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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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sie an.
    »Gut, dann eine Coke bitte«, sagte Marc.
    Flo hatte keine Zeit mehr zu vergeuden. »Wäre ich bloß in dem schicken Laden auf’s Klo gegangen«, raunte sie, als sie wieder zurück war.
    »Hände gewaschen?«
    »Na, hör mal. Ist die Cola in Ordnung?«
    »Ich versuche, nicht drüber nachzudenken.«
    »Ich komme dafür auf.«
    »Geht das wieder los?« Er stöhnte.
    »Und was darf’s für die Lady sein?« Der Wirt sah aus, als wäre mit ihm nicht zu spaßen.
    »Ginger Ale ?« , brachte sie zaghaft hervor.
    »Ist aus.«
    »Fanta tut’s auch.« Sie lächelte artig. Der Qualm biss ihr in die Augen.
    Marc ließ eine Fünfdollarnote auf den Tresen flattern. Abraham Lincolns Konterfei verschwand in der schmierigen Hand des Wirts. »Stimmt so«, sagte Marc selbstsicher. Er beugte sich zu ihr herab. »Aus diesen Wurstfingern nehme ich kein Wechselgeld in Empfang.«
    Hustend leerte sie ihre Dose. »Es wird Zeit für die Rauchen-Verboten-Schilder, Cowboy. Was meinst du?«
    Sie verstand nicht, was Marc grunzte. Er zog sie nach draußen. Im BMW läutete sein Handy, er aktivierte die Freisprechanlage. »Ja?«
    »Es gibt Unfälle, die passieren einfach so. Und es gibt welche, wo nachgeholfen wird.«
    »Was? Wer ist da?«
    »Egal. Ihr Unfall damals war kein Zufall. Fragen Sie Ihren alten Herrn.«
     
     
     
    »Mr. Cumberland ist jetzt da, Mr. McNamarra.«
    »Schicken Sie ihn rein!« Bill stand von seinem Schreibtisch auf und ging seinem Mandanten entgegen.
    »Bill.«
    »Schön dich zu sehen, Marc. Was führt dich zu mir?«
    »Lass doch die Floskeln. Du weißt verdammt gut, weshalb ich hier bin.«
    »Dann also Klartext. Wir müssen den Prozess vorbereiten. Man wird dich wegen fahrlässiger Tötung anklagen. Die Unterlagen hast du erhalten?«
    Marc nickte und fuhr sich über die Stirn.
    Sein langjähriger Mandant war nicht mehr der Mann, der er vor dem Unfall gewesen war, stellte Bill fest. Kein Wunder, bedachte man, wie schwer Marc verletzt war. Er behielt einen beträchtlichen körperlichen Schaden zurück.
    »Wo liegt das Strafmaß?«, fragte Marc.
    »Zwischen zwei und vier Jahren.«
    »O Gott.«
    »Wenn wir gut sind, zwei Jahre – einen Teil davon vielleicht auf Bewährung.«
    Marc schluckte. »Mein … Bein … wird nicht berücksichtigt?«
    »Leider nein. Obwohl ein guter Richter es mit in die Waagschale legen wird. Ich schaue mal, wen wir kriegen können.«
    »Danke.« Marcs Stimme klang heiser. Er kämpfte sichtlich um Fassung. »Ich will nicht ins Gefängnis.«
    »Ich weiß.« Bill war nicht aus Stein, auch wenn er bereits einiges erlebt hatte. Marc Cumberland tat ihm ehrlich leid. »Ist dir noch etwas eingefallen, was du der Polizei noch nicht gesagt hast? Irgendwas, egal, was es auch ist. Ich brauche so viele Informationen wie möglich.«
     
    *
     
    Etwas glitt durch Marcs Bewusstsein. Wieder hatte er eine hauchzarte Vorstellung von … Sie ließ sich nicht fassen – war mehr ein Gedanke, ein Hirngespinst? »Die … die Bremsen … hat jemand geprüft, ob die Bremsen manipuliert waren?« Hatte er das laut ausgesprochen?
    »Wie meinst du das?«, wollte der Anwalt wissen und horchte auf.
    »Ich weiß nicht.« Wieder drehte sich sein Gedankenkarussell. Was hatte der seltsame Anruf zu bedeuten? Sein Vater wusste etwas? Hatte er mit dem Unfall zu tun? Er konnte es nicht glauben, wollte es nicht. Marc traute, nach allem, was geschehen war, George eine Menge zu. Aber … nein … unfassbar. So weit würde er nicht gehen. Lieber Gott, es durfte nicht sein. Händeringend suchte er nach einem Strohhalm. »Wenn … die Frau … Liza Peterson … nun absichtlich …«
    »Was willst du damit andeuten, Marc?«
    Er hatte sich mit Scott Peterson angefreundet. Wollte er ihn jetzt verraten und ungeheuerliche Behauptungen aufstellen, nur um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen? War er wirklich so mies, dass ihm jedes Mittel recht war, um einer Verurteilung zu entgehen?
    »Was weißt du über Liza Peterson, Marc? Hast du konkrete Hinweise? Damit hätten wir eine Chance.«
    Eine Chance, wiederholte Marc im Stillen. Ein kleines bisschen Hoffnung, das war es, was er brauchte. »Möglicherweise war sie psychisch krank«, brachte er mühsam hervor und fühlte sich wie ein Verräter.
    Wieder in seinem Wagen spürte er, wie die Luft vor seinen Augen zu flimmern begann. Was hatte er getan? Marc wusste nicht, was genau er damit meinte. Dass er eine junge Mutter getötet hatte oder dass er soeben deren Mann des Betruges

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