ZITRONENLIMONADE (German Edition)
ich, was ein gesunder Mensch innerhalb eines
Tages alles so erledigt, also sich hinsetzt, wieder aufsteht, Sport macht,
arbeitet, usw., bevor er sich abends müde ins Bett legt. Und ich war schon von
einmal Bett- Rollstuhl-Transfer, einer Zeitlang sitzen, ein Minikinderpuzzle
zusammen bauen und wieder vom Rollstuhl ins Bett zurück gehievt werden völlig
geplättet! Wie um alles in der Welt sollte ich jemals wieder ein normales Leben
führen?
Kapitel Sieben
An diesem Tag, es war ein Freitag, kam
Mark ganz überraschend schon am helllichten Nachmittag zu mir herein geschneit.
Wie immer wirkte er auch in Freizeitklamotten wie ein Model. Seine Jeans saßen
tadellos, dazu trug er ein weißes Polohemd und ein schickes Jackett darüber.
Mir fiel auf, dass ich meinen Liebsten
noch nie verschwitzt oder derangiert gesehen hatte…..Nicht mal nach einer
heißen Liebesnacht! Wie kam ich jetzt um Himmels Willen auf dieses Thema? An
nichts dachte ich grade weniger als an Sex. Ist vermutlich auch völlig normal,
wenn man die elementarsten Dinge komplett neu lernen muss und sich wenig bis
gar nicht bewegen kann. Da ist der Gedanke daran, wie man sich lasziv im Bett
räkelt oder leidenschaftlich mit einem Partner drin herum wälzt, weit entfernt.
Unwillkürlich fragte ich mich, wie Mark
damit umging. Miteinander zu schlafen machte wegen Marks sexuellen Appetit (er ist ein Mann und - siehe
oben - damit entschuldigt) einen Großteil unserer Beziehung aus. Ich fühlte
mich durch sein Verlangen immer geschmeichelt und wertete es als Liebesbeweis. Zudem
war ich auch nicht gerade von der prüden Sorte. Fand er mich überhaupt noch
begehrenswert? Konnte er sich vorstellen, je wieder mit mir zu schlafen? Als er mich zur Begrüßung wieder auf die
Wange küssen wollte, drehte ich meinen Kopf so, dass seine auf meine Lippen
treffen. Ich spürte seinen Mund nur ganz kurz, dann wich er zurück. Ich war
gekränkt darüber, dass es keinen leidenschaftlichen Kuss oder wenigstens eine
Umarmung für mich gab und platzte wie
ein Elefant im Porzellanladen unüberlegt heraus:
“Mark, liebst du mich eigentlich in
meinem jetzigen Zustand noch?“
Brüskiert blickte er mich an und
verstand mich total falsch.
„ Christina, bist du mir wegen neulich Abend
noch böse? Wir waren einfach beide schlecht drauf und ich hielt es für besser,
zu gehen und dich schlafen zu lassen. Das hat doch nichts damit zu tun, dass
ich dich nicht mehr liebe.“
Ich versuchte, ihm zu erklären, dass meine
Frage nichts mit seinem letzten Besuch zu tun hatte.
„ Nein, ich hab das falsch formuliert.
Es soll eigentlich heißen, ob du mich noch begehrenswert findest. Als Frau, als
Geliebte, so meine ich das.“
Er räusperte sich - ein Zeichen dafür, dass
ich ihn kalt erwischt hatte -und redete dann gestelzt wie ein Politiker um den heißen
Brei herum.
„ Christina, ich halte eine Diskussion
über sexuelle Anziehung so kurz nach deinem Schlaganfall für absolut nicht
angebracht." Er setzte seinen Hundeblick ein, mit dem er mich sonst
weichkochte. "Du bist meine Verlobte, die Frau, die ich heiraten werde.
Alles Übrige wird sich zeigen.“ Aber diesmal verfing der treuherzige
Dackelblick nicht, ich war störrisch wie ein Maulesel, ich wollte jetzt auf der
Stelle eine klare Aussage von ihm.
„Mark, du weichst mir aus. Würdest du, angenommen, wir wären nicht hier, sondern
zuhause in unserem Schlafzimmer, in meinem jetzigen Zustand mit mir schmusen
oder gar schlafen wollen? "Er kniff
die Augen zusammen, sah mich prüfend an und merkte, dass es mir ernst war.
Mark war, so kannte ich ihn, im Normalfall
ein gnadenlos ehrlicher Mensch und schon des Öfteren mit seiner unverblümten
Art bei Freunden von uns angeeckt. Ich konnte also davon ausgehen, dass er mich
nicht belügen würde.
Dann seufzte er. „Selbst auf die Gefahr
hin, mich bei dir unbeliebt zu machen, Christina, die Antwort lautet momentan,
und ich betone das „Momentan“, nein. Nein, ich bin froh, dass du überlebt hast
und finde, du musst erst wieder zu Kräften kommen, deine Bewegungsfähigkeit
wieder erlangen, bevor wir beide an sexuelle Handlungen überhaupt nur denken
können. Ich denke auch nicht, dass ich dazu in der Lage wäre.“
Ich schluckte heftig und übersetzte
seine gestelzte Ausdrucksweise in Umgangssprache. Sollte heißen, momentan bräuchte
er bei mir Viagra, um überhaupt einsatzbereit zu sein (es gab dafür auch noch
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