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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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etwa jedenfalls. Und vergiss deinen Sozialversicherungsausweis nicht, ohne den geht hier gar nichts.«
    Kommol griff in seine Jacke.
    »Schon klar, weiß ich.«
    Der Sicherheitschef winkte ab.
    »Lass stecken, ich brauch das Ding nicht. Die Schlipsträger wollen ihn haben. Aber wenn du noch einen Moment Zeit hast, kannst du gerne mitkommen und zusehen. Die Truppe ist echt gut, und sie wollen heute zum ersten Mal ihr neues Programm komplett ausprobieren.«
    »Klar, wenn das geht?«
    »Logisch. Ich muss doch meinen neuen Mann fürs Grobe einweisen.«
    Damit zog er ihn am Arm hinter sich her in das riesige Zirkuszelt. Dort begann in diesem Moment eine Gruppe von etwa zehn mit Trainingsanzügen bekleideten Männern und Frauen, sich die Hände mit Magnesia einzureiben. Sie lachten dabei laut und machten derbe Scherze auf Spanisch.
    »Bleib dicht bei mir, damit du nicht im Weg rumstehst , das mögen die Artisten nicht. Am besten guckst du einfach zu, was ich mache«, wies Heilmann seinen Begleiter an.
    »Schon kapiert«, erwiderte Kommol devot.
    Die argentinische Trapezgruppe erklomm über eine Leiter ihren luftigen Arbeitsplatz und begann, sich auf die nachmittägliche Trainingseinheit vorzubereiten. Jeder der Artisten nahm seinen Platz ein, und kurze Zeit später waren alle hoch konzentriert am Arbeiten. Der Sicherheitschef und sein neuer ›Mann fürs Grobe‹ beobachteten die Darbietung nur aus dem Augenwinkel, weil Heilmann immer wieder auf Details seiner Arbeit zu sprechen kam. Jetzt deutete er auf einen Punkt am gegenüberliegenden Ende des Zeltes.
    »Dort drüben neben der Säule ist es am ehesten zu erwarten, dass sich jemand unberechtigt Zugang verschafft, egal, ob während der Proben oder der Vorstellungen. Da musst du immer ein Auge drauf werfen. Bestimmt erzählen die Russen das auch ihren Leuten, da kannst du drauf wetten. Diese Nassauer versuchen ganz sicher, sich von dort aus anzuschleichen. Aber nicht mit mir.«
    Kommol nickte.
    »Ich werd’s mir merken. Was soll ich denn machen, wenn ich einen erwische?«
    Heilmann lachte erneut auf.
    »Keine Gefangenen, das gibt’s hier nicht. Die oberste Heeresleitung versucht zwar immer, mir einzureden, dass ich denen nicht gleich die Visage vermöbeln soll, aber bis jetzt hat sich noch keiner beschwert, den ich erwischt hab. Wird auch nie passieren, da kannste Gift drauf nehmen.« Er sah Kommol eindringlich an. »Also: keine Körperverletzung, aber eine klare Ansage. Und wenn sich einer wehrt, gibt’s eben eine Klatsche, Feierabend.«
    Wieder nickte Kommol .
    »Geht klar.« Dann zögerte er, als ob er noch etwas sagen wollte. Heilmann legte den Kopf schief.
    »Damit hast du doch hoffentlich kein Problem?«
    »Quatsch. Es gibt da nur ein anderes kleines Problem, von dem ich dir am besten gleich erzähle.« Er machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich hab eine kleine Tochter. Sie ist vier und lebt hier in der Stadt, bei ihrer Mutter.« Er zog ein kleines Foto aus der Jackentasche, auf dem ein bildhübsches blondes Mädchen mit langen Locken und einer riesigen Zahnlücke in die Kamera grinste. »Und um die will ich mich halt so gut kümmern wie möglich.«
    Heilmanns Miene hellte sich schlagartig auf.
    »Und das nennst du ein Problem? Du hast sie wohl nicht alle? Ich hab selbst so eine kleine Prinzessin, die auch bei ihrer bescheuerten Mutter lebt, aber weil ich die meiste Zeit unterwegs bin, sehe ich sie fast nie.« Wieder klopfte er Kommol kräftig auf die Schulter.
    »Also wenn du wegen der Kleinen mal frei brauchst oder später kommst, da hab ich vollstes Verständnis für. Total.«
    Über ihnen griff gerade einer der Flieger an den Händen des Fängers vorbei und stürzte mit einem lang gezogenen Schrei ins Fangnetz. Heilmann sah kurz hin und winkte ab.
    »Die haben sie nicht mehr alle. Jeder Einzelne von denen ist durchgeknallt, das kannst du mir glauben. Weißt du, wie weh das tut, in das verdammte Netz zu knallen?«
    Kommol machte ein fragendes Gesicht.
    »Schon klar, dass du das nicht weißt, Pete.« Erneut schlug der Sicherheitschef ihm mit der Faust leicht gegen die Schulter. »Aber wie es im ›Salambo‹ abgeht, das weißt du«, meinte er feixend. »Das weißt du ganz bestimmt.«
    »Ja, das weiß ich ganz genau«, antwortete der Schwarzhaarige und beobachtete fasziniert, wie der abgestürzte Argentinier sich mit einer geschickten Bewegung über das Ende des Fangnetzes rollte und unter dem Gejohle seiner Kollegen sofort wieder aufstieg.
    »Fallen die öfter

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