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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Freund, den Rocksänger. Allerdings genug, um zu erkennen, dass Tyler Zeiten hinter sich hatte, in denen ihm nichts als der nackte Wille zum Überleben geblieben war. Und genau der hatte ihn gerettet. Sturheit lag bei denen offenbar in den Genen. Wieder huschte ein Hoffnungsschimmer durch seine Gedanken. Es handelte sich nur um ein kurzes Aufblitzen, dennoch sorgte es für die Ausschüttung von Adrenalin. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass … Er fürchtete sich, den Satz vollständig auszuformulieren. Scheiße! War es möglich, dass er trotz allem ein halbwegs normales Leben würde führen können? Absurd. Der kleine Klugscheißer mit dem eleganten Haarschnitt konnte leicht große Töne spucken. Er war einfach so in eine liebevolle und mehr als gut betuchte Familie hineingestolpert, während sein Bruder um ein Haar verreckt wäre. Gut, dafür konnte Myers, der damals noch ein kleiner Junge gewesen war, nichts. Aber dass er ihn gezwungen hatte, die ganze hässliche Verletztheit seines Beines anzusehen, das würde er diesem Bastard nie verzeihen.
     
    Seine Gedanken wollten auch in der Nacht nicht recht zur Ruhe kommen. Entsprechend schlecht gelaunt war Marc am darauf folgenden Morgen.
    Joshua rief an, um ihm Neujahrsgrüße zu übermitteln. Außerdem teilte er ihm mit, dass er sich bezüglich der Versicherung keine Sorgen machen müsse. Die Weihnachtsfeier von Tanner & Cumberland Construction war eine betriebliche Veranstaltung gewesen, und ergo wurde der Unfall als Arbeits- bzw. Wegeunfall gewertet. Auch Marc persönlich hatte gut vorgesorgt, dennoch wusste er, dass eine langwierige und aufwendige Reha-Behandlung wie sie Myers vorschwebte, Tausende Dollar verschlang. Vielleicht würde er im Anschluss sein kostspieliges Apartment verkaufen müssen. Irgendwann würde er wieder arbeiten können, wenn er jemals richtig gehen lernte. Bereits der Gedanke an die Schmerzen und die Erschöpfung ließ ihn schaudern. Ein normales Leben … Er stieß einen verächtlichen Laut aus.
    »Möchten wir uns heute rasieren, Mr. Cumberland?«, fragte die Krankenschwester, die ihn mit dem Rollstuhl ins Bad gekarrt und ihm bei der Morgentoilette behilflich war.
    Wenn er nur nicht andauernd so schwächeln würde. »Wir uns gegenseitig?« Was glotzte die dumme Kuh ihn so sauertöpfisch an? »Nein!« Er legte alle Bestimmtheit, zu der er fähig war, in dieses eine Wort, während sie ihm den Rücken und anschließend – ungefragt – den Hintern abseifte. Es ärgerte ihn, dass er sich, um dem Drehen des Raumes vorzubeugen, mit beiden Händen an die Haltegriffe neben dem Waschbecken klammern musste.
    »Ich glaube doch«, säuselte die Schwester zuckersüß.
    »Was fragen Sie dann erst.« Das so blöd verkniff er sich angesichts der Tatsache, dass sie jetzt seine Kronjuwelen wienerte. Man konnte schließlich nie wissen. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn er nicht fortwährend so erschöpft wäre und endlich auch mal duschen könnte. Die Wascherei an diesem Finkennapf war einfach mühsam und dauerte so lange. Er schwankte schon wieder besorgniserregend.
    »Setzen Sie sich erst mal hin. Dann trockne ich Sie ab. Sie sagen mir aber, wenn Ihnen schwarz vor Augen wird. Ich kann Sie nicht halten.«
    Na prima.
    Dass er splitterfasernackt war, schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Ihm offensichtlich auch nicht. Während der ganzen Wochen hier hatte sich sein bestes Stück nicht ein einziges Mal geregt. War das etwa normal für einen gesunden Mann in seinem Alter? Aber was war hier schon normal? Und da sprach der Heini von einem Orthopäden davon, dass er ein normales Leben würde führen können. Etwa mit einer Partnerin an seiner Seite – einer richtigen Frau, die neben ihm im Bett lag? Und mit der er ultrascharfen Sex hatte?
    Du spinnst doch, Kumpel, geht etwa die Fantasie mit dir durch?
    Keine Frau der Welt würde sich freiwillig mit einem Krüppel einlassen wollen. Es sei denn vielleicht, sie steckte mit dem Mann bereits in einem Verhältnis, wenn ein solcher Unfall passierte. Aber sonst?
    Bei diesem Gedanken schielte er zu seinem Penis: Nichts – niente – keine Reaktion, wie nicht anders zu erwarten. Das Glied war lediglich zum Pinkeln zu gebrauchen.
    Sex wird eindeutig überbewertet, hatte Floriane ihm allen Ernstes aufgetischt. So langsam hegte er die Vermutung, dass sie mit dieser Behauptung recht haben könnte. Ohne Sex zu leben, ging offenbar relativ einfach.
    Wie lange lag er bereits in diesem Krankenhaus? Einige

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