ZITRONENLIMONADE (German Edition)
telefonisch stören darf…
Mal ehrlich: Wenn ich Kinder bekam,
dann wollte ich auch überwiegend für sie da sein, auch wenn das augenblicklich
politisch nicht korrekt sein sollte. Es gab ja sogar Feministinnen, die
qualifizierten Frauen, welche freiwillig zuhause bleiben oder reduziert
arbeiten und sich vorrangig um ihre Kinder kümmern, anstatt sich um einen
Vorstandsposten bei Daimler oder einem anderen Konzern zu bewerben, Feigheit
vor der Arbeitswelt vorwarfen!
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass
diese Damen eigene Kinder hatten…Die sollten mal einen Tag in den Schulferien
bei Sabine zuhause verbringen, wenn jedes Kind noch circa zwei Freunde bei sich
zum Spielen zu Besuch hatte und am Abend könnten wir dann gerne eine
Grundsatzdiskussion über Feigheit und Arbeit führen.
An Sabine und anderen Freundinnen
erkannte ich, wie viel Mut, Selbstaufopferung und Liebe es erforderte, sich für
Kinder zu entscheiden und für den Nachwuchs dann auch da zu sein. Und eine
Familie mit Kindern, die die uneingeschränkte Liebe ihrer Eltern erfahren, ist etwas
Wunderbares:
Ich dachte an die vielen fröhlichen
Stunden, die ich bei Sabine im Haus verbracht hatte. Bei ihr im Haus ging meist
die Post ab: Es war laut und chaotisch, die Kinder trampelten die Treppen rauf
und runter, stritten oder zeigten ihren Frust, indem sie die Türen zuknallten.
Aber sie lachten auch alle viel zusammen
und wenn es drauf ankam, standen sie hundertprozentig füreinander ein. Sabine
wurde es niemals langweilig und ich hatte sie noch nie nach dem Sinn ihrer
hausfraulichen Arbeit fragen hören. Bei ihr daheim war mein zweites Zuhause.
Ich liebte die Diskussionen mit Sandra,
die immer eine schlagfertige Entgegnung parat hatte, die ernsthaften Gespräche
mit Robin, dem Philosoph in der Familie und die Kuschelstunden mit Dennis, der
sich so gerne abends vor dem Einschlafen von mir vorlesen ließ.
Und wenn Alex, Sabines Mann daheim war,
herrschte ohnehin nur fröhliche Stimmung. Alex steckte voller Humor und Übermut
und seine Kinder hingen an ihm. Um für seine Familie mehr Zeit zu haben, hatte
er vor einem Jahr sogar eine sehr gute berufliche Aufstiegschance aus geschlagen.
Sein damaliger Kommentar:
" Ich verdiene bereits gut. Mehr Gehalt
bedeutet mehr Arbeit und Stress. Zeit ist das Wichtigste im Leben. Die Zeit,
die ich mit meinen Lieben verbringe, die kann mir niemand mehr nehmen."
Ich konnte diese Einstellung jetzt sehr gut nachvollziehen. Vor allem, wenn ich
sah, wie intensiv sich meine Firma um eine ihrer angeblich wichtigsten Mitarbeiterinnen
(O-Ton meines Vorgesetzten angesichts der guten Verkaufszahlen letztes Jahr)
kümmerte, wie sie sich um mich sorgten, mich ständig besuchten und mich in
jeder Beziehung unterstützten…bis auf eine vorgedruckte Genesungs- Karte hatte
ich bis jetzt nichts gehört. Mal ganz ehrlich: Wenn jemand angeblich
Unentbehrliches in irgendeinem Betrieb in Rente geht, kündigt, länger krank
wird oder gar unerwartet das Zeitliche segnet, ist er oder sie nach spätestens
drei Tagen doch Geschichte. Aus den Augen, aus dem Sinn!
Fragen Sie mal Insassen von
Seniorenwohnheimen, wie oft sie von ihren früheren Arbeitgebern, denen sie
einen Großteil ihres Lebens gewidmet haben, besucht werden? Da ist man mit
Familie schon besser dran. Natürlich gibt es keine Garantie, dass sich Kinder
oder Verwandte um einen kümmern, aber die Chancen dazu stehen gut - vor allem
wenn man ihnen Nächstenliebe und Verantwortung vorlebt.
Mark hingegen war nicht bereit, seine
Karriere für Kinder zu zügeln (Tat er ja
momentan nicht mal für mich). Er, das wusste ich, stand der K-Frage sehr skeptisch
gegenüber. Er sah in Kindern in erster Linie kleine Monster, die eine
Partnerschaft und Ehe massiv stören. Einmal hatte er mir nach einem Kurzbesuch
von Bekannten, die ihr drei Wochen altes Baby dabei hatten, regelrecht
angewidert erklärt:
„ Armer Max. Lauren ist zum totalen Muttertier geworden.
Hast du bemerkt, wie die sich jetzt gehen lässt? Übergewicht, Augenringe und
nur noch Gerede über die Kleine. Man könnte meinen, dass ihr bei der Geburt
außer Kind und Nachgeburt auch die Intelligenz abgegangen ist.“
Ich fand seine Beurteilung völlig daneben.
Natürlich hatten wir Lauren vor der Familiengründung als immer gut gestylte
smarte Immobilienmaklerin gekannt. Aber ich hatte das Baby total süß gefunden,
außerdem stillte Lauren und das kostete Kraft und Schlaf, soviel wusste ich von
Sabine. Und
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