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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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die Stadt. Plötzlich stutzte er. »Ist das mein Vater?«
    Flo entdeckte niemanden. »Wo denn?«
    »Ach, egal.«
    Sie schleppten Kartons ins Haus, als Kevin ihnen entgegenstürmte. »Mach langsam.« Flo sah, dass seine Fingernägel wieder bedenklich kurz abgeknabbert waren. In den Ferien hatten sie anders ausgesehen. Trotz Übens hatte er bereits drei schlechte Noten erhalten.
    »Kann Patrick heute hier schlafen?«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Sag ja. Nie darf ich so was. Ich hab schon öfter bei den Reinholds übernachtet .«
    Was stimmte. »Da muss ich erst mit Irene sprechen.« Sie war heute leider wieder nicht beim Patchworktreff gewesen. Sie vermied es demnach immer noch, auf Charlotte Svenson zu stoßen. Außerdem war Irene wohl auch die einzige Frau in St. Elwine, die nicht hoffte, zufällig Tyler O’Brian über den Weg zu laufen. Bei ihr selbst ging der Rockstar sogar ein und aus. Kaum zu glauben, dass er so nett – und so normal war.
    »Mom«, riss Kevin sie aus ihren Gedanken.
    »Ja doch.«
    »Hey, Sportsfreund«, schaltete sich Marc ein. »Es dreht sich nicht alles um dich. Du siehst doch, dass deine Mutter noch zu tun hat.«
    Oje, stöhnte Flo innerlich.
    »Du hast mir gar nichts zu sagen«, kam es auch prompt.
    Marc verzog sich in die Küche und räumte die Einkäufe in die Schränke. Flo telefonierte mit Irene. Patrick bekam die Erlaubnis seiner Mutter und Flo berichtete ihrer Freundin vom Nachmittag mit den anderen Quilterinnen.
    »Was ist nun?« Sie fuhr zusammen, weil sie nicht bemerkt hatte, dass Kevin hinter sie getreten war.
    »Findest du es richtig, wie du mit Marc gesprochen hast?«, fragte sie ihn, statt zu antworten.
    »Wenn der mich so blöd anquatscht.«
    »Kevin.«
    »Na ja.«
    »Ihr habt euch doch früher auch gut verstanden. Weißt du noch, als du dich verirrt hattest?« Marc und Joshua hatten sich auf die Suche gemacht und ihn im Dunkeln nach Hause gebracht.
    »Ist ewig her«, wiegelte Kevin ab. »Da war ich praktisch noch ein Baby.«
    Flo strubbelte ihm durchs Haar.
    »Was sagt Dad dazu, dass er hier wohnt?«
    Am Tonfall hörte sie, wie gespannt er auf ihre Antwort war. Sie sollte ihm sagen, dass sein Vater längst eine andere Frau gefunden hatte. Aber sie hielt den Zeitpunkt nicht für passend.
    Patrick lugte um die Ecke.
    »Dann macht euch einen schönen Abend«, forderte sie die Jungen auf, die daraufhin in Jubel ausbrachen.
    »Lässt du dir manchmal nicht etwas zu sehr auf der Nase herumtanzen?«, fragte Marc.
    »Nein«, antwortete sie schroffer als beabsichtigt.
     
    *
     
    George fuhr der Schreck in alle Glieder. Da hatte er gerade noch rechtzeitig reagiert. Um ein Haar hätte sein Sohn ihn erkannt. Teufel noch mal. Er wusste doch, dass man den Zufall nicht unterschätzen durfte. Diesen Fehler hatte er schließlich schon einmal gemacht. Mit dem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Plötzlich fühlte er sich ausgebrannt. Allein, wenn er an sein letztes Telefonat mit Marc dachte. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf. Wusste sein Sohn etwa Bescheid? Er musste sich beeilen, bevor alles zu spät war. Er fühlte sich gehetzt.
    Wie hatte er sich nur in Sicherheit wiegen können? Annehmen können, dies alles läge ein für alle Mal hinter ihm? Er hoffte, eine drohende Katastrophe noch rechtzeitig zu verhindern. Aber wie sollte er das anstellen, wenn er nicht wusste, nach wem er suchte? George spürte ein Brennen in seinem Magen. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte er zu viel und zu starken Kaffee getrunken. Das Koffein sollte seinen Verstand wachhalten. Doch momentan war er mit seinen Kräften am Ende. Er musste etwas schlafen. Hauptsache war, dass Marc ihn nicht gesehen hatte. Er durfte nichts von alldem erfahren. Jetzt, wo sie sich endlich wieder einander näherten. Überraschend fiel ihm ein Name ein, den er während seines Prozesses damals immer wieder gehört hatte: Rafe Masterson. Krampfhaft malträtierte er sein Gehirn nach weiteren Informationen, die diesen Mann betrafen. Inzwischen hatte George die kleine Pension, in der er ein Zimmer gemietet hatte, erreicht. Er schloss die Tür auf, kickte sich die Schuhe von den Füßen und hängte die Jacke an den Haken. Hier gab es keinen Internetanschluss, er hatte ja nicht mal einen Laptop. In einem Internet-Café würde er am wenigsten auffallen, aber dafür müsste er in eine größere Stadt fahren. Allerdings konnte er Marc dann nicht mehr im Auge behalten. So sehr er auch suchte, eine Alternative schien

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