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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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für schuldig erklärt hatte. Resigniert barg er sein Gesicht in den Händen.
     
    *
     
    Jenny setzte ihre Tochter in den Kindersitz und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Rosie hatte heute keine Lust auf das Anschnallen. Dabei war Jenny ohnehin spät dran. Normalerweise war es nicht so schlimm, wenn sie etwas später zur Arbeit erschien, denn glücklicherweise führte sie das Büro ihres Vaters, einem Antiquitätenhändler und Schreinermeister, der alte Möbel aufarbeitete. Ihre Mutter kümmerte sich derweil um Rosie. Aber gerade heute wollten ihre Eltern zu einer Auktion und daher war es wichtig, dass sie pünktlich war. Noch immer ärgerte sich Jenny über George. Obwohl: Ärger traf es nicht wirklich. Sie machte sich Sorgen, er hatte vorgestern so anders gewirkt. So distanziert wie damals, als diese Baustellengeschichte aus dem Ruder geraten war. Es hatte sie fast ihre Ehe gekostet. George hatte vor zwei Tagen ein paar Sachen in eine Reisetasche gepackt und behauptet, er müsse verreisen. Auf unbestimmte Zeit, aber er hoffe, nicht allzu lange.
    »Verreisen?«
    »Ja.«
    »Wohin denn?«
    »Es ist kompliziert, Liebling. Ich kann dir das jetzt nicht ausführlich erklären. Fest steht für mich nur, dass ich es tun muss. Es ist sehr wichtig. Ich muss da was klären.«
    »George, wir haben doch vereinbart: keine Ausflüchte mehr.«
    »Es tut mir leid. Nur dieses eine Mal noch – dann kann ich das endlich hinter mir lassen.«
    Bei dem Satz war ihr regelrecht kalt geworden. »Du machst mir Angst.«
    »Genau deshalb regele ich die Angelegenheit. Das ist die Aufgabe eines Mannes in der Familie. Vertrau mir und mach dir keine Sorgen.«
    »Findest du nicht, dass das ein bisschen viel verlangt ist? Obendrein ist deine Logik vollkommen verdreht. Ich mache mir Gedanken, eben weil du so vieles für dich behältst.«
    »Das ist wieder typisch.«
    »Komm mir nicht so. Was verschweigst du mir?«
    »Ich habe ein Problem, das ich klären möchte – allein. Ich will mir beweisen, dass ich es kann.«
    Sie verstand kein Wort von dem, was er faselte. Mit männlichem Stolz, wie George ihr glauben machen wollte, hatte es nichts zu tun. Sie hatte so eine Ahnung. »Verstößt du gegen das Gesetz?«
    Er war sich bewusst, dass sie das Wort wieder absichtlich weggelassen hatte. Sie konnte es seinem Gesicht ablesen. In den stahlgrauen Augen zuckte Ärger auf. »Nein … nein, wirklich nicht. Ich setze doch nicht alles aufs Spiel, was ich liebe, Jenny.« Dann hatte er seine Tasche genommen, sie flüchtig geküsst, und war gegangen.
     
    *
     
    Am Freitagabend war Flo Gastgeber. Zunächst saßen sie noch alle auf der Veranda, doch später würden sich die Männer in Marcs Wohnung zusammensetzen und die Frauen oben in ihrer. Sie wurde zur frisch gekürten Königin der Kapuzinerkresse erklärt. Unter großem Gelächter. Marc klatschte immerhin Beifall.
    »Ich war nicht in Form«, maulte Charly. »Das muss eigentlich berücksichtigt werden.«
    »Von wegen«, sagte Elizabeth Tanner. »Trotzdem verstehe ich es nicht. Ich bin genau nach Anleitung vorgegangen und habe sogar im Internet recherchiert. Die ekligen Kohlweißling-Raupen sind schuld.«
    »Nö, ich habe sie einfach abgesammelt.« Fast tat ihr die ratlose Freundin leid. Trotzdem feixte sie. »Man braucht eben nicht für alles im Leben ein Hochschulstudium.«
    Anna lachte triumphierend auf.
    »Meine Flo ist die geborene Pflanzenflüsterin«, merkte Marc nicht ohne Stolz an.
    Hatte er meine gesagt? Irritiert drehte sich Floriane zu ihm um.
    Großzügig drückte sie ihre Kontrahentinnen, eine nach der anderen, an sich. Es freute sie besonders, dass es Charlotte wieder besser ging. Diese wollte der Natur nun lieber freien Lauf lassen und hatte die Therapie abgebrochen.
    Flo hatte bereits im Voraus den Tisch hübsch gedeckt, auch wenn jeder etwas zum Essen mitbrachte. Sie hatte eine große Schüssel Salat mit essbaren Blüten verziert und das Dressing aus Joghurt, Kräutern und Zitronensaft zusammengerührt. Mit den Servietten hatte sie sich besondere Mühe gegeben – indem sie sie zu Blüten gefaltet hatte.
    »Hübsch – aber wie soll man sich damit den Mund abwischen, Birdie?«, zog Marc sie auf.
    »Ich brauche unbedingt die Anleitung«, rief dagegen Anna aus.
    Flo lehnte sich zurück und lächelte beide vergnügt an. Typisch Mann, typisch Frau, überlegte sie.
    Nach dem Abendessen präsentierte sie stolz den Kalender aus Holz, den Marc für sie gebaut hatte.
    »Wo habe ich den schon mal

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