ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Fall trifft das nicht zu. Sie hatten ja keinen Gefäßverschluss,
sondern eine Angiomblutung. Und da das Angiom bei der Operation vollständig
beseitigt wurde, besteht auch keine Wiederholungsgefahr. Meiner Ansicht spricht
nichts gegen eine oder mehrere Kinder, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen.
Ich würde nur sicherheitshalber eine engmaschige Überwachung während der
Schwangerschaft sowie statt einer
natürlichen Geburt einen Kaiserschnitt empfehlen, damit Sie durch die
Presswehen keinen Druck auf den Kopf ausüben.“
Erleichtert darüber, dass meiner
weiteren Lebensplanung diesbezüglich nichts im Weg stand, lehnte ich mich
zurück und begann, von einem kleinen Jungen mit Marks Aussehen und einem
kleinen Mädchen zu träumen. Mein Töchterchen würde natürlich völlig nach mir
kommen – nur bitte in der Pubertät nicht, da war ich ein wahrer Albtraum
gewesen - und ich würde zusammen mit ihr hemmungslos Shoppingtouren unternehmen.
Es waren ja so niedliche
Kinderklamotten, ganz zu schweigen von schicken Kinderwägen, Sportbuggys und
anderem unverzichtbaren Zubehör auf dem Markt. Da tat sich ein völlig neues
Feld an exklusiven Läden auf! Wenn sie dann schon etwas älter wäre, würden wir
zusammen Mutter-Tochter-Urlaub in einem Schönheits- und Wellnesshotel
verbringen. Ich sah uns beide gerade vor mir, wie wir in einem hellen sonnigen
Raum zugedeckt mit weißen Handtüchern von zwei freundlichen Kosmetikprofis
optisch um Jahre verjüngt wurden (also ich zumindest, sie würde das noch nicht
nötig haben), als mein Telefon auf dem Nachtkästchen klingelte.
Gespannt meldete ich mich, immer noch
betont langsam und deutlich sprechend. Eine ungläubige weibliche Stimme drang
an mein Ohr:
„ Christina, bist du das? Oh nein,
Entschuldigung! Ich hätte gerne Frau
Salten gesprochen, hier ist Verena Siefert.“ Verena, meine effiziente Assistentin,
die mich nach der Gehirnblutung gefunden hatte. Die Arme hatte bestimmt einen
Schock erlitten, als sie mich nach dieser schrecklichen Nacht bewusstlos im
Bett antraf. Nach allem, was ich vorher durchgemacht habe, muss ich einen wundervollen
Anblick geboten haben…Obwohl, Verena ist hart im Nehmen.
So unbefangen wie möglich antwortete
ich:
„ Am Apparat. Hallo, Verena. Hat dir
Mark meine Nummer gegeben?“
Verena war ziemlich durcheinander, da
sie mit mir persönlich sprach und es
nicht bemerkt hatte. Und so taktvoll wie eh und je.
„ Christina, du klingst ja
fürchterlich. Ja, ich habe deine Nummer von Mark und ich wollte fragen, wann
dir mein Besuch recht ist, Wir müssen dringend einige Dinge miteinander
besprechen, und zwar persönlich, nicht telefonisch. Der König (unser oberster
Chef mit dem passenden Namen Königstein) lässt dir schöne Grüße ausrichten und
frägt an, wann du glaubst, wieder arbeiten zu können.“
Von meinen Chefs und Kollegen hatte ich
bis jetzt nur eine vorgedruckte Karte mit Genesungswünschen und den
dazugehörigen Unterschriften erhalten, die wahrscheinlich Königsteins
Sekretärin besorgt und die Unterschriften darauf eingesammelt hatte. Angesichts der Tatsache, dass ich während der
Ausübung meines Jobs für die Firma beinahe gestorben wäre (okay, das ist jetzt
ein klein wenig übertrieben, so gefährlich war meine Arbeit dann auch wieder
nicht!), fand ich diese Karte ehrlich gesagt schon ein bisschen dürftig.
Da hatte ich von anderen Leuten,
oftmals von denen, wo ich das eigentlich nicht erwartet hätte, wesentlich
ergreifendere und mitfühlendere Post erhalten! Aber gut, Zeit ist Geld und so
ein großer Konzern hat Wichtigeres zu tun, als sich um einzelne Mitarbeiter zu
kümmern, die die Frechheit besitzen, während einer Tagung, für deren
reibungslosen Ablauf sie schließlich verantwortlich sind, einen Schlaganfall zu
bekommen, um dann wochenlang in einem Krankenhaus abzutauchen!
Glücklicherweise war Verena da, die
mich ersetzen konnte. Und so wie sie sich jetzt anhörte, hatte sie vor, mich
auf Dauer zu ersetzen. Sentimental war meine Assistentin noch nie,
karrieregeil, hinterfotzig (wie der Bayer so treffend sagt) und intrigant schon
eher.
Ich zögerte mit der Antwort,
gleichzeitig war mir klar, dass Ausflüchte bei ihr nicht ziehen würden.
„ Christina? Hast du mich verstanden?“
drängte sie ungeduldig. Ich gab mir einen Ruck. Je schneller ich diesen Besuch
hinter mich brächte, desto besser (So ähnlich wie ein Termin beim Zahnarzt).
„Wann kannst du kommen?“ fragte ich
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