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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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die Welt aus mehr als nur den paar Dut­zend Hä­fen, die sich an die Küs­ten des Golfs von Ari­dard dräng­ten.
    Va­ri­an Ha­mer war fast zwei Ems hoch – für die Men­schen die­ser Zeit ei­ne be­acht­li­che Grö­ße. Sein dunkles Haar trug er lang, es wall­te lo­ckig bis auf die Schul­tern hin­un­ter. Er war nicht wie ein Su­per­mann mit Mus­keln be­packt, aber auch nicht ma­ger. Va­rians dunkle Au­gen fun­kel­ten, ob­wohl sie zu der dun­kel­ge­bräun­ten Haut – dem Kenn­zei­chen ei­nes je­den Golf Schif­fers – kei­nen Kon­trast mehr bil­de­ten. Er war im tra­di­tio­nel­len Braun und Weiß des Han­dels­see­fah­rers ge­klei­det, wo­bei das Ge­wand von ei­nem di­cken Gür­tel zu­sam­men­ge­hal­ten wur­de. An der lin­ken Hüf­te trug er ein Kurz­schwert. Va­ri­an ver­füg­te über große Er­fah­rung beim Um­gang mit Waf­fen; denn er hat­te im Al­ter von knapp fünf­zehn Jah­ren das Glück ge­habt, auf der be­rühm­ten Nacht­schat­ten zu se­geln, mit der auch ein viel­ge­rühm­ter Waf­fen­meis­ter ge­fah­ren war. Die Nacht­schat­ten war das schnells­te und größ­te Han­dels­schiff auf dem Golf ge­we­sen; ihr phan­tas­ti­scher schwarz­gol­de­ner Rumpf war in der gan­zen Welt als Schön­heit und Wun­der be­kannt ge­we­sen. Fast zwei Ge­ne­ra­tio­nen lang se­gel­te sie auf dem Golf, und kein Schick­sals­schlag, kein Sturm und kei­ne Räu­ber von Be­hi­star hat­ten ihr et­was an­ha­ben kön­nen. Bis sie ei­nes Ta­ges von ei­nem Bü­ro­kra­ten aus Bo­rat ge­kauft wor­den war. Die Nacht­schat­ten wur­de mit ei­ner neu­en Mann­schaft und ge­nug Ver­pfle­gung ver­se­hen, um die Was­ser­mar­ke un­ter die Mee­res­ober­flä­che zu drücken. Und sie wur­de zu ei­ner Ent­de­ckungs­rei­se aus­ge­schickt: zu ei­nem Ver­such, das Son­nen­lo­se Meer zu über­que­ren.
    Das war das letz­te ge­we­sen, was man von dem stol­zen und schö­nen Schiff ge­se­hen hat­te.
    Va­ri­an war auf Grund sei­ner Ju­gend und Un­er­fah­ren­heit nicht mit­ge­se­gelt, aber er frag­te sich oft, was aus der Mann­schaft ge­wor­den war. Ei­ner der Män­ner war Reg Fu­rio­so ge­we­sen, der viel­ge­rühm­te Waf­fen­meis­ter aus San­da. Als Va­ri­an ihn auf der Nacht­schat­ten ken­nen­ge­lernt hat­te, war er be­reits ein al­ter Mann. Ein Mann, der ge­nau­so hart und un­er­bitt­lich agier­te wie sei­ne ge­wal­ti­ge Aus­stat­tung an Klin­gen und Pis­to­len. Wäh­rend der vie­len Flau­ten bei den See­rei­sen durch den Ari­dard-Golf un­ter­rich­te­te Fu­rio­so den jun­gen Va­ri­an im Ge­brauch und in der Kampf­tech­nik von Pi­ke, Breit­schwert, Kurz­schwert, Sä­bel, Pis­to­le und Ge­wehr. Zu je­der Zeit be­ton­te er die Vor­herr­schaft des Geis­tes über das Fleisch, denn Fu­rio­so hat­te sein töd­li­ches Hand­werk von den an­ti­ken Meis­tern aus Odo ge­lernt, dem Sitz der phi­lo­so­phi­schen Weis­heit in der mo­der­nen Welt.
    Ab je­nem Zeit­punkt eig­ne­te sich Va­ri­an ei­ne Mi­schung aus Re­li­gi­on, Ri­ten und Phi­lo­so­phien an – al­le streb­ten zur Meis­ter­schaft im Tö­ten und Ver­stüm­meln, aber sie ent­hiel­ten auch wun­der­ba­re Ab­schwei­fun­gen, die einen fas­zi­nie­ren­den Weg er­öff­ne­ten, die Welt zu er­schlie­ßen und zu se­hen. Und so war Va­ri­an mit sei­nen drei­ßig Jah­ren ein Ex­per­te in al­lem ge­wor­den, was mit ge­walt­sa­mem Tö­ten zu­sam­men­hing. Im wahrs­ten Sinn des Wor­tes gab es tau­send We­ge, einen Men­schen zu tö­ten, und Va­ri­an kann­te sie fast al­le. Sol­chen Men­schen eilt ihr Ruf spek­ta­ku­lär vor­aus. Und auf Va­ri­an kam ei­ne Pe­ri­ode zu, in der er be­wei­sen muß­te, ob sein Ruf et­was wert war.
    Und Va­ri­an stell­te sich.
    Jetzt war auch Va­rians selbst­auf­rei­ben­de Aus­bil­dung be­en­det. Sein Mot­to hät­te sein kön­nen: „Mich zwingt kei­ner nie­der!“ Und das ent­sprach wirk­lich der Wahr­heit.
    „Du da!“ Ei­ne Stim­me schi­en Va­ri­an wie ein Pfeil zu durch­boh­ren. „Komm da run­ter!“
    Die Stim­me des Ers­ten Maat hat­te ihn aus sei­nen Er­in­ne­run­gen ge­ris­sen. Er war ein ha­ge­rer, seh­ni­ger Bur­sche mit öli­gem Haar, der di­rekt un­ter ihm stand.
    Va­ri­an han­gel­te sich

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