Zitronentagetes
lassen. Er wurde nicht enttäuscht.
»Hey Großer, bist du da drin?« Sie pochte gegen die angelehnte Badezimmertür.
Hastig zerrte er die Boxershorts hoch. »Einen Moment noch, sonst verblitzt du dir die Augen.«
»Vielleicht wäre das zur Abwechslung ganz nett.«
»Du solltest dir ein Schwulenmagazin zulegen. Da gibt’s jede Menge männliches Frischfleisch.«
»Gute Idee.« Schon warf sie sich in seine Arme. »Danke.«
»So überschwänglich? Hast du etwa doch einen kurzen Blick erhascht?«
*
Verflixt, war es schön an seiner nackten Brust. Sie hatte das Gefühl, genau dorthin zu gehören. »Er ist wunderbar.«
»Mein Hintern? Ich weiß nicht recht.«
Spielerisch knuffte sie ihn gegen die Schulter. »Wie bist du auf die Idee gekommen?«
»Birdie, du zwitscherst seit Tagen von dem supertollen Kalender aus dem australischen Patchwork-Magazin. Ich kam gar nicht umhin, ihn für dich zu fertigen.«
»Ohne Anleitung, einfach so? Ich meine, da war lediglich ein Foto, mehr nicht.«
Er zwinkerte ihr zu. Es war ihr egal, ob er etwas zu gönnerhaft rüberkam. Sie war jetzt stolze Besitzerin eines Kalenders, den sie Monat für Monat mit einem kleinen Quilt bestücken konnte. Sofort begann ihr Gehirn, erste Motive zu entwerfen. Gleich morgen würde sie sich an die Umsetzung machen. »Deshalb warst du nach der Arbeit stundenlang weg.«
»Ganz recht.«
»Du kannst ja ein richtiger Geheimniskrämer sein.«
»Was dagegen? Die Überraschung ist doch gelungen.«
»Erzähl mir alles.«
»Wusste ich’s doch, dass du noch für ein Schwätzchen vorbeischaust. Stört es dich, wenn ich mich langmache? Ich war den ganzen Tag auf den Beinen, die Prothese drückt.«
»Darf ich mich zu dir legen?«
»Du und keine andere, mein Schatz.«
Ihr wurde ganz flau, als er es sagte. Sie schielte zu ihm hinüber. Offenbar erriet er wieder ihre Gedanken.
»Kein Sex, nur ein bisschen Fummeln, versprochen.« Lachend hob er die Hand zum Schwur.
»Was du ansprichst, nennt man Petting und das hat sehr wohl etwas mit Sex zu tun. Ein sehr weit reichendes Thema.«
»Ach.«
»Du warst ein frühreifes Jüngelchen mit massenweise Aufklärungslektüre .«
»Also habe ich deinen Blick in meinem alten Kinderzimmer richtig gedeutet.«
»Was hast du an den Texten nicht verstanden, zum Kuckuck?«
»Könnte sein, dass ich mich absichtlich dumm stelle«, gab er seelenruhig zu.
»So was in der Art dachte ich mir schon.«
Er kuschelte sich näher an sie und knabberte spielerisch an ihrem Ohrläppchen.
Ging er wohl heute aufs Ganze? Sie würde nichts dagegen unternehmen.
Unterdessen wanderte seine Hand unter ihr Shirt und strich sanft über ihren Rücken, der sich sofort mit einer Gänsehaut überzog. »Du hast dich wacker geschlagen bei meiner Mutter.«
»Danke. Was hat sie gesagt – über mich, meine ich?«
Er sah ihr kurz in die Augen. »Nichts. Ich glaube, sie hat sich jeden Kommentar verkniffen. Das ist ein gutes Zeichen, ehrlich.«
»Wenn du meinst.« Sie seufzte leise, ihre Lider wurden schwer. Wie lange würde er sich wohl noch mit ihrem Rücken aufhalten? Komisch, sie hätte gedacht, dass er sich an sie ranpirschen würde. Dabei kam er nicht zu Potte.
»Flo?«
»Hm?«
»Würdest du mit mir essen gehen?«
»Jetzt? In der Küche ist noch kalter Braten.«
»Nicht doch, ich meine in ein richtiges Restaurant.«
Überrascht öffnete sie die Augen. »Ist doch viel zu teuer.
»Das lass meine Sorge sein.«
»Okay.«
»Heißt das ja?«
»Was denn sonst?«
»Flo?«
»Hmm …?«
»Wenn dir schwarz vor Augen wird, bist du eingeschlafen.«
»Gut zu wissen.« Besser, sie stand auf, aber gerade fühlte sie sich so wundervoll …
*
»Der erste Tag nach dem Urlaub war ganz passabel«, sagte Charlotte zu ihrer Sprechstundenhilfe.
»Ja, hatte ich mir schlimmer vorgestellt.«
»Hallo Mädels«, begrüßte Flo Janet und ihre Chefin. Obwohl gerade ein dreiwöchiger Urlaub hinter ihr lag, musste sie mit leichtem Erschrecken Charlottes bleiches Gesicht registrieren.
»Janet?«
»Ja?«
»Haben Sie je bereut, bei mir angefangen zu haben?«
Langsam schüttelte Janet den Kopf. »Ich gebe zu, anfangs war ich sehr skeptisch. Ich erinnerte mich noch gut an Ihren Großvater. Es war nicht leicht mit ihm, während meiner Ausbildung. Er war … äh … recht speziell. Wenn Bertha nicht gewesen wäre, hätte ich wohl das Handtuch geworfen. Sie haben so gar nichts von ihm. Tut mir leid, nicht falsch verstehen.«
»Nein,
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