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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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da, wo sie
tatsächlich stattfanden! Die Haut fühlte sich pelzig an, wie nach einer nachlassenden
örtlichen Betäubung. Aber das Beste von allem: Ich konnte mit meinem rechten
Bein eine Bewegung ausführen!
     
    Eines Abends befand ich mangels anderer
Alternativen in meinem Bett, das Fernsehprogramm fiel wie meistens in die
Kategorie "Unterhaltung für geistig Minderbemittelte", und ich
langweilte mich. Mein rechtes Bein lag irgendwie ungünstig und ich winkelte es
mit den Händen etwas an. Und stellte fest, dass ich es mit viel Konzentration
und   Willenskraft unendlich langsam
wieder nach unten in die gestreckte Position bewegen konnte! Vor lauter Freude
verbrachte ich die Hälfte dieser Nacht damit, nur immer wieder diese Bewegung
zu wiederholen; mit beiden Händen Bein anwinkeln, herziehen und dann
zuzugucken, wie   es sich durch reine
Willenskraft im Zeitlupentempo wieder nach unten schob! Franzi, der ich dies am
kommenden Morgen freudestrahlend vorführte, dachte sich gleich ein paar
anspruchsvollere Übungen dazu aus. Wie Karina vorher hinderte sie mich am
Stillstand und trieb mich unerbittlich immer wieder an meine Grenzen.
    Ihr Lieblingsspruch:
      " Nur die Harten komm´ in Garten!"
Natürlich hatte sie Recht, aber manchmal hätte mein innerer Schweinehund sich
furchtbar gerne mal zurückgelehnt und auf seinen Lorbeeren ausgeruht! Aber das
faule Vieh hatte bei sämtlichen Therapeuten keine Chance. War ja auch gut so,
denn ich wollte ja schnell wieder auf die Füße kommen! Durfte ich hier auch;
ich ließ mich täglich - im Gegensatz zu den meisten anderen hier - freiwillig
in eines der Stehgestelle im Aufenthaltsraum schnallen und um dann nicht
untätig wie eine Kuh auf der Weide in der Gegend herum glotzen zu müssen, las
ich eine Zeitung. Das wirkte professionell und intellektuell, jeder erkannte,
dass ich aus freien Stücken hier stand und ich konnte damit mein Ego aufbauen!
Das war bitter nötig, denn es gab genügend Situationen, wo meine kurzen Momente
der Selbstgefälligkeit und des Wohlgefühls sekundenschnell in den tiefsten
Keller abtauchten.
     
    Wie beispielsweise an einem Montag, eine
Woche, nachdem ich hier eingeliefert worden war. An diesem Nachmittag, so war
mir beim morgendlichen Studieren des Therapieplanes aufgefallen, fielen ab halb
drei nachmittags sämtliche Therapien komplett aus. Stattdessen entfalteten die
Pfleger und Schwestern gleich nach dem Mittagessen eine ungewohnte Hektik. Ich
fühlte mich davon in keiner Weise betroffen und wollte mich eben gemütlich für
meine obligatorische Mittagspause selbstständig in mein Bett begeben, als Schwester
Hilde zu mir herein kam. Geschäftig eilt sie an meinen Schrank. "Halt Frau
Salten", stoppte sie mein geplantes Nickerchen, "bleiben Sie im
Rollstuhl, ich helfe Ihnen beim Anziehen, wir bringen alle Patienten, die dazu
in der Lage sind, für eine Überraschung vors Haus!"
    Ich war skeptisch. Ich mochte keine
Überraschungen. Die erschöpften sich meiner Erfahrung nach meist darin, dass
man völlig unvorbereitet und entsprechend aussehend irgendwelchen
unangekündigten Besuch empfangen musste oder sonst irgendetwas Unangenehmes
damit verbunden war. Trotz hartnäckiger Nachfrage meinerseits hielt Hilde
jedoch dicht und verriet mir nichts.
      Sie legte mir meine dicke Winterjacke und zwei
Decken um und bat mich, Schal, Mütze und Handschuhe anzuziehen. Derart gut
verpackt fuhr ich hinaus auf den Gang und traf dort viele meiner Mitpatienten,
die ähnlich eingemummelt waren. Die allermeisten machten keinen allzu
glücklichen Eindruck über die ungewohnte Unterbrechung ihrer Routine. Auch ich
fragte mich, was das Ganze sollte.
      Die einzigen, die sich trotz der Zusatzarbeit
sichtlich freuten, waren die Pfleger und Schwestern, die uns alle auf den großen
Vorplatz der Klinik brachten. Draußen kapierte ich auch, wieso: Zehn Minuten
später standen alle Patienten der Frühreha samt Begleitern gemeinsam mit denen
aus den anderen Stationen, diese teils mit Gehwägen, Krücken, Rollis, teils
aber auch völlig frei, auf dem großen geteerten Vorplatz und starrten gebannt
die Zufahrtstraße entlang.
     
      Es war ein kalter sonniger Tag und gerade als
ich anfing,   einfach die Frischluft sowie
wärmenden Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht zu genießen, erklangen seltsame Töne:
Lautes Hupen und eine total schräge Musik mit viel Schlagzeug und Trommeln
dazwischen. Und völlig entnervt registrierte ich mit den ersten bunt
dekorierten Wagen, die

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