Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
Vom Netzwerk:
und FFB - Autonummer für Fürstenfeldbruck. Spontan freute ich mich
über meinen Gedankenblitz "Fahrer fährt blöd", aber schon eine
Sekunde später erschrak ich fürchterlich. Hilfe, konnte dieser Brummichauffeur
Gedanken lesen? Ganz knapp vor der Motorhaube unseres Wagens scherte er, ohne
zu blinken, schlagartig nach links aus, lenkte aber, als Mark unbeirrt auf die
Hupe drückte, im letzten Moment wieder nach rechts rüber auf seine Spur. Ich
hätte dieses Spielchen mit den Sprüchen lieber bleiben lassen sollen! Das hatte
was mit selbsterfüllender Prophezeiung zu tun. Mir entfuhr ein entsetztes
Aufkeuchen und Mark warf einen kurzen Blick zu mir herüber.
    "
Hey, Chris, was ist? Du wirst doch wegen diesem Idioten kein Muffensausen
haben? Der merkt schon, wer hier der Stärkere ist!" Mit diesen Worten trat
er, da die Spur vor ihm frei war, noch mehr aufs Gas.
    Meine
sämtlichen guten Vorsätze waren beim Teufel. Bilder von Ralfie und Juan leuchteten
wie rote Warnschilder vor meinem inneren Auge auf. Ich hatte eben erst mühevoll
einen kleinen Teil meiner Beweglichkeit wieder erlangt und hing daran, ich
wollte das jetzt nicht durch einen selbst verschuldeten Autounfall aufs Spiel
setzen, nur weil mein unsensibler Freund sich wie ein pubertierender Teenager
benehmen musste! Ich wollte auf der Schwergeschädigtenabteilung bleiben, nur
nicht zurück in die Frühreha!
    Mit
zusammengepressten Lippen brachte ich ein beherrschtes: " Mark bitte, geht
es auch ein wenig langsamer und vorsichtiger?" heraus.
    Aber
Mark war im wahrsten Sinne des Wortes in voller Fahrt und konnte deshalb auf
einen Angsthasen wie mich keinerlei Rücksicht nehmen. Er nahm mich nicht ernst
und lachte nur, während wir mit etwa 150 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit nach
München rasten. Ich resignierte, schloss meine Augen und betete, dass wir heil
ankommen würden. Gleichzeitig war ich zutiefst unglücklich darüber, dass er
meine Ängste nicht nachvollziehen konnte oder wollte.
     
    Als
wir die Stadtgrenze von München erreichten und er das Tempo wieder drosselte,
atmete ich erleichtert auf, entspannte meine verkrampften Gliedmaßen und genoss
den Anblick meiner Heimatstadt, die Silhouette der Frauenkirche   und einen kurzen Blick auf den Beginn der Fußgängerzone
aus vollem Herzen. Schnell hatten wir das Haus von Sabine und Alex erreicht.
Sie wohnten sehr ruhig, in der Nähe des Englischen Gartens und hatten sich dort
ein schönes Einfamilienhaus in einem großen Garten gebaut. Der weiße, gepflegt
wirkende Bungalow war mit einem rotglasierten tiefgezogenen Walmdach eingedeckt
und wirkte durch die zahlreichen Fenster mit Butzenscheiben sehr heimelig. Die
große weiße Kassetteneingangstür wurde auf beiden Seiten von zwei rundgeschnittenen
Buchsbäumchen in Terrakottakübeln gesäumt. Und als wir davor parkten, kam die
gesamte Familie aus dem Haus. Marks diamantschwarzer Porsche stand protzig in
der Auffahrt und ich war heilfroh, dass er mich nicht mit diesem
"Geschoss" abgeholt hatte.
      Alex half Mark beim Ausladen, sie klappten
meinen Rollstuhl auf und schon erlebte ich meine erste "Niederlage",
nämlich vor Publikum mithilfe von Mark in den Rollstuhl gehievt zu werden. Aber
Alex, Sabine und die drei Kinder benahmen sich, als wäre das völlig normal und
sobald ich darin saß, kamen alle zu mir und umarmten mich, als sei ich auf
Weltreise gewesen.
     
    Als
wir wie eine kleine Prozession, Sabine, Mark, ich im Rollstuhl, Alex und die
Kinder hinterher, in Richtung Haustür gingen, sah ich - zum ersten Mal bewusst
- die beiden flachen Stufen, die zum Eingang hoch führten. Die war ich bisher
so oft auf- und abgelaufen, ohne sie je zu registrieren, dass ich jetzt regelrecht
erschrak. Verdammt, schon wieder ein für mich allein unüberwindbares Hindernis!
      Für Mark und Alex kein Problem, sie beide hoben
den Rollstuhl samt meiner Wenigkeit an und über die beiden Stufen durch die
Eingangstür. Ich kam mir vor wie ein sperriges Möbelstück. Klaviere und Sofas -
so fiel mir ein - werden ebenfalls auf diese Art und Weise befördert. Wenigstens
war ich nicht so sperrig, dass sie mich durch das riesige Wohnzimmerfenster
hieven mussten!   Dann schimpfte ich mich
innerlich: Hör auf, gleich alles so persönlich zu nehmen. Aber ich kämpfte -
gegen meine Minderwertigkeitsgefühle, dagegen, anders zu sein als die anderen!
Ich wollte wieder laufen können, zumindest selbstständig vorankommen, egal wie,
ob mit Gehwagen, Krücken oder völlig

Weitere Kostenlose Bücher