ZITRONENLIMONADE (German Edition)
botoxstarren Gesichtszügen und Schlauchbootlippen blitzten
vor meinem inneren Auge auf. Etwas gefasster sagte ich: "Wenn ich fitter
wäre, könnte ich vielleicht besser damit
umgehen, aber so habe ich das Gefühl, mir sei zum zweiten Mal der Himmel auf
den Kopf gefallen."
Robert
setzte sich auf mein Bett und bat: "Komm her zu mir." Ich rollte dicht
vor ihn hin und er ergriff meine Hände. "Ich dachte, wir seien Freunde?
Warum hast du nichts davon erzählt? Du musst nicht alles mit dir alleine
ausmachen."
Tja,
dachte ich, weil du ebenfalls anderweitig beschäftigt warst, ebenso wie deine
Mutter und ich euch nicht die gute Laune verhageln wollte. Laut erklärte ich:
"Robert,
versetz´ dich in meine Lage. Würdest du in so einem Fall gleich alle deine
Freunde informieren?" Nachdenklich blickte
er mich an. "Kommt drauf an, welche Freunde. Aber irgendjemanden zum Reden
würde ich mir sicher suchen. Was wirst du denn nach deiner Entlassung machen?
Gehst du nach München zurück?" Entnervt erklärte ich ihm, dass ich momentan
überhaupt nicht wusste, wie es weitergehen sollte, dass ich mir aber weder
Ludwigsburg noch München bis zu meiner Genesung als meinen zukünftigen Wohnort
vorstellen konnte.
Er
überlegte kurz, dann blitzten mich seine grünbraunen Augen erfreut an "Ich hätte da eine Lösung, Christina. Du
musst weder zu deinen Eltern noch nach München zurück. Nachdem Mutter ja jetzt mit
Urs in ihr Haus zurückgezogen ist, steht meine Einliegerwohnung leer. Gleich
nach Mutters Schlaganfall habe ich sie behindertengerecht umbauen lassen, da
ich ja nicht wusste, wie weit sie sich wieder erholen wird. Du kannst
barrierefrei nach draußen fahren, sowohl in den Garten als auch auf den Hof und
die Straße. Die Wohnung ist in sich abgeschlossen und hat einen separaten
Eingang. Weißt du was, morgen früh bin ich in Konstanz an der Uni. Aber abends
lade ich dich zu mir zum Essen ein. Ich hole dich ab, koche uns was Feines und
zeige dir mein Haus. Dann kannst du dir selbst ein Bild machen."
Ich
schnappte nach Luft. Das ging mir jetzt alles ein bisschen zu schnell. Obwohl
ich zugeben musste, dass sich tief in mir drin ein Gefühl von...Erleichterung
breit machte. Erleichterung darüber, dass ich jetzt eine neue Alternative vor
Augen hatte. Aber gleich darauf schüttelte ich energisch den Kopf. "Das
geht nicht, Robert. Ich kann dir nicht zur Last fallen. Ich weiß ja nicht, wie
selbstständig ich schon sein werde, wenn ich hier raus komme. Und außerdem -
" obwohl ein warnendes Stimmchen in mir leise versuchte, mich zum
Schweigen zu bringen, hörte ich mich bereits laut fragen: "Was ist mit der Krautstampferfrau?" Ohrfeigen hätte ich mich können ob
dieser dämlichen idiotischen Verbalentgleisung. Warum zum Teufel konnte ich
meine vorlaute Zunge nicht im Zaum halten? Warum hatte ich meine Sprache schon
soweit wieder erlangt, dass ich in jeden Fettnapf treten konnte, der für mich
aufgestellt wurde? Robert sah mich zuerst verständnislos an, dann jedoch zuckte
ein amüsiertes Grinsen über sein Gesicht. Nachdenklich bemerkte er: "Krautstampferfrau…Ich
muss sagen, diese Bezeichnung wäre mir für Sonja nicht eingefallen."
Ich
schämte mich zu Tode. Hätte ich eine Neigung zum Erröten gehabt, sähe ich jetzt
aus wie von einer Ketchup Flasche übergossen. " Naja", stotterte ich
wie eine Idiotin und machte alles nur noch schlimmer, " ich habe sie mit
dir an deinem Wagen stehen sehen; sie hat ziemlich kräftige Beine und in Bayern sagt man dazu
halt..." "Krautstampfer!" wiederholte er, während seine Grübchen
sich zunehmend vertieften, bis er lauthals losprustete. Er japste förmlich nach
Luft, während ich ihn ungläubig anstarrte. Er schien mir nicht böse zu sein! Als
er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, grinste er mich fröhlich an.
"Die Krautstampferfrau ist Geschichte.
Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht auf aufgewärmte Beziehungen stehe. Was
vorbei ist, ist vorbei. Sie ist wieder nach Köln abgedampft, da wo sie hin
gehört." Jawohl, jubelte ich innerlich, und da kann sie Fasching feiern
und Büttenreden halten bis zum Abwinken! Gleichzeitig zerplatzte mit Roberts
Worten mein Traum von einer Wiedervereinigung mit Mark. Vielleicht sah er das
ja ähnlich sachlich wie Robert und würde, selbst wenn ich ganz gesund werden
würde, nichts mehr von mir wissen wollen?
"Christina,
ich will keine fadenscheinigen Ausreden hören." Aus meinen Grübeleien
gerissen starrte ich Robert an. Was
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