Zirkuskind
Seite, und die Frau schmiegte sich an ihren
Rücken. In dieser Stellung berührten ihre Brüste Nancys Schulterblätter, und ihr
Atem strich durch Nancys Haar. Nancy war von der Geschmeidigkeit der langen, schmalen
Taille der Frau beeindruckt – davon, wie biegsam sie sich ihren breiten Hüften und
ihrem runden Hinterteil anpaßte. Zu Nancys Verwunderung waren die Hände der Fremden,
die ihre schweren Brüste zärtlich hielten, noch größer als ihre eigenen.
»So ist es besser,
nicht wahr?« fragte die Frau.
»Ja«, flüsterte
Nancy, aber ihre Stimme klang ungewohnt heiser und weit weg. Die Umarmung der Frau
wurde von einer Müdigkeit begleitet, die sich nicht abschütteln ließ; vielleicht
war das auch ein neues Fieberstadium, das den Beginn eines tiefen, traumlosen Schlafes
ankündigte.
Nancy hatte noch
nie mit den Brüsten einer Frau im Rücken geschlafen. Erstaunt stellte sie fest,
wie beruhigend das war, und fragte sich, ob Männer genau das empfanden, wenn sie
in dieser Haltung einschliefen. Mit dem eigenartigen Gefühl, daß der träge und normalerweise
recht kleine Penis eines Mannes ihr Gesäß streifte, war Nancy freilich schon eingeschlafen.
Als ihr das, an der Schwelle zum Schlaf, zum Bewußtsein kam, fand sie sich plötzlich
in einer ungewöhnlichen Situation, die ganz gewiß in den Bereich der Träume oder
des Fieberwahns gehörte, denn sie spürte, wie sich – gleichzeitig! – die Brüste
einer Frau an ihren Rücken drückten und der schläfrige Penis eines Mannes an ihr
Gesäß schmiegte. Wieder so ein Fiebertraum, dachte Nancy.
[374] »Meinst du nicht,
daß sie überrascht sein werden, wenn sie kommen?« fragte die schöne Frau, aber Nancys
Bewußtsein war zu weit weggedriftet, als daß sie hätte antworten können.
Nancy ist Tatzeugin
Als Nancy
aufwachte, lag sie allein im Mondlicht, roch das Ganja und lauschte Dieter und Beth,
die hinter der Trennwand flüsterten. Die Ratten auf dem Holzgitter verhielten sich
so still, daß man den Eindruck bekam, sie würden auch horchen – vielleicht waren
sie ja auch stoned, weil Dieter und Beth wie die Wilden kifften.
Nancy hörte, wie
Dieter Beth fragte: »Was war die erste sexuelle Erfahrung, bei der du dich gut und
sicher gefühlt hast?« In der Stille, die folgte, begann Nancy stumm zu zählen. Natürlich
wußte sie, was Beth dachte. Dann sagte Dieter: »Masturbieren, stimmt’s?«
Nancy hörte, wie
Beth »Ja« flüsterte.
»Jeder Mensch ist
anders«, erklärte Dieter dem Mädchen philosophisch. »Du mußt einfach herausfinden,
was für dich das beste ist.«
Nancy lag da und
beobachtete die Ratten, während sie Dieter zuhörte. Er brachte Beth dazu, sich zu
entspannen, wobei sie zumindest soviel Anstand besaß zu fragen, wenn auch nur einmal:
»Und was ist mit Nancy?«
»Nancy schläft«, sagte Dieter. »Nancy hat nichts dagegen.«
»Ich muß mich dazu
auf den Bauch legen«, sagte Beth.
Nancy hörte, wie
Beth sich umdrehte. Eine Zeitlang hörte man kein Geräusch, und dann begannen sich
Beths Atemzüge zu verändern, während Dieter sie flüsternd anspornte. Man hörte das
Geräusch schlabbriger Küsse und Beths Keuchen, und dann stieß Beth einen eigenartigen
Ton aus, bei dem die Ratten über [375] die Oberkante der Trennwand flitzten, so daß
Nancy mit ihren großen Händen erschrocken nach dem Spaten griff.
Während Beth noch
stöhnte, sagte Dieter zu ihr: »Warte mal. Ich habe eine Überraschung für dich.«
Die Überraschung
für Nancy bestand darin, daß der Spaten verschwunden war; sie war sicher, daß sie
ihn mit ins Bett genommen hatte. Sie wollte Dieter damit gegen die Schienbeine schlagen,
nur um ihn auf die Knie zu zwingen, damit sie ihm sagen konnte, was sie von ihm
hielt. Beth würde sie noch eine Chance geben. Als sie unter dem Moskitonetz hindurch
den Boden nach dem Spaten abtastete, hoffte sie noch immer, zusammen mit Beth nach
Rajasthan fahren zu können.
Da bekam ihre Hand
den nach Jasmin duftenden Sari zu fassen, den die wunderschöne Frau in ihrem Traum
getragen hatte. Nancy zog ihn zu sich ins Bett und atmete seinen Duft ein. Er brachte
die Erinnerung an die wunderschöne Frau zurück – an ihre ungewöhnlich großen, kräftigen
Hände, ihre ungewöhnlich hohen, festen Brüste. Zuletzt kam die Erinnerung an den
ungewöhnlichen Penis der Frau, der sich, zusammengeringelt wie eine Schlange, an
Nancys Gesäß geschmiegt hatte, während sie in den Schlaf hinüberglitt.
»Dieter?« versuchte
Nancy zu flüstern,
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