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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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warme Luft trug die
Blütendüfte zu uns herüber. Ich konnte mich an den Farben der Natur kaum
sattsehen und atmete tief ein.
     
    Ich
genoss diesen Tag, der so trist begonnen hatte, mittlerweile in vollen Zügen
und war trotz Rollstuhl guter Dinge, was eindeutig an meiner netten unkomplizierten
Gesellschaft lag: Robert und Iris Wallner freuten sich offensichtlich darüber,
dass ich sie heute begleitete und kleinere logistische Probleme wie das, als
ich dringend eine Behindertentoilette aufsuchen musste, wurden absolut
unauffällig und völlig selbstverständlich gelöst. Robert schob mich über die
glücklicherweise barrierefreien Wege der Insel und Iris spazierte nebenher,
während wir uns angeregt über Gott und die Welt unterhielten.
     
    Drei
Stunden später stärkten wir uns bei herrlichem Sonnenschein im Freien sitzend
in der Schweden-Schenke auf der Insel mit der dortigen Spezialität: Bodensee-Felchen-Filets
mit Mandelbutter und Kartoffeln. Der Fisch war so zart, dass er auf der Zunge
zerging und schmeckte einfach köstlich. Am Nebentisch hatte gerade eine junge
Schweizer Familie mit drei kleinen Kindern Platz genommen, die jüngste davon
war ein süßes kleines Mädchen, etwa vier Jahre alt. Sie hatte blonde Zöpfchen,
aus denen sich eine Menge kleiner Löckchen gelöst hatten, die ihr ums
zartgeschnittene Gesichtchen tanzten, als sie ausgelassen auf der nahegelegenen
Wiese herumtollte wie ein staksiges junges Fohlen. Robert folgte meinem Blick
und auch er bekam einen ganz weichen Gesichtsausdruck, als er die Kleine beobachtete.
      " Die ist ja goldig. Und sehr lebhaft",
setzte er hinzu, als sie übermütig drei unbeholfene Purzelbäume hintereinander
schlug. Dann kam sie atemlos zu ihrer Mutter gelaufen und verkündete laut und
deutlich, ganz ohne Scheu in schönstem Schweizer Dialekt:
    "
Mama, iachch muss ein Brrrünsli machcha, jetzt gleichch! " Während sich
ihre Mutter mit ihr schnurstracks zur nächsten Toilette begab, lachte ich
herzlich über den herrlich kehligen Dialekt und die Ausdrucksweise der Kleinen.
Robert sah mich strafend an, dann legte er im schönsten Schwyzerdütsch los:
" Da giabt es niahchts zum Lachchen, das ischt eine gaanz norrrrmale
Schprachche, odddrrrr?"
      Verdutzt schaute ich ihn an, als mir aufging,
dass ja sein Vater ebenfalls Schweizer gewesen war. Bevor ich mich aber schämen
konnte, grinste er mich frech an.
    "
Jetzt hab ich Sie aber schön erschreckt, odddrrr?"
    Iris
lächelte ebenfalls. " Robert, hör´auf!" tadelte sie ihn. "Dein
Vater und ich haben dich erzogen, Hochdeutsch zu sprechen."
    "
Lassen Sie ihn nur", warf ich ein. Mittlerweile hatte ich mich wieder
gefangen.
      " Das ischt schon in Orrdnung, wenn er
meint, dass er so schprechchen muss, odddrrr?" versuchte ich mich im Schwyzer
Dütsch.
    Seine
Augen blitzten mich vergnügt an. " Hey, eine Frau mit Humor, das gefällt
mir, odddrrr?"
    Nach
dem Essen erklärte er: "Ich würde gerne noch ins Arboretum rüber gehen,
wer begleitet mich?" Seine Mutter winkte ab. "Geh nur, da war ich
schon so oft, ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen und bestelle mir nachher
einen Cappuccino." Neugierig erkundigte ich mich, was
"Arboretum" bedeutete. War das vielleicht auch ein spezieller
Schweizer Ausdruck?
    "Das
ist ein Park mit seltenen exotischen Gehölzen. Man kann dort unter riesigen
Mammutbäumen und Zedern herrlich spazieren gehen und den Kopf frei bekommen",
erklärte Robert.
    Das
klang interessant, außerdem liebte ich ja wie gesagt Spaziergänge im Wald.
"Würden Sie mich mitnehmen? Ich möchte auch gerne meinen Kopf frei
bekommen!"
     
    Wenige
Minuten später flanierten wir unter besagten Riesenbäumen. Robert war ein
angenehmer Begleiter, der nicht dauernd reden musste, sondern auch mal
schweigen konnte, ohne dass es peinlich wirkte. Ich ließ die eigenartig erhabene
Atmosphäre dieses Parks auf mich wirken. An manchen Stellen, wo die Bäume sehr
dicht standen, drang das Sonnenlicht gefiltert durch die belaubten Äste und
bildete an weniger bewachsenen Stellen "Strahlenfinger", in denen man
Schwärme winziger Mücken tanzen sah. Ich fühlte mich wie in einer grünen
Kathedrale.
    Wir
kamen an Gewächsen mit riesig anmutenden Blättern in allen Grünschattierungen vorüber,
an einer frisch ausgetriebenen Rotbuche von gigantischen Ausmaßen und an
Bäumen, deren überirdische Wurzeln das Display eines Fotoapparates gesprengt
hätten. Ich inhalierte die frische nach Sonne und Gras   duftende Frühlingsluft tief in

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