Zitadelle des Wächters
früheren Zeit, weit zurück in der Vergangenheit der Welt, mag dieser Ort ein riesiger Stadt- und Industriekomplex gewesen sein. Dann muß irgend etwas geschehen sein, das selbst die Erde dazu brachte, wie Öl in der Pfanne zu kochen. Alles zerschmolz zu Lava und blieb vielleicht tausend Jahre lang heiß, bis es dann zu einer diamantenharten, absolut flachen, unglaublich toten Landschaft abkühlte – wie eine Wiese aus Stahl, wo sich nichts bewegt, wo nichts lebt.
Aber südlich und westlich des Schlackenlandes trifft man wieder auf Leben, wenn es auch mißgünstig ist und wenig Achtung für seinesgleichen aufbringt: die vorher bereits erwähnten Schmutzflecken Pindar und Eyck, deren Fläche sich dort an den Biegungen des Kirchow drängt, wo er sich in das G’rdellianische Meer ergießt.
Im Süden dieser smaragdgrünen Wasserfläche findet sich mitten im dürren Nichts eine Blume: das Land G’rdellia. Vielleicht das älteste Land der modernen Welt, ist G’rdellia stolz auf seine Herkunft, seine Geschichte und vor allem seine Kultur. Obwohl das Land so arm ist wie Scorpinnion reich, haben die G’rdellianer ihrem Boden so lange gut zugeredet, ihn so verhätschelt und bearbeitet, bis er für sie das produzierte, was sie haben wollten. Die G’rdellianer sind eine Nation von Arbeitern. Sie singen und lachen bei der Arbeit, verweben die Arbeit mit ihrer Kultur und Tradition. G’rdellia ist eine Nation der Erbauer, Seeleute, Künstler, Händler und Denker. In der Hauptstadt Eleusynnia gedeiht die Schönheit. Die Kunst ist hier zu Hause, die Straßen sind voller Musik. Architektur vom Gefühl gezeugt, Gestaltung aus der Philosophie geboren, der Zweck von allem folgt den strengen Regeln einer Meditation, all dies kann man in Eleusynnia vorfinden. Das Land ist stark in der Weltwirtschaft engagiert und wird in seiner Geschicklichkeit darin nur noch von Nespora übertroffen. Aber die G’rdellianer sorgen auch für die Verbreitung der Kultur und der Menschenwürde, und in diesen Belangen werden sie von niemandem übertroffen. Sie sind philosophische Autodidakten, und ihre Vorstellungen von Form und Schönheit haben ihre eigenen Interpretationen von Logik durchdrungen – doch darf dies nicht als Behinderung angesehen werden. Die G’rdellianer sehen die Welt als einen von Natur aus logischen Ort an, in der alles eine vernünftige Ursache und Wirkung hat. Sie versuchen nie, sich diesem natürlichen Universalfluß entgegenzustellen. Und vor allem genießen sie traditionell den Ruf, erstklassige Soldaten zu sein. Die Elite der Keil-Soldaten wird überall in der Welt gefürchtet, doch werden diese Soldaten nur zur Verteidigung der eigenen Landesgrenzen eingesetzt. Die G’rdellianer sind von Natur aus friedliebend und hegen keine imperialistischen Gelüste. Doch wäre es durchaus keine so schreckliche Vorstellung, wenn die ganze Welt einem solchen Land wenigstens ähneln würde.
Südlich von G’rdellia liegt eines der größten Geheimnisse der Ersten Zeit. Das Land, das, anders als im Norden, nicht von liebevollen Händen und Gehirnen bearbeitet wurde, ist eine dürre, staubige Einöde geworden, die von einem sonderbaren Leuchten erfüllt ist. Der hiesige Boden wird sandig, und die Vegetation nimmt borstige, hagere Formen an, wenn sie nicht schon längst ausgestorben ist. Man nennt diesen Ort die Eisenfelder und das aus gutem Grund: Er stellt einen gigantischen Friedhof für Metallgegenstände aller Art dar. Überbleibsel aus ungezählten Kriegen, Todesbringer vergangener Zeitalter und Kriegsmaschinen, deren Zweck schon vor langer Zeit vergessen wurde, liegen zerbrochen, halb
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