Zitadelle des Wächters
Maschine nichts. Und das wißt ihr!
Raim: Vielleicht sollten wir abstimmen?
Stoor: Abstimmen?
Varian: Ja, jeder schreibt für sich etwas auf einen Zettel, damit kann keiner vom anderen beeinflußt werden.
Alle sahen sich an, fragten sich, was bei dieser Abstimmung wohl herauskommen würde, und versuchten, die Gefühle der anderen zu erraten.
Tessa: Sollen wir es tun?
Alle nickten, als Varian die Frage formulierte, die zur Abstimmung stehen sollte: Sollen wir versuchen, sobald wie möglich auszubrechen?
In kurzer Zeit hatte sich jeder entschieden, und das Ergebnis stand fest: drei Ablehnungen, eine Zustimmung (keine Enthaltungen). Daraufhin warf Stoor seinem Busenfreund einen bösen Blick zu, sagte aber nichts.
Die Diskussion flachte einige Zeit lang ab, bis Tessa fragte, ob alternative Lösungsmöglichkeiten beraten werden sollten. Varian schlug vor, die Gruppe solle versuchen, eine Konferenz mit dem Wächter einzuberufen, dort ihren Fall vorzutragen und die Maschine zu bitten, sie ziehen zu lassen. Auch wenn ihnen dabei kaum die Freiheit winkte, könnten sie dadurch doch tieferen Einblick in ihr Problem gewinnen. Stoor wollte nicht daran glauben und hielt das Ganze für reine Zeitverschwendung. Aber da er überstimmt worden war, ließ er sich schließlich überreden – für seine Persönlichkeit sicher ein Novum.
Doch nachdem diese wichtige Entscheidung erst einmal gefällt worden war, schien der Großteil der Energie bei den vieren verpufft zu sein, und plötzlich hatte es auch niemand mehr eilig. Nachdem festgelegt war, daß in naher Zukunft kein Anschlag auf den Wächter unternommen wurde, richtete sich das Interesse auf andere Dinge.
Tessa fiel dies auf, und sie schlug vor, alle sollten versuchen, etwas Schlaf zu bekommen, trotz der Möglichkeit von Traum-Illusionen. Sie sagte, man könne ja am nächsten Morgen den Wächter aufsuchen.
Nur widerwillig stimmten die anderen zu. Jeder zog sich in sein Schlafzimmer zurück und fragte sich, ob die nächsten Manipulationen für ihn schon bereitstanden. Stoor setzte sich in seinem Zimmer in eine Ecke, stopfte seine Pfeife und ließ die vorangegangene Diskussion noch einmal passieren. Er besaß genügend Erfahrung im Umgang mit Menschen, um wegen der Abstimmungsniederlage seines Vorschlags zum raschen Handeln nicht zu murren oder zu schmollen. Er wußte um die Schwächen der Menschen und wollte dies seinen Freunden nicht zum Vorwurf machen. Die Entscheidung war gefallen, und es hatte gar keinen Sinn, Was-wäre-wenn-Möglichkeiten zu überdenken. Statt dessen konzentrierte er sich in Gedanken auf die seltsamen Träume und Illusionen, mit denen er und die anderen konfrontiert worden waren.
Irgend etwas an ihnen kam ihm vertraut vor.
Genau wie damals, als er zum ersten Mal diesem Wesen namens Zeus begegnet war und sich an eine Sage erinnert hatte, in der der gleiche Name auftauchte, spürte Stoor jetzt, wie sich in ihm wieder die Gen-Erinnerung rührte. Was an den Illusionen bescherte ihm dieses Gefühl?
Varian und er hatten schon darüber diskutiert, daß viele ihrer Begegnungen an alte Sagen erinnerten. Der Handelsseefahrer Varian war mit vielen Kulturen konfrontiert worden und hatte daher natürlich eine Unzahl Legenden, Märchen und Sagen gehört. Und Seeleute waren von Natur aus abergläubisch. Auch Stoor hatte an nächtlichen Lagerfeuern sehr viele Geschichten vernommen. Den beiden Männern war aufgefallen, daß einige alte Erzählungen eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihren illusionären Begegnungen in der Zitadelle aufwiesen.
Nicht ausgeschlossen, daß da eine Verbindung bestand, aber
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