Zitronentagetes
Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sodass sie wieder laufen können und möglichst nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein werden. Sie sind jung und gesund, sogar Ihren Beruf werden Sie weiter ausüben können, wenn Sie es denn wollen. Es stehen Ihnen noch viele Möglichkeiten offen. Mein Vater leitet eine Spezialklinik in Aspen, wo wir uns intensiv mit Fällen wie dem Ihren auseinandersetzen. Ich kann einen Therapieplan für Sie aufstellen, der Sie Schritt für Schritt Ihrem Optimum näherbringt. Es liegt ein hartes Stück Arbeit vor Ihnen, da will ich nichts beschönigen.« Erneut tastete der Arzt die Muskeln am Oberschenkel ab.
Marc atmete zischend aus, doch die Berührung an der Unterseite, dort, wo der Knochen abgesägt und sich eigentlich das Knie hätte befinden sollen, elektrisierte ihn nahezu. »Herrgott, muss das sein ?«
»Gleich vorbei.«
An Flos Gesicht erkannte Marc, dass er ihre kleine Hand beinahe zerquetschte. Hastig lockerte er seinen Griff und bat stumm um Entschuldigung. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln.
»Okay.« Myers streifte sich die Vinylhandschuhe ab und nickte Lizzy zu, die daraufhin einen neuen Verband um den Stumpf legte. »Der Zustand Ihrer Muskeln ist nicht gut. Aber berücksichtigt man all die Komplikationen, kann es kaum anders sein. Wenn Sie sich zur Mithilfe entscheiden, kann unser Team eine Menge für Sie tun.«
Etwas wie Hoffnung huschte undeutlich durch Marcs Gedanken. »Habe ich denn eine Wahl?« Noch immer war er voller Zweifel.
»Natürlich, die hat man fast immer. Und Ihnen stehen gleich mehrere Möglichkeiten offen. Nutzen Sie eine. Wir sprechen uns morgen wieder.« Schon rauschten er und Lizzy davon.
»Eingebildeter Schnösel.«
»Ich fand ihn nett«, erwiderte Floriane lächelnd.
»Kann ich mir vorstellen, so, wie der aussieht.«
»Unterstellst du mir etwa, dass ich Menschen nach ihrem Äußeren beurteile? Ph! Es sind die Männer, die Frauen an deren Hintern und der Körbchengröße messen.«
»Die Brüste kommen an erster Stelle.«
»Da siehst du es.«
Die mopsgesichtige Schwester betrat das Zimmer. »Ihre Heparinspritze.«
Flo stellte sich flugs an das Fußende des Bettes. Fast schon automatisch schlug Marc die Decke zurück und schob das Hemd hoch. Sein Bauch war mit blauen Flecken übersät.
»Du scheinst von Adel zu sein, Großer .«
»Ihr Verlobter hat keinesfalls blaues Blut. Das Medikament bewirkt all diese Hämatome«, belehrte die Krankenschwester sie.
»Ah, na dann – lieber ein Von-und-Zu als ein Auf-und-Davon, nicht wahr ?« Flos strategisch gewählter Platz begünstigte einen tiefen Einblick in seine, mit Recht bequem sitzenden, weiten Boxershorts. Hastig wandte sie den Blick ab und räusperte sich.
»Aua, das Zeug brennt heute besonders«, beschwerte sich Marc, als die Schwester in seine Bauchdecke stach.
»Ich habe viel zu tun, da muss es rasch gehen.«
»Gestern bei der kleinen Lernschwester hat es kaum wehgetan. Sie hat sich offensichtlich mehr Zeit genommen.«
»Wahrscheinlich, weil Sie ihr schöne Augen gemacht haben, Mr. Cumberland.«
Ich muss schon sehr bitten.
Flo grinste ihn triumphierend an. Was hab ich gesagt?, hätte in leuchtenden Lettern auf ihrer Stirn stehen können. Dann jedoch senkten sich ihre Augen und sie räusperte sich erneut. Entschlossen deckte sie ihn ordentlich zu.
»Voller Fürsorge, die liebe Florence Nightingale.«
»Du hast ja keine Ahnung, Beachboy. Auch wenn du mehr als nur ein wenig lädiert bist, hast du noch immer etwas von einem athletischen Surfertypen mit blonden, windzerzausten Locken.«
Was wollte sie ihm damit sagen?
»Ich muss jetzt los.« An der Tür drehte sich Flo noch einmal um.
»Was?«
»Du denkst doch darüber nach, oder?«
»Worüber?«
Ihre Augen verdrehten sich. »Über die Worte des Arztes mit der schönen, tiefen Stimme.«
Jetzt war er es, der die Augen verdrehte. »Dr. Myers, dieser Quacksalber.«
»Sie sind sich nicht nur äußerlich ähnlich, auch ihre Stimmen sind es.«
Wusste Flo etwas, von dem er keine Ahnung hatte? Oder stand er ganz einfach nur auf der Leitung? »Was meinst du damit?«
»Myers ist Tyler O’Brians Bruder. Stiefbruder, um genau zu sein.«
Daher kam ihm der Typ so bekannt vor. Rodney Myers hatte zweifelsohne die besseren Karten gezogen als sein Halbbruder. Tyler hingegen hatte sich seine Karriere hart erkämpfen müssen. Da war es kein Wunder, dass ihn die Aura eines Rockers oder Piraten umgab. Marc wusste längst nicht alles über seinen
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