Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
Vom Netzwerk:
nicht all­zu große Be­deu­tung bei. Er kann­te sei­nen Job und ver­rich­te­te sei­ne Ar­beit zur Zu­frie­den­heit. Al­so, kei­ne Pro­ble­me zu er­war­ten.
     
    Die Cour­te­san soll­te aus Men­tor her­aus nach Eleu­syn­nia se­geln, dort aus­la­den und ei­ne neue La­dung auf­neh­men und dann wei­ter öst­lich Kurs auf Ques’Ryad neh­men, um er­neut die Fracht aus­zu­wech­seln. Schließ­lich stand noch ein kur­z­er Auf­ent­halt in Ela­him an, be­vor es zum Hei­mat­ha­fen zu­rück­ging. Die­se Fahr­t­rou­te war nichts Un­ge­wöhn­li­ches und wur­de im all­ge­mei­nen die „Gol­de­ne Rund­rei­se“ ge­nannt, weil sie an den reichs­ten Städ­ten des Golfs und der Welt Sta­ti­on mach­te und weil nur die bes­ten Schif­fe für die­se Rou­te aus­ge­sucht wur­den.
    Im Ver­lauf des Mor­gens wur­de das Schiff rei­se­fer­tig und zum Aus­lau­fen be­reit­ge­macht. Zu die­ser Zeit wa­ren die Docks von Men­tor durch die Un­zahl an Far­ben und das Ge­wim­mel der Be­we­gun­gen zu ei­nem bun­ten Wir­bel ge­wor­den – und da­für war die „Ju­we­len-Stadt“ be­rühmt. Krä­mer und Han­dels­her­ren, Bett­ler und Kö­ni­ge lie­fen ne­ben­ein­an­der auf den Ave­nu­en und Kais, die zu den Gang­ways der Schif­fe führ­ten. Ban­ner knat­ter­ten in der Mee­res­bri­se und zeig­ten so auch auf grö­ße­re Ent­fer­nun­gen die Stand­orte der ein­zel­nen Bu­den und Stän­de an. Die Wap­pen und Far­ben von un­ge­zähl­ten kö­nig­li­chen Häu­sern wett­ei­fer­ten mit­ein­an­der um Auf­merk­sam­keit und Eh­rung. Der Duft von ge­rös­te­tem Fleisch, ge­ba­cke­nen Nüs­sen und Pas­te­ten stieg auf und ver­misch­te sich mit dem Ha­fen­ge­ruch von frisch ge­fan­ge­nen Fi­schen, die jetzt in Kup­fer- und Ei­sen­kes­seln koch­ten.
    Aus der cho­reo­gra­phi­schen Ver­wir­rung, die sich ge­mein­hin die Docks von Men­tor nann­te, trat ei­ne ge­krümm­te Ge­stalt, merk­wür­dig be­klei­det in der brau­nen Sei­den­ro­be ei­nes Mönchs, kom­plett mit Ka­pu­ze und ei­nem Strick als Gür­tel um den Bauch. Er fiel Va­ri­an vor al­lem durch sei­ne Farb­lo­sig­keit in die­ser künst­le­ri­schen Pa­let­te aus Ge­räusch und Be­we­gung auf. Da Va­ri­an be­reits sei­ne Ar­beit er­le­digt hat­te, lehn­te er sich an den Steu­er­bord-Schan­de­ckel und be­ob­ach­te­te die ver­hüll­te Ge­stalt, wie sie sich müh­sam durch die Men­ge kämpf­te. Ge­le­gent­lich blick­te das Ge­sicht der Ge­stalt in die Son­ne. Va­ri­an konn­te se­hen, daß es sich um einen al­ten Mann mit Bart und grau­en Haa­ren han­del­te. Der Al­te starr­te wie je­mand in das Men­schen­trei­ben, der einen Be­kann­ten sucht, die­sen aber nicht ent­de­cken kann.
    Et­was Selt­sa­mes ging von dem Mann aus, et­was, was nicht hier­her ge­hör­te, was Va­ri­an sich nicht er­klä­ren konn­te. Daß er ihm über­haupt auf­ge­fal­len war, die­ser ge­bück­te Bett­ler, in dem zu­sam­men­ge­schmol­ze­nen, dick­flüs­si­gen Ge­drän­ge aus Far­ben und Auf­re­gung, war an sich schon merk­wür­dig ge­nug. Ir­gend­wie schwer­fäl­lig und doch ent­schlos­sen lief der Mann zwi­schen den Ver­kaufs­bu­den und Gang­ways her­um – ei­ne Gang­art, die auf ein ho­hes Al­ter hin­wies, ein hö­he­res Al­ter, als je­der sich er­träum­te, so als tra­ge die­ser Mann das Ge­wicht von Jahr­hun­der­ten auf sei­nen ge­bo­ge­nen Schul­tern. Und in sei­nen Au­gen stand ein be­stimm­ter Schim­mer, der auch von ver­gan­ge­nen Epo­chen kün­de­te, als hät­ten vie­le Ge­ne­ra­tio­nen sich wie Per­ga­men­trol­len vor die­sen ein­sa­men, fast ver­zwei­fel­ten Au­gen aus­ge­brei­tet.
    Dann ge­sch­ah et­was, das Va­rians Puls hö­her schla­gen und ihn tiefer ein­at­men ließ. Die Men­ge wog­te und bran­de­te an den Gang­ways vor­bei. Der al­te Mann war nur ein un­be­deu­ten­des Ele­ment, das sich im Strom be­weg­te. Aber ganz plötz­lich schos­sen sei­ne Au­gen zur Cour­te­san hoch, Va­ri­an di­rekt ins Ge­sicht.
    Al­les schi­en so, als hät­te der al­te Mann ge­wußt, daß die­ser See­mann ihn an­ge­st­arrt und be­ob­ach­tet hat­te.
    So­bald die­se Ver­bin­dung ein­mal her­ge­stellt war, schi­en kei­ne Sei­te sie

Weitere Kostenlose Bücher