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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zur gleichen Zeit, von vier verschiedenen Kameras aufgenommen, sahen.
    »Geil!«, freute sich Hain. »Alles, was wir brauchen auf einem Monitor.«
    Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen waren von beeindruckender Qualität. Man sah den Bahnsteig, auf dem offensichtlich Fahrgäste die Einfahrt eines Zuges erwarteten. Bei jedem Teilbild war rechts unten die Uhrzeit eingeblendet. 8.17 Uhr. Jetzt kam Bewegung in die Menge der Wartenden, dann tauchte der Triebkopf eines ICE auf, und der Zug rollte nach und nach durch alle vier Bilder, bis er zum Stehen kam.
    »Faszinierend«, bemerkte Gecks .
    Lenz zog erneut das Foto von Topuz aus der Tasche und legte es neben den Monitor auf den Schreibtisch. Gebannt beobachteten die Polizisten die aus dem Zug hastenden Menschen, aber Topuz war nicht dabei.
    »Wiederholung?«, fragte Hain.
    »Nein, lass uns sehen, ob die Kollegin den nächsten Zug auch drauf hat.«
    »Davon gehe ich aus«, antwortete Hain und spulte langsam vorwärts. Nach etwa zwei Minuten weiterer Aufnahmen gab es eine kurze Unterbrechung, dann tauchte ein anderer Bahnsteig auf. Die Uhr zeigte nun 8.32, auch der Blickwinkel hatte sich verändert. Offenbar hielt der jetzt einfahrende Zug auf dem Gleis gegenüber. Wieder kam Bewegung in die wartenden Menschen, bevor der Zug einlief.
    »Da, das ist er!«, riefen alle drei gleichzeitig, als der junge Türke in einer der ICE-Türen auftauchte. Hain stoppte die Wiedergabe, fror das Bild ein und drehte sich um.
    » Voilà , die Herren. Bülent Topuz ist eindeutig nicht der Mörder von Reinhold Fehling.«
    Damit ließ er die Aufnahme weiterlaufen. Die Beamten sahen, dass Topuz den Wagen verließ. Er sah verwirrt aus, vielleicht auch wütend. Nachdem er sich ein paar Mal suchend auf dem Bahnsteig umgeschaut hatte, ging er zu einem an der Wand angebrachten Fahrplan, fuhr mit dem Finger über die einzelnen Daten und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Dann sah er kurz auf das Display seines Mobiltelefons, setzte sich erneut in Bewegung und verschwand aus dem Bild. Kurz danach war die Aufnahme beendet. Hain drückte eine Taste.
    »Keine Frau zu sehen. Und irgendwie keimt in mir der ungemütliche Verdacht, dass die ganze verdammte Lovestory eine einzige Verarsche gewesen sein könnte.«
    Lenz nickte.
    »Den Gedanken hatte ich auch gerade. Der wird nach Hannover gelockt, damit er kein Alibi hat und hier für uns den Mörder spielen kann. Fragt sich nur, von wem und für wen?«
    »Wollen wir es uns ein zweites Mal anschauen?«
    »Lass sein, Thilo«, erwiderte Lenz. »Wir wissen jetzt, dass er nach Hannover gefahren ist und demzufolge unmöglich Fehling erschossen haben kann. Also alles auf Anfang.«
    Gecks fuhr mit seinem Stuhl zur Seite und sah seine Kollegen an.
    »Aber was hat es dann mit den Schmauchspuren auf sich? Die hatte er an den Händen, da hilft auch die Fahrt nach Hannover nichts.«
    »Das haben Thilo und ich uns auch schon gefragt, aber leider keine befriedigende Antwort gefunden. Es könnte ein irrer Zufall sein, an den kein normaler Mensch jemals denken würde.«
    Hain verzog das Gesicht.
    »Nee, Paul, das glaub ich nicht. Da ist ein ganz ausgekochter Profi am Werk, der zuerst Fehling und danach den Topuz abgeknallt hat. Und der uns weismachen wollte, dass der eine der Mörder des anderen ist. Nur, wenn ich über ein Motiv nachdenke, stehe ich ziemlich schnell dumm da.«
    Lenz griff zum Telefon und wählte Kostkamps Nummer.
    »Ich bin’s, Heini«, meldete er sich. »Hast du ein Mobiltelefon in der Wohnung gefunden?«
    Er lauschte einen Moment dem Mann von der Spurensicherung, bedankte sich artig und legte auf.
    »Kein Telefon. Wenn Topuz es nicht im Lauf des Tages irgendwo verloren oder vergessen hat, muss der Mörder es wohl mitgenommen haben. Aber Heini will in einer halben Stunde hier sein und die ersten Ergebnisse präsentieren.«

18
    Wilhelm Vogt gab seinem Faktotum Walther Olms mit einer Geste zu verstehen, dass er allein gelassen werden wollte. Der 55-Jährige nickte, drehte sich um und verschwand lautlos. Vogt vergewisserte sich, dass die modifizierte Diffie-Hellman-Crypto-Funktion seines Mobiltelefons aktiviert war, die ein Abhören des Gesprächs unmöglich machte, und antwortete leise.
    »Auch Ihnen einen schönen guten Abend. Ein überraschender Anruf, wenn ich mich an unser letztes Gespräch erinnere.«
    »Durchaus, aber durchaus auch ein wichtiger Anruf. Ich muss Sie davon in Kenntnis setzen, dass unsere Geschäftspartnerin mich darüber informiert hat, dass

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