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Zitronen im Mondschein

Zitronen im Mondschein

Titel: Zitronen im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mayer Gina
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ohne dass er noch irgendetwas kommentierte. Auch Ludwig sagte nichts. Er war schweißgebadet, als sie sich im Erdgeschoss voneinander verabschiedeten, aber Castenow hatte seine übliche Jovialität inzwischen wiedergefunden. Jedenfalls klopfte er Ludwig auf die Schulter und zwinkerte ihm sogar zu, bevor er sich abwandte, doch vielleicht hatte er auch nur geblinzelt.
    Ludwig ging nach oben und holte Leiter, Farben, Pinsel, Palette, um die Szene zu übermalen. Als er die Leiter vor der Wand aufbaute, meinte er wieder das Kichern zu hören, aber auch dieses Mal war niemand zu sehen.
    Er schlief noch einmal, ein letztes Mal mit Lilly, oben in einer Dachkammer, in der Gerümpel stand und Spinnweben hingen, obwohl sie das Haus doch erst vor kurzem bezogen hatten. Ludwig wusste, dass es das letzte Mal war, auf jeden Fall hoffte er es inbrünstig, als sie sich hinterher mit seinem Taschentuch abwischte und dann ihr enges Kleid nach unten zog, über das blonde Dreieck ihrer Scham, die langen Schenkel und die Knie und Waden.
    »Ich habe mich übrigens verlobt«, erklärte sie lächelnd, während sie die Türklinke schon in der Hand hielt. »Wenn ich einmal verheiratet bin, müssen wir aufpassen, dass man uns nicht dabei erwischt.« Sie macht sich über mich lustig, dachte er, aber gleichzeitig wusste er, dass sie jedes Wort so meinte, wie sie es sagte. Sie hatte sich verlobt, und sie wollte heiraten, aber sie wollte ihn dennoch als Liebhaber behalten, ihn und vermutlich auch die anderen, die sie sich holte, wann immer ihr danach war.
    Sie blies ihm einen Kuss zu und war weg, nur der Geruch nach Nelken und Minze hing noch in der staubigen Luft. Unter dem Tisch lag das Taschentuch, mit dem sie sich abgewischt hatte. Es würde hier liegen bleiben und zu einer harten, hässlichen Stoffskulptur trocknen, bis es eines der Dienstmädchen fand und wusch oder wegwarf.
    Als er sich die Hose zuknöpfte, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er fuhr herum und stand dem jungen Castenow gegenüber, Lillys Bruder, von dem er nicht einmal den Vornamen kannte.
    »Was … was tun Sie hier?«, fuhr er ihn an, obwohl das eine unsinnige Frage war. Ganz offensichtlich hatte er ihnen zugesehen. Und wahrscheinlich war es nicht das erste Mal, dass er sie beobachtet hatte.
    Der junge Castenow musterte ihn aus wässrigen Augen. Wie alt mochte er sein? überlegte Ludwig. Vielleicht neunzehn oder zwanzig, auf jeden Fall jünger als Lilly.
    »Hast du nicht gehört, dass sie sich verheiraten will?«, fragte Castenow.
    Louis hieß er mit Vornamen, erinnerte sich Ludwig, der alte Castenow hatte es einmal erwähnt.
    »Und du … tust das hier mit ihr. Du bist ein Schwein!«
    Ludwig öffnete den Mund, um ihm zu erklären, dass er Lilly nicht gerade vergewaltigt hatte, dass vielmehr sie von Anfang an die Initiative ergriffen hatte, aber dann schloss er ihn wieder. Was gingen ihren Bruder diese Dinge an!
    »Sie ist meine Schwester. Ich will nicht, dass du meine Schwester besudelst.«
    »Warum hältst du dich nicht einfach raus? Sie hat dich nicht um deine Meinung gebeten und ich auch nicht.« Im Übrigen ist es nun vorbei, wollte Ludwig noch hinzufügen, aber aus irgendeinem Grund sagte er es doch nicht.
    »Ich hätte gute Lust, die ganze Sache auffliegen zu lassen«, fuhr Louis fort, als hätte Ludwig gar nichts gesagt.
    Damit schadest du nur ihr, aber nicht mir, dachte Ludwig, aber er sprach auch diesen Gedanken nicht aus. Louis starrte ihn aus kleinen hasserfüllten Augen an. Seine Haut war unrein und großporig wie die eines noch jüngeren Burschen, aber ansonsten sah er nicht schlecht aus, hoch gewachsen wie er war und mit den hellblonden Haaren.
    »Ich denke, ich werde mit meinem Vater reden«, sagte er nach einer Weile.
    »Mit deinem Vater? Was soll das denn nun?«
    »Ich werde ihm die Augen öffnen, was hinter seinem Rücken in seinem Haus getrieben wird. Was für ein Ungeziefer er sich da in den Pelz gesetzt hat.«
    »Ich kann dich nicht daran hindern.« Ludwig wandte sich zum Gehen, scheinbar gleichmütig, aber innerlich tobend vor Ärger und Wut. Doch was er gesagt hatte, stimmte, er konnte es nicht verhindern, dass der junge Castenow zu seinem Vater lief und ihm alles petzte. Der Alte würde außer sich geraten, so viel stand fest, das hatte schon die Sache mit der freizügigen Szene an der Wand im Treppenhaus gezeigt.
    »Keinen Pfennig wirst du für deine Schmiererei bekommen«, fuhr Louis fort. »Nichts wird er dir bezahlen, das kann ich

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