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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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»Willst du Gärtnerin werden?«
    »Wer weiß. Ich wünschte jedenfalls, das Svenson Haus und der Garten würden mir gehören .« Ihre Miene nahm einen verträumten Ausdruck an. »Ich hatte eine Farm in Amerika«, begann sie.
    Er lehnte sich entspannt in sein Kissen zurück. Sie hatte beschlossen, ihm eine Geschichte zu erzählen. Verrücktes Ding.
    »Das hat meine Geliebte auch immer gesagt, meinte er wehmütig. Nur war es bei ihr Afrika .« Sie sprach mit verstellten Stimmen, sodass er sich einen Mann und eine Frau vorstellen konnte.
    »Sie meinen Karen Blixen?
    Kennen Sie sie?
    Dann sind Sie Denys Finch Hatton?
    Ganz recht, Miss. Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. Sie wollte sie ihm entziehen, doch er hielt sie fest. Tun Sie das nicht! Und nach einer kurzen Pause sagte er leise: Sie sind auch allein, nicht wahr? Würden Sie mir Ihren Garten zeigen? Sie haben doch einen Garten? Zu jeder Farm gehört einfach ein Garten. Ganz meine Meinung, Denys.
    Langsam verwandelte sich ihr zögerliches Lächeln in ein glückseliges Strahlen.«
    Marc stieß ein belustigtes Prusten aus und unterbrach damit ihre Geschichte. Er tippte auf die aufgeschlagene Seite des Reisemagazins. »Jenseits der Inka – Pfade, im Hochland von Peru, können Touristen bei der Feldarbeit helfen. Meine Begeisterung für solcherlei Aktivurlaub hält sich derzeit in Grenzen, ehrlich.«
    »Ich dachte, der Miesepeter hätte sich für heute verabschiedet. Such dir doch lieber die Artikel raus, die für dich tatsächlich interessant sind. Notier dir die Fakten in einem Heft und du wirst sehen, was du alles noch bewerkstelligen kannst in diesem Leben.«
    Er hob überrascht den Kopf und musterte sie lange. Anschließend räusperte er sich und schlug die nächste Seite um. »Attraktion für Afrika Touristen – Zebrafleisch. In Namibia, ehemals deutsche Kolonie, gibt es noch heute deutsche Straßenschilder. Die Einheimischen lernen deutsch in der Schule, da ist es nicht verwunderlich, dass es viele deutsche Touristen dorthin zieht. Das wäre doch ideal für dich.«
    »Klar, wenn man davon absieht, wie viel so eine Reise kostet«, flötete sie zuckersüß.
    »Zebrafleisch schmeckt etwa wie das der Impalas, einer Antilopenart.«
    »Ich esse zu selten Antilope, um echte Vergleiche anstellen zu können«, platzte sie seelenruhig heraus. »Die Bouletten meiner Mutti sind mir lieber.«
    Kurz vor Mitternacht ließ Flo den Korken der Sektflasche knallen. Sie hatte sogar zwei von Berthas guten Gläsern dabei.
    Draußen vor den Fenstern zuckten die Lichter der abgefeuerten Raketen, und das Krachen und Knallen setzte ein. Sie stießen an, und nachdem sich ihre Gläser klirrend berührt hatten, taten es auch ihre Lippen.
     
    *
     
    An sich war der Kuss harmlos, wenn er nicht einen Tick zu lange gedauert hätte. Ihr Blick huschte über Marcs Gesicht. Aus seiner Miene ließ sich beim besten Willen nichts ablesen. Er schien unbeeindruckt. Sie hatte plötzlich vergessen, dass … Eigentlich hatte sie alles vergessen. Nur kurz – für eine Nanosekunde vielleicht, aber immerhin. Verwirrt ging sie zum Fenster und ließ frische Luft herein.
     
    Das neue Jahr begann nass und stürmisch.
    Es goss wie aus Kübeln. Die kurze Strecke vom Parkplatz bis zum Gebäude reichte aus, um Flos ohnehin eigenwillige Frisur vermutlich wie ein umgestülptes Vogelnest aussehen zu lassen.
    »Du hast dich rausgetraut?« Ungläubig und ehrfürchtig zugleich sah Marc sie an.
    »Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen«, zitierte sie den alten Kinderreim.
    Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem Haar.
    »Toll, nicht? Dank Drei-Wetter-Taft .«
    Seine Augen verdrehten sich.
    Plötzlich betraten Elizabeth und ein fremder Arzt das Zimmer. »Guten Tag, Mr. Cumberland. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr. Mein Name ist Dr. Myers, ich bin Orthopäde, und meine Kollegin«, er wies auf Lizzy, »möchte, dass ich mir Ihr Bein ansehe.«
    Aber ich nicht , las Flo von Marcs Gesicht ab. Dann schoss sein Kopf gleichfalls zu Liz. Bildete sie sich das ein oder sah Liz absichtlich nur zu ihr? Dieser Myers schien ein Mann der Tat zu sein, er hatte bereits die Decke zurückgeschlagen und griff zum Rollwagen, der hinter Lizzy zum Vorschein kam.
    »Würdest du uns bitte ein paar Minuten allein lassen?«, forderte Elizabeth sie freundlich auf.
    Sie nickte hastig.
    »Nein, nicht nötig. Wir sind immerhin verlobt.«
    Liz rutschte die Verbandsschere aus den Fingern. »Was?«
    Flos Laut

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