer auf eurer Seite deutlich dezimiert.“ Mit einer ruckartigen Bewegung drehte er sich um und ging. Er erreichte einen etwas abgeschotteten Teil im Raum, sein Lager. Kurz darauf hörte er sanfte Schritte.
„Warst du erfolgreich?“, fragte er ohne sich umzudrehen.
„Wenn es um das Thema der Verführung geht, bin ich ungeschlagen.“ Eva trat hervor. Ein kalter Hauch umgab sie und ließ die Temperatur um sie herum rapide fallen. „Auch wenn ich normalerweise Männer bevorzuge.“ Sie zuckte die Schultern. „Das Mädchen war leicht zu beeinflussen. Sie wird sicher bald das Ersehnte herbringen.“
„Ist alles vorbereitet?“
„Die Beute kann jederzeit ankommen.“ Eva lächelte und besah sich zufrieden ihre Fingernägel. „Was hast du eigentlich noch vor?“ Ihre Augenbrauen hoben sich interessiert.
„Ich werde noch ein wenig den Zirkus untersuchen.“ Er lächelte. „Ein Überblick, wer noch in Frage kommt, wird sich sicher lohnen.“
„Wenn du mich nicht brauchst …“ Sie streifte die Nägel an ihrem Oberteil ab. „Ich werde in London unterwegs sein.“
„Ich kann auf mich aufpassen.“ Damian nickte nur. „Tu also ruhig, was dir lieb ist.“
Eva trat nach hinten und war verschwunden. Sollte sie Kräfte sammeln. Sie würde es brauchen. Er nahm sich einen Mantel und warf ihn über. Seine Schritte führten direkt auf die Wand zu, die plötzlich verschwamm und einen Weg freigab. Kurz darauf kam er unter der Brücke an. Sein Weg führte ihn durch die Gassen Londons.
Das Viertel war recht heruntergekommen. Huren tummelten sich, Trunkenbolde schwankten grölend durch die Nacht. Damian blickte angewidert umher. Er hatte niemals begriffen wie Antigone verlangen konnte, dass sie sich vor diesen Wesen versteckten. Es wäre ein leichtes gewesen eine Stadt zu kontrollieren. Diesen Pfuhl einfach auszulöschen oder zu beherrschen. Stattdessen spielten sie die Clowns für diese mindere Rasse.
Ein Klirren unterbrach seine Gedanken. Es kam aus einer der Seitenstraßen, fern ab des normalen Trubels. Etwas zog Damian an. Je weiter er ging, umso mehr hörte er ein keuchendes Atmen. Schließlich trat er halb um eine Ecke.
Eine Gestalt kniete am Boden und sammelte einige Skalpelle und Klingen ein. Sie nahm ihn nicht wahr.
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