Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
Vom Netzwerk:
diesem aus der Gemeinschaft einlässt, kann sich bereits morgen schon jemand anderem widmen. Keine Verpflichtungen, das hat doch was. Ist das nichts für dich?«
    Worauf wollte sie ihn festnageln? Oder war das ihre verschrobene Art, ihm klarzumachen, dass sie gegen unverbindlichen Sex durchaus nichts hatte? Besser, er hielt den Mund.
    Sie knabberte an ihrem Fingernagel und schien glücklicherweise nicht ernsthaft auf eine Antwort zu warten.
    »Manchmal frage ich mich allerdings, ob die Hippie-Philosophie naiv ist oder einfach nur verlogen. Wenn er nun eines der Flower-Mädchen tatsächlich liebt und sie zu viel Liebe macht – mit einem anderen, meine ich. Dann ist doch der Peace im Arsch, oder?«
    »Was geht dir nur immer durch dein Köpfchen?« Flink zog er sie auf den Schoß und küsste sie.
    Flo erwiderte den Kuss, der sich so perfekt anfühlte, dass er vergaß, was damit nicht stimmte. Als er endete, lachte sie plötzlich, allerdings schwang darin jede Menge Ratlosigkeit mit.
     
    *
     
    Bertha, die nach der Waschmaschine gesehen hatte, hörte Flo auf der Veranda kichern. Obwohl sie wusste, dass sich das nicht gehörte, blieb sie stehen und spitzte die Ohren.
    Also doch! Der Kerl hatte sich bereits ausgiebig mit Floriane beschäftigt.
    Es klopfte leise an der Haustür. »Herein.« Zu ihrer Überraschung erschien Tylers Kopf. »Jungchen, das ist aber schön. Komm rein. Darf ich dir etwas anbieten? Wie geht es Charlotte?«
    »Deswegen bin ich hier.«
    Er sah unglücklich aus und erinnerte sie an den schüchternen Mann, der in der Zahnarztpraxis zusammengebrochen war. So hatte sie Tyler O’Brian damals kennengelernt. Inzwischen war er ihr fast wie ein Sohn.
    »Sie ist zu Hause. In der Notaufnahme hat man einen Kreislaufkollaps diagnostiziert. Erschöpfung, Schwächeanfall, nenn es, wie du willst. Du kennst sie ja, sie kann ziemlich stur sein. Charly bestand darauf, nicht über Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Sie hat der Frauenärztin plausibel machen wollen, dass sie sich genauso gut daheim ausruhen könne. Aber sie blutete stark, weiß der Himmel, warum.«
    Bertha ahnte, wie sehr ihn das ängstigte.
    »Heute früh haben sie eine Kürettage gemacht, daher musste sie doch die Nacht dort verbringen. Aber gegen Mittag habe ich sie nach Hause geholt. Sie schläft jetzt und Elvira hat ein Auge auf sie.«
    Bertha hatte, wie selbstverständlich, seine Hand ergriffen. Sie freute sich, dass er es akzeptierte.
    »Kannst … kannst du nicht eine Weile bei uns wohnen und mit ihr reden? Von Frau zu Frau. Und … du hast auch … keine Kinder … Bitte sei nicht böse. Irgendwie gehörst du doch zur Familie. Wir lieben dich. Auf dich hört sie … vielleicht«, bat er leise.
    »Oh, da täuschst du dich, Jungchen. Wenn sie nicht will, erreicht man gar nichts. Da ist sie wie ihr Großvater.«
    Er ließ den Kopf hängen.
    »Keine Sorge, ich packe ein paar Sachen zusammen und begleite dich.«
    »Sie wünscht sich so sehr ein Kind. Aber um welchen Preis? Es steht mir nicht zu, ihr das zu verbieten. Hat sie nicht ein Recht darauf, sich ihren Traum zu erfüllen? Was soll ich tun? Ich habe noch niemals solche Angst um einen Menschen gehabt, wie in dem Moment, als ich sie auf eurer Veranda hab liegen sehen – so bleich. Mom wirkte genauso durchsichtig, als ich sie das letzte Mal sah. Dann habe ich sie verloren. Wenn Charly etwas zustieße, wenn ich sie verliere, das … überlebe ich nicht.«
    Da waren sie wieder, die kummervollen Augen, die sie nie wieder bei ihm hatte sehen wollen. Und jetzt das. »Ich sollte wohl ein Donnerwetter veranstalten. Darauf bestehen, dass sie in der Sterilitätssprechstunde die Behandlung abbrechen. Aber ein Blick in ihr Gesicht und ich kann es nicht. Wenn die Ursache wenigstens bei mir läge, meine Spermien zu lahm wären oder so etwas …«
    Bertha beobachtete, wie er rot wurde, und wischte emsig ein imaginäres Staubkörnchen von der Tischplatte. Für seine Verschlossenheit hatte er schon fast zu viel preisgegeben. Das rechnete sie ihm hoch an.
    »Aber sie weiß, dass es an ihr liegt und fühlt sich doppelt schuldig. Läge es an mir, würde sie großherzig reagieren und das Thema wäre erledigt. Umgekehrt funktioniert es nicht. Blödsinnig, ich weiß, aber so tickt sie nun mal. Es grenzt fast an Selbstkasteiung, was sie treibt. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie sie leidet. Okay, ich bin keine Frau, sie fühlt da bestimmt anders. Aber mir ist es die Sache nicht wert. Ich will Charly,

Weitere Kostenlose Bücher