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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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die Lieferung schon übermorgen zugestellt werden kann. Allerdings hat sie mir auch mitgeteilt, dass sich der Preis der Ware um 50 Prozent erhöhen wird.«
    Franck konnte das Erstaunen seines Gesprächspartners spüren.
    »Hat sie eine Erklärung dafür abgegeben?«
    »Schwierigkeiten bei der Beschaffung und gestiegene Rohstoffpreise. Wenn ich sie richtig verstanden habe, ist ihr die Preisanpassung außerordentlich peinlich.«
    »Nun ja, wie auch immer. Unsere Zeitplanung lässt einen Anbieterwechsel definitiv nicht mehr zu, deshalb müssen wir wohl oder übel zustimmen, obwohl mir ein solches Geschäftsgebaren zuwider ist.«
    » D’accord , das sehe ich genauso. Aber ich bin wie Sie der Meinung, dass unser enger Zeitplan keine andere Option mehr sinnvoll erscheinen lässt.«
    »Hätten wir eine Alternative?«
    Franck dachte einen Moment nach.
    »Ich fürchte, nein.«
    »Dann werde ich die Anweisung sofort vornehmen.«

     
    Nachdem Franck das Gespräch beendet hatte, suchte er eine ältere Wishbone-Ash-Aufnahme aus, legte sie auf den Plattenteller und setzte sich wieder.
    Ein letzter Auftrag, dachte er. Der Traum eines jeden Hitman würde bei ihm zur Realität werden. Ein letzter Auftrag, der ihn für den Rest seines Lebens finanziell unabhängig machen würde.
    Es war ein weiter Weg für den Sohn eines Elsässer Winzers bis in dieses schäbige Appartement. Schule und abgebrochene Winzerlehre in Colmar , dann Eintritt in die französische Marine. Mit Einsatz und fast krankhaftem Ehrgeiz Karriere bis zum Führungsoffizier der Spezialeinheit Commando Hubert . Offene und geheime Einsätze in allen Krisengebieten der Welt, oft auch hinter den feindlichen Linien und unter größter Lebensgefahr. Dann die Verwundung während eines Einsatzes in Somalia und der Abschied aus dem operativen Dienst. Zweieinhalb Jahre als Militärausbilder in Calvi auf Korsika, danach der endgültige Abschied. Und die Enttäuschung darüber, wie Frankreich mit den ausgemusterten Spezialisten seiner Streitkräfte umgeht. Anwerbung durch den Geheimdienst und in der Folge gut bezahlter Killer; zuerst für die eigene Nation, danach für jeden, der genug Geld hatte, sich seine Dienste leisten zu können.

     
    Und nun Kassel. Wilhelm Vogts Unterhändler hatte über einen ehemaligen Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes den Kontakt zu ihm hergestellt. Sechs Wochen hatte er daraufhin jeden Stein umgedreht, den Vogt jemals in seinem Leben betreten oder überrollt hatte, um sich dann zu einem Sondierungsgespräch mit ihm zu treffen. Und schon vom ersten Moment an war er sicher, dass dieser Mann sowohl einen besonderen Auftrag als auch das Ticket in ein endgültig sorgenfreies Leben für ihn bereithielt.
    Er wusste, dass es auf der Welt drei, vielleicht vier Männer gab, die eine komplexe Aufgabe wie diese lösen konnten, und es machte ihn stolz, unter ihnen der Auserwählte zu sein. Der Preis, den er gefordert hatte, war ebenso außergewöhnlich wie die Anforderung, die an ihn gestellt wurde, und Vogt hatte nicht einen Moment versucht, mit ihm zu handeln.
    Als er vor etwas mehr als drei Monaten nach Kassel gezogen war, um sich mit der Stadt und den Bedingungen seines Auftrages vertraut zu machen, war ihm öfter die Frage durch den Kopf gegangen, was einen wohlhabenden, unabhängigen und angesehenen Menschen wie Vogt dazu trieb, einen solchen Massenmord in Auftrag zu geben. Dann jedoch entschied er sich, keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden und im Gegenzug einen ebenso perfekten wie perfiden Plan auszuarbeiten.

     
    Das Grundgerüst, die Idee, hatte Vogt entwickelt, ihm vorgetragen und zur Bedingung gemacht. Franck hatte die Details geprüft und eine Machbarkeitsstudie daraus abgeleitet. Nach einer großzügigen Kostenschätzung gab es ein abschließendes Gespräch zwischen ihm und Vogt.
    Sie haben die volle Freigabe für alle Kosten, die entstehen, solange der Erfolg der Aktion gewährleistet ist, hatte Vogt ihm lapidar mitgeteilt. Und als ob er den Wert seiner Worte dadurch unterstreichen wollte, hatte der Unternehmer die ersten zwei Millionen Euro auf ein von Franck speziell für diesen Auftrag errichtetes Konto bei einer Bank auf den Caymans eingezahlt. Danach waren sukzessive jeden Monat weitere Beträge gutgeschrieben worden, sodass Franck seit etwa einer Woche das komplette Honorar erhalten hatte, was eine seiner Bedingungen gewesen war.

     
    Er nahm die Fernbedienung in die Hand, erhöhte die Lautstärke ein wenig und dachte an

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