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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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mein
Gewicht nicht abbremsen, sondern „plumpste“ regelrecht hinein in den Stuhl.
Aber immerhin – ich benötigte nur noch eine Person, um aus dem Bett zu kommen. Sei
dankbar für Kleinigkeiten, Christina! Ich würde diesen Satz der Einfachheit
halber für die Zukunft in SdfK abkürzen.
    Aber dann kam die eigentliche Herausforderung
für mich: Karina zauberte aus ihrer Kitteltasche etwas kleines rundes hervor
und legte es mir in den Schoß.
    Ich erkannte, dass es sich um eine Art
bunt angemaltes Holzpuzzle handelte, das einen Kreis aus insgesamt sieben
verschiedenfarbigen   Einzelteilen, jedes
ungefähr 4 – 5 cm groß,   darstellte.
    „ Sehen Sie es sich genau an “, forderte
sie mich fröhlich auf. „ Ich werde es nämlich jetzt auseinander nehmen und Sie
setzen es, aber nur mit ihrer rechten Hand, wieder zusammen. Und ja nicht
mogeln!"“ Mir brach buchstäblich der kalte Schweiß aus. Oh, Gott, dachte
ich, das schaffe ich nie und nimmer. Karina blieb ungerührt. Sie schob das
Nachtkästchen zu mir und stellte den Tisch auf eine für mich bequem erreichbare
Höhe ein. Dann zerlegte sie den Kreis tatsächlich in sieben bunte Einzelteile.
Es war leicht, zu erkennen, wie die Teile zusammengehören. Aber verdammt noch
mal schwer, alles nur mit rechts zusammensetzen zu müssen. Wie schon beim
Umblättern der Zeitung brauchte ich ewig, bis ich erst mal die Hand in Position
gebracht hatte, geschweige denn meine widerspenstigen, sich klamm und steif   anfühlenden Finger dazu bekam, die Teile zu
ergreifen und ineinander zu legen. Meine Hand zitterte, meine Finger verkrampften
und der Arm war bleischwer. Karina ließ nicht locker, sie feuerte mich an und
tatsächlich schaffte ich es, bis sie zum nächsten Patienten weiter musste, drei
Teile zusammen zu bekommen. Sie war gnadenlos. „Ich muss zwar gehen, aber Sie
können ruhig weitermachen. Rufen Sie die Schwester, wenn Sie müde sind.“
     
      Bevor ich protestieren konnte, verließ sie
mich beschwingten Schrittes. Die Tür klappte zu. Ich war allein, müde und
irgendwie mutlos. Mein rechter Arm brannte von der ungewohnten Anstrengung, die
Hand war völlig verkrampft. Ich machte eine instinktive Bewegung zur Klingel
hin, hielt aber dann inne. Stopp, Christina, schimpfte ich mich. du bist ein
Jammerlappen. Hat dich Melli etwa infiziert?   Wo bleibt deine berühmte Selbstdisziplin, dein
Biss? Ich dachte an meine Stunden im Fitness-Studio zurück, an mein
Hanteltraining. Immer wenn ich damals das Gefühl hatte, es ginge nicht mehr,
machte ich nochmals einen Durchgang, bis die Muskeln brannten.
    „Und genauso machst du es jetzt auch!“,
feuerte ich mich an.
     
    Eine volle Dreiviertelstunde später
blickte ich auf den fertig zusammengesetzten Holzkreis. Ich war im wahrsten
Sinne des Wortes schweißgebadet und dachte, so muss sich Reinhold Messner
fühlen, wenn er einen Achttausender bestiegen hat. Ein paar Mal war ich
wirklich dicht dran gewesen, zu mogeln und die linke Hand einzusetzen. Aber wen
hätte ich denn damit beschissen? Nur mich selbst, also hatte ich es gelassen
und unzählige Male mit der rechten Hand danebengegriffen, bis die Finger
endlich widerwillig das taten, wozu ich sie mit eiserner Willenskraft gezwungen
hatte. Ich war drauf gekommen, dass ich mir jede Bewegung immer erst ganz genau
bildlich vorstellen musste, bevor ich sie ausführte, dann hatte ich eine
größere Chance, dass es klappte.
    Und nun hatte ich es wirklich und
wahrhaftig geschafft, einen Holzkreis zusammen zu bauen.
     
    Meine Euphorie wich schlagartig einer
tiefen Enttäuschung darüber, dass ich für ein Puzzle, das ein Vierjähriger in
fünf Minuten fertig zusammensetzen konnte, über eine Stunde gebraucht hatte.
    So ging es mir mit allen Fortschritten,
die ich machte. Sie waren so unendlich klein und für einen gesunden Menschen
derart lächerlich, dass ich mich nie uneingeschränkt darüber freuen konnte. Zu
deutlich war die Erinnerung an meine gesunden Zeiten. Vor vier Wochen, so fiel
mir ein, hatte ich bei einem Besuch bei Sabine   Dennis, ihrem Jüngstem, dabei geholfen, ein
kompliziertes Modellflugzeug mit winzig kleinen Teilen mühelos zusammen zu
bauen. Dennis war mir dankbar für die Hilfe und heute wäre es genau umgekehrt
gewesen!
    Da ich schon länger nichts mehr von mir
hatte hören lassen, guckte vorsichtig eine Schwester zu mir herein und dankbar
bat ich sie, mir ins Bett zurück zu helfen. Kurz bevor mir die Augen für ein
Nickerchen zufielen, überlegte

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