Zirkusluft
ohne Probleme auf seinem Computer finden? Hatte Ihr Mann keine Angst, dass sein Geheimnis auffliegt?«
»Überhaupt nicht. Es war ihm immer völlig klar, dass ich überhaupt keine Ahnung von dieser ganzen Materie habe.«
Sie machte eine kurze Pause.
»Trotzdem hatte er den Zugang zu der Kiste mit einem Passwort gesichert.«
Lenz hob interessiert den Kopf.
»Und…?«
Sie musste ein leichtes Grinsen unterdrücken.
» HassanTopuz . Peter brauchte keine zwei Minuten, um reinzukommen .«
»Peter, und weiter?«, fragte der Kommissar und zog einen Stift und einen kleinen Block aus der Jackentasche.
»Das würde ich gerne für mich behalten.«
Lenz bedachte sie mit einem vielsagenden Blick.
»Na ja, jetzt wird es ja sowieso rauskommen. Und eigentlich ist es mir auch ganz recht so. Also, Peter Wohlfahrt, Eisenschmiede 33 hier in Kassel.«
Lenz schrieb die Daten auf und steckte den Block zurück.
»Danke. Haben Sie irgendjemand von Ihrer neuen Liebe erzählt? Ihrer Schwester vielleicht?«
Die Frau senkte den Kopf.
»Nein, niemandem. Ich kann meine Schwester wirklich gut leiden, aber so ein Geheimnis muss ein richtiges Geheimnis bleiben.«
Lenz nickte und überlegte einen Moment. Wenn Topuz zur Tatzeit wirklich im Zug nach Hannover gesessen hatte, konnte er unmöglich Fehlings Mörder sein. Aber wie kam er dann zu den Schmauchspuren an seiner Hand?
»Hatte Ihr Mann eine Waffe, Frau Topuz ?«
Sie sah ihn mit großen Augen an.
»Nein. Zumindest weiß ich nichts davon. Aber zuzutrauen wäre es ihm.«
»Hm«, machte Lenz. »Ich würde gerne den Computer Ihres Mannes mit ins Präsidium nehmen, um die darauf befindlichen Daten analysieren zu lassen. Haben Sie etwas dagegen?«
Sie dachte ein paar Sekunden nach.
»Eigentlich nicht. Bekomme ich ihn zurück?«
»Das denke ich schon, ja.«
»Klingt nicht sehr überzeugend.«
»Doch, doch, natürlich bekommen Sie ihn zurück.«
»Dann können Sie ihn mitnehmen.«
Die Frau strich sich mit der flachen Hand über den Kopf.
»Apropos mitnehmen. Ich würde gerne hier die Biege machen. Wenn Sie sowieso zu meiner Wohnung fahren, könnten Sie mich mitnehmen.«
Lenz musste an Heini Kostkamp denken. Der Spurensicherer wäre vermutlich begeistert.
»Die Spurensicherung ist noch in Ihrer Wohnung.«
»Das macht nichts. Ich warte bei Oma Hilbert.«
Kurz darauf hatten sich Lenz und die Frau von der Psychologin verabschiedet und gingen auf die Ausgangstür des modernen Klinikbaus zu, als eine dunkelblaue Großraumlimousine auf den Hof schoss. Der Kommissar blieb stehen, sah nach draußen und bemerkte die grünen Aufkleber auf den Seitenflächen des Autos.
»Das Fernsehen ist da«, gab er Petra Topuz zu verstehen. »Wollen Sie mit denen sprechen?«
Sie sah ihn perplex an.
»Was soll ich denn sagen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Lenz die Frau am Arm hinter sich her und schob sie in eine Toilette.
»Warten Sie hier. Ich hole Sie ab, wenn die weg sind.«
Dann schlenderte er ruhig zum Eingang und drückte die Tür nach außen. Dort standen zwei Männer.
»Kennen Sie sich hier aus?«, wollte der eine wissen. Der andere hielt eine Kamera in der Hand.
»Ja, schon. Was gibt’s denn?«
»Hier soll die Frau des ermordeten Türken liegen. Wissen Sie was darüber?«
»Klar«, erwiderte der Kommissar. »Aber da kommen Sie ein paar Minuten zu spät. Die ist vor einer Viertelstunde in die Zentrale nach Merxhausen gebracht worden.«
»Scheiße!«, zischte der Kameramann. »Du und deine Weiber.«
Lenz verstand nicht genau, was er meinte, doch das war auch nicht notwendig. Die beiden drehten sich grußlos um, sprinteten zurück zu ihrem Wagen, sprangen hinein und verließen mit quietschenden Reifen das Gelände.
Zehn Minuten später wollte Lenz in die Westendstraße einbiegen, doch eine Armada von Kleinbussen, deren Fahrer jede noch so kleine Lücke und jeden Grasstreifen zum Parkplatz erhoben hatten, sorgte für einen veritablen Verkehrsinfarkt. Zwei Uniformierte wollten dem Chaos ein Ende bereiten, hatten jedoch nicht den Hauch einer Chance.
»Funk und Fernsehen. Die sind alle wegen Ihres Mannes hier. Und bestimmt auch wegen Ihnen«, vermutete der Kommissar.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte sie unsicher.
»Nichts wie weg hier«, erwiderte er, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los.
»Haben Sie jemanden, bei dem Sie für ein paar Stunden oder Tage unterkommen können?«
»Ja, bei meiner Schwester. Ich habe sogar einen Schlüssel für ihre
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