ZITRONENLIMONADE (German Edition)
mühelos auf die hohen
Wagen hoch klettern, sich da oben ungezwungen bewegen, Bonbons mit beiden
Händen werfen, lustig und fröhlich sein und heute Abend wieder in ihr gewohntes
Zuhause zurück kehren und mit wohligem Bedauern an die armen Schweine in dieser
Reha denken, die sie heute beglücken durften!
Ich tat mir selbst entsetzlich leid,
weil ich zu diesem "traumatischen" Ereignis gezwungen wurde. Meine
Pechsträhne für den heutigen Tag war aber noch nicht zu Ende.
Kapitel Vierzehn
In dieser Nacht wachte ich gegen drei
Uhr auf und versuchte, mich vorsichtig zum ersten Mal seit meiner Erkrankung
auf meine linke Seite zu drehen, welche normalerweise meine Einschlafseite ist.
Das klappte auch ganz gut, nur leider bekam mein rechtes weitgehend lebloses
Bein das Übergewicht und glitt langsam über die Bettkante hinunter. Und weil die
Kraft auf dieser Seite völlig fehlte, glitt mein Körper langsam aber
unaufhaltsam samt Bettdecke hinterher auf den Boden! So, da hockte ich nun in
meinem dünnen Nachthemd. Es war kühl im Zimmer - Sie wissen ja, meine
Schlafgewohnheiten - und ich fröstelte. So ein Mist. Ich konnte keine Erkältung
gebrauchen, jetzt, wo ich zusehends mehr Zeit außerhalb meines Bettes
verbringen konnte!
Gar kein Problem, dachte ich mir
tröstend, würde ich eben nach der Nachtschwester klingeln, die brächte mich
schon wieder ins Bett. Als ich nach oben blickte, wo ich das Klingelkästchen am
Bettgalgen erwartete, durchzuckte mich ein Riesenschreck. Weil mich das Teil
beim Lesen gestört hatte, hatte ich es an Griff meiner Nachttischschublade
eingehängt. Nur: Das Nachttischchen befand sich genau auf der anderen für mich
unerreichbaren Seite des Betts! Ich war kurz davor, in Panik zu geraten.
Normalerweise kam die Nachtschwester sehr selten zu mir, weil ich ja eine der
"Guten" war.
Und ich hatte keine Lust, die kommenden
Stunden auf dem Boden zu verbringen, ich war müde und fror! Glücklicherweise
saß ich auf meiner mitgerutschten Zudecke und nicht direkt auf dem kalten
glatten Boden. Moment: Glatt? Versuchsweise bewegte ich meinen Po hin und her.
Die Decke unter mir rutschte ebenfalls.
Was, wenn ich mich auf dieser Decke am
Bettrand entlang auf die andere Seite hinüber zu hangeln versuchte? Gesagt,
getan. Krabbeln war überhaupt nicht drin mit meiner ab der Hüfte abwärts
weitgehend leblosen rechten Seite. Und
so zog ich mich Zentimeter für Zentimeter immer an der Bettkante entlang um das
Fußende herum zum Nachtkästchen.
Die ganze Aktion kostete mich eine
Menge Muskelkraft in den Armen und etwa eine halbe Stunde, bis ich an den
Schubladengriff des Nachttischs greifen und endlich auf den Klingelknopf
drücken konnte.
Schwester Marta, eine resolute kräftige
Frau um die Vierzig, war nicht schlecht erstaunt, als sie beim Eintreten das
leere Bett und von mir dahinter lediglich den Kopf zu sehen bekam. "Ich
bin aus dem Bett gefallen, aber mir ist nichts passiert. Ich will nur wieder
rein, um endlich weiter schlafen zu können", erklärte ich verlegen.
"Na, zum Glück konnten Sie die Klingel gleich erwischen."
Kleinlaut gestand ich, dass dies nicht der
Fall war und wie ich es auf Umwegen geschafft hatte. Sie nahm es mit einer
gehörigen Portion Humor. "Da haben sie ja ihren Frühsport schon hinter
sich, Frau Salten! Gut, dass Sie sich zu helfen wussten!"
Flugs hatte sie mich unter den Achseln
ergriffen und hievte mich wieder in mein Bett. Als sie die Zudecke ausschüttelte
und über mich breitete, meinte sie zögernd: "Ich getraue es mich ja fast
nicht zu fragen, aber wäre es nicht sicherer, wir würden zumindest auf der
linken Seite das Bettgitter hochfahren? Dann könnten Sie sich gefahrlos auf
diese Seite drehen." Ich stimmte sofort zu, da ich endlich wieder einmal
seitlich einschlafen wollte. Und wenige Minuten später, kurz bevor ich weg
dämmerte, war ich wieder einmal hin- und hergerissen zwischen Euphorie darüber,
etwas geschafft zu haben (meine Rutschpartie hin zum Klingelknopf, ohne die ich
wohl jetzt noch auf dem Boden hocken würde) und der "Niederlage", in
einem Gitterbett schlafen zu müssen! Bis jetzt war dies zum Glück nie nötig
gewesen. Und ich war dankbar, dass wenigstens eine Seite offen blieb!
Franzi, der ich es am kommenden Tag in
der Physiotherapie erzählte, stoppte meine negative Betrachtungsweise. "
Das ist doch prima. Es zeigt, dass Sie immer mobiler werden. Wir werden gleich
mal Bewegung auf dem Boden üben." Und dann setzte sie mich auf
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