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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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kurz angebunden.
Wir einigten uns auf heute Nachmittag gegen drei. Glücklicherweise   war ich an diesem Morgen mal wieder von Mirjana
unter die Dusche gestellt worden. Sie machte das, so oft sie Zeit hatte und ich
würde ihr dafür bis in alle Ewigkeit dankbar sein!
    Ich war also, gemessen an meinen
momentanen Ansprüchen, was mein Aussehen anging, einigermaßen präsentabel, löste
die obligatorischen Haarzöpfchen, ließ meine leicht welligen Haaren lose über
die Schulten fallen und legte mittags ein leichtes Make-Up auf.
     
      Punkt drei klopfte Verena energisch an der Tür
und betrat mein Zimmer. Meine Assistentin ist keine klassische Schönheit, dazu
ist sie zu mager und ihre Gesichtszüge zu scharf geschnitten; aber sie weiß,
wie sie sich durch Kleidung, Schminke und Frisur optimal präsentieren kann. Ich
registrierte mit einem Blick ihr scharfes dunkelblaues Businesskostümchen und
ihren perfekt gestylten schwarzglänzenden Kurzhaarschnitt. Ihre Augen weiteten
sich fassungslos, als sie mich im Rollstuhl vor meinem Bett sitzen sah, angetan
mit meinem Bademantel über dem Nachthemd sowie weißen Sportsocken und den
überaus schicken Basketballstiefeln, damit meine Füße nicht kalt wurden. Es war
das erste Mal, dass ich einen meiner wenigen Besucher (bisher waren es ja nur
Mark oder Sabine) im Rollstuhl empfing. Aber gerade bei Verena hatte ich das
Gefühl, um ihrer nervtötenden Bestimmtheit und Arroganz gewachsen zu sein,   wenigstens außerhalb meines Bettes sitzen zu
müssen. Wie ich sie kannte, würde sie ihren Besuch auch keinesfalls über Gebühr
ausdehnen – ich schätzte mal, sie hatte ca. 30 Minuten in ihrem Terminkalender
dafür freigeschaufelt – und solange hielt ich mittlerweile im Sitzen schon aus,
ohne dass ich sichtbar in mich zusammensinken würde.
    Ich kam einer ihrer feinfühligen
Begrüßungen sofort zuvor, indem ich ihr freundlich zulächelte und sie
folgendermaßen begrüßte:
    „ Hallo Verena. Ja ich weiß, mein
Anblick ist gewöhnungsbedürftig. Aber angesichts der Tatsache, dass ich vor
zwei Wochen beinahe das Zeitliche gesegnet hätte, geht es mir wieder ganz gut! Was
liegt an, wie geht es in   der Firma so,
schaffst du es ohne mich einigermaßen?“ Es war natürlich eine von mir gewollte
Unverschämtheit, anzuzweifeln, dass sie ohne mich nicht klar käme!
    Verena war ein Meister darin, einen
Eröffnungsschlag zu parieren. Sie hatte sich schnell wieder gefangen und tat,
als hätte sie meine Worte gar nicht gehört, stöckelte mit ihren nudefarbigen
Mörderpumps von Louboutin
    (an der roten Sohle sollt ihr sie erkennen)
– ca. 12-cm-Stilettoabsatz, schätzte ich - geziert auf mich zu und küsste die
Luft hinter meinen Wangen. Sofort danach wich sie gleich wieder zwei Schritte
zurück. So, als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte.
    „ Christina, Liebes. Du hast mir vor
zwei Wochen den Schrecken meines Lebens eingejagt. Wie beruhigend, dich wieder
bei klarem Verstand zu erleben. Aber wie erschreckend, dass du in einem
Rollstuhl sitzen musst. Ich nehme hoffentlich an, du hast gute Chancen, da
wieder raus zu kommen? Und du siehst - ehrlich gesagt   - nicht besonders fit aus.“
    Sie klang dermaßen übertrieben besorgt,
dass ich ihr kein Wort abnahm. Diese intrigante Schlange hatte es auf meinen
Job abgesehen, ich wusste es. Wahrscheinlich bedauerte sie jetzt schon, mich an
diesem Morgen vor vierzehn Tagen überhaupt gesucht und gefunden zu haben!
Vielleicht hätte sich das Problem mit meiner Wenigkeit, die ihrem beruflichen
Aufstieg im Weg stand, von selber erledigt, wenn ich noch ein paar Stunden
länger bewusstlos herum gelegen hätte!! Momentan hatte sie in der Firma freie
Bahn und wie ich sie kannte, schleimte sie sich bei Königstein ein und machte
sich unentbehrlich.
    Ich lächelte sie betont unbekümmert an   und entgegnete:
    „ Ach Verena, du weißt doch, dass man
bereits mit einer leichten Erkältung schon bescheiden aussieht. Das gibt sich
schnell wieder. Den Rollstuhl haben sie mir nur der Einfachheit halber
verpasst, damit ich ein bisschen selbstständiger bin. Die Muskulatur in meinem
rechten Bein ist noch ein wenig schwach. Aber ich mache gute Fortschritte. Sag
dem König, ich bin bald wieder einsatzfähig und richte ihm schöne Grüße von mir
aus.“
    Wo blieb mein Oskar für diese
bühnenreife Vorstellung?
    Sie lächelte säuerlich zurück. Das war
nicht ganz die Antwort, die sie hören wollte.
    Ich war mir todsicher, dass Königstein
nichts von ihrem

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