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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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mopsgesichtige Schwester hinter dem Tresen wollte partout an ihren Vorschriften festhalten. Für den Fall, dass die hier versteckte Kameras installiert haben: Küsschen gefällig?« Ein Mann und eine junge Frau fuhren herum.
    »Oh, du hast Besuch …«
    »Hallo Miz Nightingale, darf ich dir meinen Dad vorstellen?«
    Seinen Vater, ach herrje. Sie setzte rasch ein Lächeln auf. »Nett, Sie kennenzulernen. Und Sie sind sicherlich seine Schwester?«
    Während Marc losprustete, gab sie der irritiert dreinblickenden Frau die Hand. Flo spürte sofort, dass sie wieder mal in eines ihrer Fettnäpfchen getreten war.
    »Die Mutter seiner Schwester trifft es besser«, stellte die Frau nicht unfreundlich klar.
    »Entschuldigen Sie …«
    »Kein Problem. Und Sie wollen Amys Nachfolge antreten?«
    »Nein, wir sind nur gute Freunde.«
    »Aha.«
    Als Marcs Dad und dessen Frau gegangen waren, zog sich Flo einen Stuhl heran. »Amy und du …?«
    »Wir haben … uns verlassen.«
    »Oje, seit wann?«
    »Sie wollte es mir schonend beibringen, ein paar Stunden vor der Amputation.« Er lachte bitter.
    »Offenbar hat noch jemand einen Hang zum ins Fettnäpfchen treten.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Aber warum? Doch nicht etwa wegen deines Beines?« Diese Vorstellung entsetzte Floriane. Im gleichen Moment fiel ihr ein, was sie da tat. »Entschuldige, es geht mich nicht das Geringste an.«
    »Dafür gibt’s an die tausend Gründe«, beantwortete Marc ihre vorherige Frage leise.
    Flo besann sich, warum sie eigentlich hier war. Sie wollte ihn aufheitern. Zwar hatte sie nur wenige bescheidene Möglichkeiten, aber diese würde sie nutzen. Über die Zeitschriften und die Plätzchen schien er sich ehrlich zu freuen.
    »Habe ich selbst gebacken«, informierte sie ihn nicht ohne Stolz und zauberte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Das fiel zwar ein wenig schief aus, aber immerhin. »Ist ja schön, dass dein Dad dich besucht hat.« Da sich Marcs Miene plötzlich verfinsterte, hakte sie nach. »Das ist es doch, oder nicht?«
    Er seufzte leise. »Reserve-Fettnäpfchen gefällig?«
    »Sorry, ich kann mich nur erneut entschuldigen.«
    Marc holte tief Luft. »Das mit meinem Dad und mir ist kompliziert.«
    »Das kenne ich. Meine Familie in Deutschland weiß bis heute nicht, dass ich geschieden bin.«
    »Wie das?«
    Flo erzählte ihm die Wahrheit.
    »Das nenne ich mal eine interessante Geschichte.«
    »Hm, ich hätte nicht gedacht, dass ich noch so viel jugendlichen Trotz in mir habe. Im Grunde geht es mir wohl nur darum, dass ich meiner Familie den Triumph nicht gönne, wenn sie geballt der Meinung sind: Das haben wir dir ja gleich gesagt. Dabei verstricke ich mich nun immer mehr in Verwicklungen.«
     
    *
     
    Marc ging ihre Reaktion durch den Kopf, als Jenny sie gefragt hatte, ob sie Amys Nachfolge antreten wolle. Er verstand nicht recht, warum ihre ablehnende Antwort ihn unangenehm berührte.
    Gestern hatte er seine Mutter gebeten, noch mal in sein Apartment zu fahren und die zwei Geschenktüten zu holen, die er im Schrank deponiert hatte. Aus Neuseeland hatte er eine wunderschöne geschnitzte Madonna für Megan mitgebracht. Normalerweise war Amy dafür zuständig, Geschenke zu besorgen. Dieses Jahr war alles anders gelaufen. Er war der Typ, der so etwas auf den letzten Drücker erledigte. Sein Unfall war allerdings dazwischengekommen. Nur für Flo hatte er noch etwas besorgt. Eher zufällig hatte er im Schaufenster von Noras Patchworkladen herrliche, antik anmutende Rosenstoffe gesehen und spontan den Laden betreten.
    »Schau mal in den Schrank dort«, forderte er Floriane auf.
    »Sieht aus wie ein Geschenk. Soll ich das irgendwo abgeben?«
    Er verdrehte die Augen.
    »Du meinst, es ist für mich?« Ungläubig sah sie ihn an.
    Er nickte und kam sich plötzlich vor, als würde er irgendeinen Schabernack mit ihr treiben. Warum nur hatte er für Floriane ein Weihnachtsgeschenk besorgt? Marc wusste es. Sie konnte sich nicht viel leisten. Mit eigenen Augen hatte er ihre armselige Wohnungsausstattung gesehen. Ihre Bescheidenheit berührte etwas in seinem Inneren. Daher war es nur logisch, dass er ihr eine Freude machen wollte. Es war doch Logik, oder nicht?
    Flo stieß einen spitzen Freudenschrei aus. »In dem Päckchen sind zehn Rosenstoff Fat Quarter. Die passen hervorragend zu meinem Shabby Chick. Zum Glück verfüge ich über Unmengen von Fantasie und visualisiere sofort eine Nackenrolle in Crazy-Patchworktechnik, die ich nach Herzenslust mit

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