Zitronentagetes
sonst nichts.«
*
Flo hatte sich fein gemacht. Sie trug ein sexy Sommerkleid und grazile Riemchensandalen mit gewagten Absätzen. Beides hatte sie letzte Woche im Sommerschlussverkauf günstig erstanden. Ihr Haar hatte sie mit Gel in Form gebracht und dank Irenes Anleitung war ihr das zarte Make-up gelungen.
Marc hatte ihre Bemühungen in der letzten Zeit registriert, freute sie sich im Stillen. Und weiter? Sie schimpfte sich eine Närrin.
»Sehr hübsch.« Marc sah sie anerkennend an.
Er hatte einen Tisch in Baltimores angesagtestem Restaurant reservieren lassen.
Flo freute sich auf den Abend und hatte fest vor, ihn zu genießen. Kevin war bei den O’Brians bestens aufgehoben und würde sie nicht die Bohne vermissen. Einerseits erleichterte sie diese Tatsache, andererseits versetzte es ihr einen Stich.
»Geht es Charly besser?«, fragte Marc während der Fahrt.
»Glaub schon. Immerhin hat sie gemurrt, ich solle ihre derzeitige Schwäche ja nicht in Bezug auf unseren Kapuzinerkresse-Wettbewerb ausnutzen. Ihr Humor ist wieder zurück.«
»Kevin ist wohl schon angesäuert, weil die Schule wieder losgeht?«
Das auch, aber sie behielt lieber für sich, dass ihr Sohn mitbekommen hatte, dass sie letztens die Nacht in Marcs Bett verbracht hatte. Seitdem war er bockig und auf Marc nicht gut zu sprechen. Sie erinnerte sich, als sie hochgeschreckt war, hatte bereits die Sonne geschienen. »Wieso hast du mich nicht geweckt, zum Kuckuck?«
»Es war schön, dich neben mir zu spüren.«
Was sollte man darauf erwidern? Ihr Ärger verflog wie nichts. »Äh – und was, bitte, spüre ich jetzt an meiner Hand?« Bestimmt war es keine Erektion.
Marc rollte sich hurtig auf die andere Seite. »Entschuldigung« , stammelte er. »Ist mir lange nicht …«
Passiert? Richtig, aber das war doch interessant. Als sie aufstand und zur Tür trippelte, musste sie kichern.
Stöhnend ließ er sich zurück in die Kissen fallen. »O mein Gott.«
Im Restaurant studierte sie die Speisekarte. »Ach du liebe Güte.«
Marc warf ihr einen strengen Blick zu.
»Hast du gesehen …«
Er bewegte tadelnd seinen Zeigefinger hin und her.
»… was allein der Salat kostet?«, flüsterte sie.
»Bitte Flo, verdirb uns nicht den Spaß. Schau immer nur auf die linke Seite und such dir etwas Leckeres aus. Die rechte Spalte lass meine Sorge sein.«
»Schon gut.«
Der Kellner brachte den Weißwein.
»Eine kleine Anmerkung sei noch gestattet«, hauchte sie, als sie wieder ungestört waren.
Marc verdrehte die Augen.
»Für diese Speisekarte muss man mindestens 4000 Dollar im Monat verdienen. Das tut doch keiner.« Sie lachte geziert auf.
Er setzte eine betont ernste Miene auf.
»O doch, so was gibt es«, begriff sie.
Auf dem Rückweg rutschte Flo unruhig auf dem Beifahrersitz herum. »Wieder das falsche Höschen erwischt?«, fragte Marc.
»Schlimmer! Ich muss mal nötig.«
Sofort trat er auf die Bremse.
Irritiert sah sie ihn an.
»In Gottes freier Natur …«
»Neieeen«, fiel sie ihm ins Wort.
Er verstand nicht.
Sie holte tief und ergeben Luft, wie eine geduldige Mutter. »Ich kann so nicht.«
»Im Freien pinkeln?«
Flo nickte.
»Da ist doch nichts dabei.«
»Für dich vielleicht nicht, Cowboy. So ein Lasso ist rasch raus und rein geholt. Aber ich muss die ganze Sonne scheinen lassen.«
»Kein Mensch ist hier.«
Sie lächelte ihn zuckersüß an.
»Hör mal, ich drehe mich auch um.«
»Glaub ich dir sogar, aber da kommt nichts. Habe ich bereits x-mal durch. Bin dann untenrum wie zugeknotet.«
»Und ich hielt dich für unkompliziert.«
»Ja, ja.«
»Kneif die Beine zusammen.«
»Sehr witzig.«
»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Gas geben.«
»Mir soll’s recht sein.«
»Kam da vorn nicht ein kleiner Truck Stopp?«
»Diese Spelunke, da kannst du unmöglich aufs Klo wollen.«
»Danke für deine Fürsorge. Ich bin nur im Schwebehang über der Kloschüssel.«
»Sieht bestimmt nett aus.«
»Ich will lieber nicht wissen, was du dir gerade vorstellst. Da ist es. Bitte halt an.«
»Mach ich ja.«
Flo riss bereits die Autotür auf.
»Du gehst keinesfalls allein dort rein.«
»Musst du plötzlich auch pullern?«
»Menschenskinder.« Marc packte ihre Hand.
Als sie den Gastraum betrat, verschlug es ihr fast den Atem, hätte sie nicht ein dringlicheres Problem gehabt. Ihr Blick suchte in dem Qualm nach einem Toilettenschildchen.
»WC nur für Gäste des Hauses«, plärrte die abgetakelte Bedienung
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