Zitronentagetes
deine früheren Aktivitäten.«
Sein Blick schoss zu ihrem Gesicht.
»Du brauchst nicht rot zu werden.«
Noch während er diese Tatsache dementierte, stieg Blut in seine Wangen. »Es wurde alles über eine diskrete Samenbank abgewickelt.«
»Hat wer das Gegenteil behauptet?«
»Es gibt jede Menge unfreiwillig kinderlose Paare. Ich habe nur helfen wollen.«
»Wer’s glaubt«, prustete sie. »So sehr hast du die Dollars deines Daddys verabscheut, dass du dir dein Studium auf die eine oder andere schlüpfrige Art finanziert hast.«
»Hey, was willst du mir vorwerfen? In dieser Samenbank ging es zu wie im Taubenschlag. Ich war keineswegs der Einzige.«
»War bestimmt sehr stressig für dich.«
»Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Liebste?«
Gute Frage. »Immerhin hätten Joshua und du stattdessen auch zur Blutspende gehen können.«
»Erstens war Josh nicht auf die Kohle angewiesen und zweitens hat er so einen Schiss vor Nadeln, der wäre in Ohnmacht gefallen. Und drittens habe ich auch Blut gespendet, aber die Samenbank hat besser gezahlt.«
»Bestimmt, weil du dich so anstrengen musstest. Mein lieber Mann, da hast du ganz schön was an Körpersäften verbraucht während des Studiums.«
»Was reitest du so auf diesem Thema rum?«
»Quatsch.« Die Kochsendung wurde von einem Werbeblock unterbrochen. »Möchte nur mal wissen, warum die im Fernsehen immer so ein Brimborium wegen einer Tütensuppe veranstalten.«
Inzwischen erntete Flo ihre ersten Radieschen und verkaufte die kleinen Bündel an der Gartenpforte. Vicky hatte neue, frühsommerliche Landschaftsfotos in der Gegend um St. Elwine geschossen und schickte sie ihr per E-Mail zu. Diszipliniert schrieb Flo Textpassagen dazu.
Anna, Charly, Liz und sie führten einen kleinen Wettbewerb. Wer zog die schönste Kapuzinerkresse heran? Die Siegerin würde am Ende des Sommers gekürt werden und eine Schüssel voll Salat erhalten. Daher hegte und pflegte Floriane ihre Pflänzchen und ging auch am Abend kurz vor Sonnenuntergang noch einmal in den Garten.
Marc saß in ihrem Wagen. Flo bemühte sich, keine Geräusche zu machen und huschte vorbei. Aus den Augenwinkeln heraus erfasste sie, dass er panisch reagierte.
O Gott!
Er bekam eine Panikattacke.
Sie stieg zu ihm in das Auto und brauchte Ewigkeiten, um ihn zu beruhigen.
Als sie bemerkte, dass Worte nichts brachten, zog sie ihn in die Arme. Sein Kopf ruhte an ihrem Busen. Endlich normalisierte sich sein Herzschlag. »Es wird besser, glaub mir.« Liebevoll strich sie ihm durchs Haar. Sie küsste seine Stirn. »Gibt es etwas Neues von deinem Töchterchen?« Ihre Rechnung ging auf, sofort war er abgelenkt.
»Sie möchte mich sehen, ist gerade vierzehn Jahre alt geworden und interessiert sich für Autos. Aus dem Ballettunterricht ist sie rausgeflogen, steht lieber in der Autowerkstatt ihres Nachbarn und reicht ihm Schraubenschlüssel.«
»Klingt, als käme sie nach dir. Was wirst du tun?«
»Keine Ahnung. Dummerweise habe ich mir damals keine Gedanken darüber gemacht. Ich setzte ein Kreuz, dass mein Name offen erscheinen kann. Wer ahnt denn, dass ein pubertierender Teenager wissen will, woher er oder sie stammt? Als wenn das eine Rolle spielt. In dem Alter fühlt man sich doch sowieso, als lebte man in der falschen Familie.«
»Tatsächlich?«
»Ging es dir nicht so?«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»Du bist zu beneiden.«
»Hast du noch mal mit Gilian telefoniert?«
»Nur kurz.«
»Ich dachte, sie ist dir sympathisch. Igelst du dich mal wieder ein?«
»Es ist komisch. Jetzt, wo ich eine Frau kenne, die … Mich irritiert die Tatsache, dass ein Teil von mir, ein klitzekleiner, zwischen Gilians Schenkeln war.«
»Oh.«
»Wie dem auch sei. Gilian meint, ihre Tochter wird nicht nachgeben, bis sie mich getroffen hat. Außerdem fahndet sie nach eventuellen Geschwistern.« Marc deutete mit den Fingern Anführungszeichen an.
»Ach herrje.« Flo verkniff sich das Lachen, doch es war zwecklos. »Hast du irgendwelche Zahlen? Wie ergiebig war denn deine Spende?«
»Mir egal.«
Eine Woche später stand Marcs neuer Wagen zur Abholung bereit. Er fuhr mit dem Bus nach Baltimore, blieb über das Wochenende bei seinem Dad, und fuhr schließlich allein nach Hause. Er gab es zwar nicht zu, aber Flo las ihm an der Nasenspitze ab, wie stolz er auf diese Leistung war. Seit einem Monat arbeitete Marc wieder und es ging ihm merklich besser.
Jeden Abend saßen sie zusammen, rätselten, schauten Zeitschriften
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