Zitronentagetes
soll, würde ich euch nicht belästigen. Aber da ihr …«
»Jetzt lass mal gut sein«, unterbrach Liz Flos Redeschwall. »Uns fällt bestimmt etwas ein.«
»Wieso hast du nicht schon früher was gesagt?«, wollte Charlotte wissen. »Wenn es dich nicht stört, mit jemand anderem in einem Haus zu wohnen, hätte ich eine Idee.« Liz und Flo sahen sie erwartungsvoll an, und so fuhr Charly fort. »Meine frühere Wohnung im Haus meiner Praxis ist frei. Oben in der zweiten Etage hat Bertha noch zwei Zimmer. Die Küche müsstet ihr gemeinsam benutzen. Dafür gehört zu deiner Wohnung ein kleines Bad. Unten läuft halt der Praxisbetrieb. Aber das weißt du ja.«
Noch immer starrten Liz und sie Charlotte verblüfft an.
»Ist das dein Ernst?«
»Hätte ich es dir sonst angeboten?«
In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Allein die Vorstellung, in diesem schönen, alten Haus zu wohnen, das inmitten eines wild-romantischen Gartens stand, machte sie ganz kribbelig. Etwas Besseres konnte sie kaum erwarten. Sofort überschlug sie ihre finanziellen Möglichkeiten und plumpste rasch auf den Boden der Tatsachen zurück. Dennoch wollte sie nicht einfach unhöflich das gut gemeinte Angebot ablehnen. Leise räuspernd erkundigte sie sich nach der Miete.
»Lass das mal meine Sorge sein«, antwortete Charlotte knapp. »Wie ihr sicherlich wisst, bin ich nicht auf Mieteinnahmen angewiesen und du brauchst dringend ein Dach über dem Kopf.«
So verlockend das Angebot auch war, zog sich Floriane doch das Herz in der Brust zusammen. Ihr Stolz und ihr Selbstwertgefühl standen ihr im Weg. Selbst wenn sie freudig zustimmte, spätestens in ein oder zwei Monaten würde sie sich total mies fühlen. Nie und nimmer würde sie sich aushalten lassen und auf Kosten anderer leben. Wie schade. Sie war, wie sie war, und konnte eben nicht aus ihrer Haut. Dafür musste man sich keineswegs rechtfertigen. Jetzt erst spürte sie die erwartungsvollen Blicke auf sich ruhen. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. »Na ja, die Sache ist so …«
Elizabeth ahnte wohl, was in ihr vorging und kam ihr zuvor. »Was Charlotte meint, ist sicher folgendes: Bertha braucht dringend Hilfe im Haushalt und im Garten sowieso. Daher könnte man das aufrechnen und stattdessen …«
»Aber …«, wollte ihre Cousine ihr ins Wort fallen, doch der Blick, den Liz ihr zuwarf, ließ sie verstummen. »Du musst dich ja nicht sofort entscheiden, Flo. Mit einer solchen Lösung wäre tatsächlich allen geholfen. Ich mache mir nämlich bereits eine ganze Weile Sorgen um Bertha.«
»Danke schön. Ich werde darüber nachdenken. Spätestens am Montag teile ich dir meine Entscheidung mit. Ist das in Ordnung?«
»Natürlich.«
*
Sie hatten geduscht und schlenderten den Frauen entgegen.
»Na endlich«, murmelte Charlotte. »Lass uns rübergehen.«
Tylers Blick hielt ihren fest. Sie war wirklich verärgert, obgleich er nicht wusste, warum. Daher nahm er ihre Hand auf dem Weg nach draußen. Schweigend gingen sie das kurze Stück bis zu ihrem Anwesen.
Erst als sie ihr Haus betraten, begann Charlotte zu reden. »Da macht sich Flo seit Monaten das Leben schwer, indem sie eine adäquate Wohnung für sich sucht, und hätte so leicht ihre Sorgen loswerden können.« Mit wenigen Worten erklärte sie ihm die Lage. »Und dann dieser Quatsch, dass sie auf einer Miete bestehen will.«
Wieder einmal wurde deutlich, aus welchen Kreisen seine Frau stammte. Er seufzte leise. »Stell dir vor, du wohnst hier bei mir und ich ließe nicht zu, dass du dein Geld mit einbringst.«
»Was soll das heißen? Es ist unser Anwesen, oder?«
»Das ist nicht der Punkt. Mach mit deinem selbst verdienten Geld, was du willst, aber sämtliche Rechnungen, die dieses Haus betreffen, zahle ich.«
»Du glaubst im Ernst, ich lasse mich von dir aushalten?«
Als er leise zu lachen begann, fiel bei ihr der Groschen. »Schon gut, ich habe verstanden. Ich überlasse ihr die Höhe der Miete und bitte sie stattdessen um ihre Hilfe in Haushalt und Garten.«
Ihr Lächeln wärmte ihn. Schließlich zog er sie in die Arme.
»Wir sollten uns mit dem Abendbrot und dem Kinder-zu-Bett-Bringen beeilen.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wanderte ihr Blick zur Uhr.
»Hast du heute noch etwas vor?«
»Jawohl, und die Sache mit der Sauna war auch keine so tolle Idee.«
Verblüfft sah er ihr in die Augen. »Ich darf nicht in die Sauna gehen?«
Sie ignorierte seine Frage. »Weihnachten steht vor der Tür, es
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