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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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seines Vaters stand in der Auffahrt zur Praxis. Genau wie während des letzten Telefonats mit Dad, als Rafe Mastersons Name fiel, schrillte eine Alarmglocke in seinem Kopf.
    Im Haus war alles unbeleuchtet. Bertha blieb bis morgen auf der Ranch. Marc ging um das Haus herum und entdeckte seinen alten Herrn auf der Veranda. Er saß im Dunklen.
    »Was machst du hier? Sitzt in der Kälte … Warum hast du nicht angerufen?«
    »Das habe ich. Aber ich bin wahrscheinlich der letzte Mensch, der sich darüber aufregen darf, wenn jemand nicht ans Telefon geht.«
    Drinnen ging das Licht an und Flo steckte ihren Kopf durch die Tür zur Veranda. »Hallo Mr. Cumberland. Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    »Liebend gern, danke sehr. Ehrlich gesagt hätte ich auch nichts gegen einen heißen Tee.«
    »Ich mach das schon.« Marc dirigierte ihn in die Küche. »Was hast du da am Hinterkopf?«, fragte er, als er das große Pflaster entdeckte.
    George setzte sich auf einen Küchenstuhl und sah zu, wie er den Wasserkocher aufsetzte, eine große Tasse aus dem Schrank nahm und einen Teebeutel hineinhängte. »Kaum zu glauben, aber das war meine Frau.«
    »Du scherzt.«
    »Nein.«
    »Sieh an, traut man ihr gar nicht zu.«
    »Erinnerst du dich an unser letztes Telefonat?«
    »Natürlich, du hast mich wach geklingelt.«
    »Ich war so erschrocken bei dem, was du mir gesagt hast, dass ich mich eine Weile hinlegen musste. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander.«
    »Das kenne ich.«
    »Was sollte ich als Nächstes tun? Da ich die ganze Nacht wach gewesen war, dauerte es nicht lange, bis ich einschlief.«
    »Ist doch normal.« Marc stellte die dampfende Tasse vor ihm auf den Tisch und gab Zucker und Zitrone dazu. Sein Vater war blass und sah ziemlich mitgenommen aus.
    George verbrannte sich beim ersten Schluck die Lippen.
    »Warte besser noch etwas. Du musst ja vollkommen durchgefroren sein. Wie lange sitzt du bereits draußen?«
    »Müsste eine ganze Weile gewesen sein.«
    »Ich hole dir eine Decke.« Er hängte sie seinem Vater um. »Möchtest du heute Nacht hierbleiben?«
    »Sehr gern.«
    Seltsam, dass sein alter Herr dieses Angebot sofort annahm. Und ärgerlich für ihn, so würde Flo nicht die Nacht in seinem Bett verbringen. Er vermisste sie jetzt schon, was natürlich vollkommener Blödsinn war. »Hat Jenny dich an die Luft gesetzt?« Marc konnte sich diese Frage nicht länger verkneifen.
    »Ist vielleicht besser so«, murmelte George.
    Nun, das war ja zu erwarten. Dennoch tat ihm sein Vater leid. Er saß wie ein Häufchen Elend vor ihm. Dann trank er seinen Tee und fuhr sich müde über die Augen. »Im Wagen ist mein Koffer, würdest du ihn holen?«
    »Natürlich.«
    George schob Marc die Autoschlüssel hin. Offenbar hatte Dad vor, länger zu bleiben. Das konnte ja heiter werden. Was würde Bertha dazu sagen? Und überhaupt: Ein Streit war vorprogrammiert, wenn sie beide auf engstem Raum zusammenlebten. Er hatte nicht die geringste Lust, das große, alte Bett mit seinem Vater zu teilen.
    Flo blickte auf halber Treppe auf ihn herab. Er hob die Schultern. Sie verstand und stapfte wieder nach oben, doch vorher warf sie ihm eine Kusshand zu. Das war alles, was er heute noch von ihr bekommen würde. Kein Ankuscheln, keine Arme, die sich um ihn legten, kein Kopf an seiner Brust.
     
    *
     
    Megan war tieftraurig und wütend zugleich. Während ihres Spaziergangs am Nachmittag hatte sie doch tatsächlich Georges Wagen auf dem Svenson Anwesen entdeckt. Vater und Sohn hielten offenbar zusammen und hatten sogar Zeit füreinander. Würde sie nicht wundern, wenn die beiden Männer gegenseitig mit ihren Eroberungen prahlten. Widerlich. Sie hatte sich so sehr bemüht, erzieherisch Marcs ekelhaftem Trieb entgegenzutreten. Und war gescheitert. Was hatte sie nicht für Opfer bringen müssen, um sich ihren Wunschtraum vom eigenen Baby – etwas, was sie lieb haben konnte – zu erfüllen? All die fieberhaften, unangenehmen Berührungen ihres Mannes, die Schmerzen in ihrem Schoß, sein abstoßendes Gestöhne. Ganz zu schweigen von der klebrigen, übel riechenden Körperflüssigkeit. Aber als die Hebamme ihr das kleine, rosige Bündel in den Arm legte, entschädigte sie das für alle Pein. Nie wieder würde sie dies Gegrapsche über sich ergehen lassen müssen. Doch das Kind schlug jeden Tag mehr seinem Vater nach. Megan hatte es mit Erschrecken beobachtet. Sowohl George als auch Marc distanzierten sich von ihr. Zwar werkelte ihr Sohn oft in der

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