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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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ihren Egoismus,
ihre Gedankenlosigkeit oder gar durch Bösartigkeit schlimme Dinge anrichten.
Das tun Sie ja nicht. Und außerdem sind Sie gerade dabei, ihre Fehler oder
Versäumnisse zu erkennen. Und was man erkennt, das kann man auch ändern!“
    Ich, die sich immer so viel auf mein
Studium, meine Intelligenz und meine schlauen Freunde eingebildet hatte,
erkannte die einfache Logik und den gesunden Menschenverstand   hinter ihren schlichten Worten. Sie hatte
Recht! Ich hatte die Möglichkeit, mein Leben wertvoller zu machen. Und, das
wurde mir eben klar, mein Job allein füllte mich nicht annähernd aus. Gott
allein wusste, wie gesund ich wieder werden würde, aber, so schwor ich mir,
sollte ich je wieder für mich allein sorgen können und gesundheitlich in der
Lage dazu sein, dann wollte ich Kinder bekommen, so bald wie möglich. Immerhin
war ich dank meines biblischen Alters von Dreißig ohnehin schon eine
Risikoschwangere, oder?
    Ich würde sobald wie möglich mit dem
Arzt reden, ob ich nach meiner Gehirnoperation überhaupt noch schwanger werden
dürfte. Und wenn ich grünes Licht bekäme, wäre ein klärendes Gespräch mit Mark
fällig.
     
    Als ich nach der Dusche mit duftender
Bodylotion eingecremt in ein warmes Handtuch gehüllt vor einem Spiegel im
Krankenhausbad saß und Mirjana mir mein Haar, das endlich wieder glänzte und
nicht mehr aussah wie Stroh auf meinem Kopf, trocken föhnte, ging es mir rundum
gut. Zum allerersten Mal seit meiner Operation fühlte ich mich wohl und wieder
halbwegs menschlich. Mirjana freute sich uneingeschränkt mit mir:
    „ Jetzt sieht man richtig, wie gut Sie
eigentlich aussehen! Sie haben eine wunderbar glatte Haut und dichtes
glänzendes Haar.“
    Ich dankte dem lieben Gott dafür, dass
sie sich derart für mich einsetzte. Sie hätte ja ihren „freien“ Nachmittag auch
dazu benutzen können, sich mit Kolleginnen zu unterhalten oder einfach mal froh
zu sein, dass es auf der Station ruhig zuging. Stattdessen unternahm sie diese
Anstrengung – und das war es wirklich für ein derart zierliches Persönchen – um
mich frisch zu machen!
    Abends um halb acht lag ich gespannt in
meinem neu überzogenen Bett, angetan mit einem meiner eigenen
Baumwollnachthemden und ganz leicht geschminkt. Mirjana hatte mir meine
Kulturtasche, die Mark mitbrachte, die aber seither unbenutzt im Schrank herum
stand, in mein Nachtkästchen unten hinein gestellt und ich hatte mir
Gesichtscreme, etwas Puder, Rouge und Lippenstift aufgetragen.
    Als Linkshänderin war es nicht so
schlimm, dass ich die Rechte fast nicht benutzen konnte. Kämmen und Schminken
erledigte ich wie gewohnt links. Nur das Schreiben hatte ich mir blöderweise
als Kind rechts angewöhnt   Aber da ich
hier nichts Schriftliches abliefern musste, war das erst mal zweitrangig.
    Wenn ich hier außer der Fähigkeit,
meine volle Beweglichkeit wieder zu erlangen, noch etwas lernte, dann war es
folgende Erkenntnis: Es sind die kleinen Dinge, für die man dankbar sein muss!
     
    Mark kam erst gegen halb neun, als mir
die Augen schon beinahe zufielen von den Anstrengungen dieses Tages. Je länger
ich auf ihn wartete, desto wütender wurde ich, obwohl ich mich zur Besonnenheit
ermahnte. Aber wenn man den ganzen Tag unbeweglich im Bett lag und sich die
Höhepunkte in zehn Minuten Stehen im Stehgestell sowie einer Stunde Duschen
erschöpften, war es schwer, nachzuvollziehen, wie stressig der Tag eines
gesunden Menschen, insbesondere eines karrierebewussten (beinahe hätte ich
„karrieregeil“ daraus gemacht) jungen Anwalts sein konnte.
    Er betrat das Zimmer lächelnd, aber ich
kannte ihn gut genug, um ihm anzusehen, dass er von der Arbeit völlig fertig
war. Wie immer hatte er etwas für mich dabei. Diesmal waren es Zeitungen, um
genauer zu sein, Klatschzeitungen. Die Sorte, die alle Frauen angeblich „nur
beim Frisör“ lesen, sonst natürlich niemals!   Mark kannte meine geheime Vorliebe dafür und
billigte sie normalerweise nicht.
      Mein Ärger darüber, dass er mich immer nur
spät abends besuchte, verrauchte, als er freudestrahlend an mein Bett kam, mich
rechts und links auf die Wange küsste und rief:
      „ Christina! Du siehst ja heute fabelhaft gut
aus! Jetzt geht es mit Riesenschritten aufwärts, bald bist du hier draußen und
alles wird dir nur noch wie ein böser Traum erscheinen.“  
    Seine Zuversicht rührte mich
einerseits, andererseits kam ich mir vor wie jemand, der todkrank ist und
keiner sagt ihm etwas davon,

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