Zitronentagetes
zeigten. Hinter dem Geräteschuppen blühte der Waldmeister. Es duftete herrlich. Sie sollte eine Maibowle mit frischen Waldmeisterblüten anzusetzen und diese an durstige Touristen ausschenken.
Jemand trat durch die Pforte und lief zum Praxiseingang. Flos Blick streifte eine silberne, teure Limousine und glitt dann zu der eleganten Erscheinung zurück, die wie Krystle Carrington aus Denver Clan wirkte. Ach, das waren noch glamouröse TV-Serien. Sie stieß einen Seufzer aus und ging nach vorn.
»Kann ich Ihnen helfen? Die Praxis ist samstags geschlossen.« Aus der Nähe sah die Frau noch eleganter aus. Das zweifellos maßgeschneiderte Kostüm saß tadellos.
»Entschuldigen Sie vielmals, dass ich hier einfach so reinspaziere. Meine Recherche hat ergeben, dass Marc Cumberland in diesem Haus wohnt. Sie sind bestimmt seine Frau.«
Marc bog um die Ecke. »Noch nicht, aber wir sind die besten Freunde, stimmt’s, Birdie?«
Tschiep, tschiep .
»Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Sie sind Marc Cumberland?«
»Gestern war ich es noch. Brauchen Sie etwa meinen Pass?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Ich habe Sie aus persönlichen Gründen aufgesucht.«
Er wies zur offenen Veranda und ließ die Frau vorangehen. Während sie hinter ihr hergingen, beugte er sich zu Flo. »Sie könnte im Auftrag meiner Versicherung hier sein«, flüsterte er. »Aber eigentlich tritt sie dafür zu zurückhaltend auf. Ich bin gespannt.«
»Wie gedankenlos von mir. Ich habe mich Ihnen ja noch gar nicht vorgestellt.« Sofort holte die Dame das Versäumnis nach. »Gilian Fray. Können wir uns unterhalten?« Sie schien ein wenig nervös und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
»Sicher.« Marc wies erneut auf die Veranda.
Flo fragte sich im Stillen, ob ihre Neugier ungehörig war. Auf alle Fälle schien Marc nichts dagegen zu haben, dass sie etwas von dem Anliegen der Dame mitbekam.
Die Besucherin bemerkte Marcs Hinken. »Sie sind hoffentlich nicht gestürzt?«
»Nein, ich hatte vor Weihnachten einen Autounfall.«
»Oh, tut mir leid. Dann hätten wir Sie um ein Haar verloren?«
Seltsam, wie sie das sagte.
Gilian nahm in einem gemütlichen Sessel Platz. »Sie fragen sich bestimmt, was ich hier möchte.«
»Langsam wecken Sie meine Neugier.«
Ihre auch. Flo lehnte sich an den Pfosten des Geländers und rührte sich nicht von der Stelle.
»Nun, um es kurz zu machen …« Der rechte Mundwinkel der Besucherin zuckte. »Sie sind sicher, dass Ihre … äh … Freundin bei dem Gespräch dabei sein sollte? Die Angelegenheit ist ein wenig … delikat.«
Das merkwürdige Gebaren der Lady besaß eine gewisse Komik, überlegte Flo, nun schier besessen, hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Wehe, wenn der Beachboy sie jetzt wegschickte.
Wieder einmal hatte er ihre Gedanken gelesen, wie sein amüsiertes Augenzwinkern bewies.
»Nun denn«, begann Mrs. Fray und holte tief Luft. »Ich habe eine Tochter von Ihnen.«
Marcs Kinnlade klappte hinunter.
Im Fernseher in der Küche lief eine Kochsendung. Zwar konnte Flo die Besessenheit der Amis bezüglich der Anzahl der Fernsehgeräte pro Haushalt nicht wirklich nachvollziehen, aber da er schon mal da war, konnte sie ihn auch einschalten.
»Ich liebe es zu kochen, verehrte Zuschauer.« Die gestylte Moderatorin klapperte mit den Wimpern. Ihr schickes Outfit ließ diese Aussage nicht besonders glaubhaft erscheinen.
Wenn Flo bedachte, in welchem Aufzug sie die Hausarbeit erledigte … Grinsend sah sie an sich hinunter. Sie trug ein Hello-Kitty T-Shirt, eine abgeschnittene Jeans und die Häschenpantoffeln hatte sie gegen geblümte Flipflops ausgetauscht. »Außerdem«, brummelte sie vor sich hin, »kann es nie von Nachteil sein, wenn man als Moderatorin einer Kochsendung tatsächlich gern kocht.«
»Mit wem redest du da? Sag bloß, dein Freund Harvey ist zu Besuch?«
»Viel besser, Johnny Depp flitzt gerade zur Tür raus.«
»Träumerin.«
»Ich habe heute frischen, grünen Spargel im Angebot bekommen. Könntest du mir beim Schälen helfen?« Ohne Marcs Antwort abzuwarten, legte sie den Spezialschäler auf die Arbeitsplatte.
»Damit kann ich nicht umgehen.«
»Irgendwann ist immer das erste Mal. Sieh her, ich zeige es dir.«
»Ausflüchte lässt du wohl nicht gelten?«
»Nein.«
»Das ist gemein.«
»Armer, reicher Knabe. Es ist ganz einfach. Lediglich eine hoch und runter Bewegung mit der Hand – wie beim Onanieren. Damit müsstest du dich doch auskennen, bedenkt man
Weitere Kostenlose Bücher