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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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nachgehangen, denn er fuhr zusammen, als ihre Stimme wie eine Sirene durch das Wageninnere heulte. »Warum schreist du so?«
    Sofort wurde sie um einige Oktaven leiser. »Tut dir etwas weh?«
    »Nee.« Er lächelte selig.
    Na, immerhin ist der Fusel zu etwas nütze. Sie fuhr bis dicht an die Schleuse zur Notaufnahme heran. Sofort traten zwei Pfleger mit einem Rollstuhl herbei. Routiniert hievten sie Marc aus dem Wagen. Gott sei Dank, endlich übernahm jemand anderes die Verantwortung. Liz erwartete sie bereits in einem der Behandlungszimmer. »Was genau ist passiert?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Floriane wahrheitsgemäß.
    »Ich frage ihn.«
    »Oh.«
    »Lizzy«, nuschelte er und schien erfreut, sie zu sehen.
    Ihre Freundin hob die Brauen und warf Flo einen Blick zu. Sie deutete mit den Händen an, wie sie einen Schnaps hinunterkippte.
    »Du liebe Zeit.« Liz spießte Marc mit den Augen auf.
    Curtis Zimmerman steckte seinen Kopf durch die Tür. »Chefin … was machen Sie hier?«
    »So langsam frage ich mich das auch. Ich könnte im warmen Bett liegen.«
    »Soll ich helfen?«, bot ihr Kollege freundlich an.
    »Schauen wir mal. Wir haben eine Platzwunde oberhalb der linken Augenbraue, ein zuschwellendes linkes Auge und einen erheblichen Blutalkoholwert.« Sie tupfte das angetrocknete Blut von Marcs Gesicht. »Folge meinem Finger«, forderte sie ihn auf.
    Sein gesundes Auge gehorchte ihr. Auf die Frage, wie viele Finger er sehe, gab er auch die richtige Antwort. Liz tastete den Kiefer und die Gesichtsknochen nach weiteren Verletzungen ab. Als sie seine Nase berührte, zuckte er zurück und stieß einen Jammerlaut aus. »Das Blut stammt nicht nur aus der Platzwunde an der Braue«, mutmaßte Elizabeth. »Reste davon sehe ich auch in den Nasenlöchern. Marcs Nase ist gebrochen und steht ein klein wenig schief im Gesicht. Das müssen wir richten, sonst wächst es so zusammen.«
    Er blinzelte sie verständnislos an. Curtis reichte Liz eine Art Zange.
    »Muss er operiert werden?«, fragte Flo ängstlich.
    »Nein, das haben wir gleich«, antwortete Zimmerman anstelle ihrer Freundin.
    »Erledigen Sie das, Zimmerman, und nähen Sie anschließend die Platzwunde. Danach kannst du ihn wieder mitnehmen«, wandte sich Elizabeth an sie. »Ich glaube nicht, dass er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat .« Ohne Hirn keine Erschütterung, sagte ihr Blick deutlich. »Falls er sich wider Erwarten doch erbrechen muss, gib mir Bescheid.« Liz hielt bereits Marcs Kopf fest im Griff. Zimmerman führte die Zange in die Nase. Mit einem kurzen Ruck richtete er diese.
    Marc schrie auf. Sofort war er stocknüchtern.
    Sein Gesicht zeigte Fassungslosigkeit. Flo bildete sich ein, das widerliche Knirschen in ihren Ohren gehört zu haben. Was musste dann erst Marc empfinden? Er blickte wie eine gestrandete Eule drein. Sie war nah dran, ihn schützend in die Arme zu schließen. Keinesfalls zu spät fiel ihr ein, dass sein Techtelmechtel mit Southern Comfort Schuld an seinem Dilemma war. Um den Moment zu überspielen, hüstelte sie.
    Liz verabschiedete sich mit einem Gähnen, während Curtis eine örtliche Betäubung in Marcs Stirn injizierte.
    »Mir reicht es jetzt«, grunzte Marc ehrlich entrüstet.
    Durchaus nachvollziehbar, musste Flo ihm im Stillen recht geben.
    »Mit zwei kleinen Stichen ist das erledigt«, erklärte Curtis seelenruhig. »Was machen eigentlich die Verdauungsprobleme?«
    »Du wirst sekündlich unsympathischer«, brabbelte Marc.
    »Nicht doch. Deiner Reaktion entnehme ich, dass du dich noch damit herumplagst. Kleine Spezialbehandlung gefällig?«
    »Ganz sicher nicht.«
    Curtis schnitt bereits die Fäden oberhalb der Braue ab und besah sich sein Werk. »Übrigens, dein Veilchen wird sensationell aussehen.«
    Marc sagte nichts mehr. Zu Hause angekommen warf Floriane ihm einen fragenden Blick zu.
    »Was ist?«
    »Brauchst du noch etwas?«
    »Nein.«
    »Ähm – eine kalte Kompresse für dein Auge vielleicht?«, bohrte sie vorsichtig nach.
    »Schau mich nicht so an«, blaffte er, statt ihre Frage zu beantworten.
    »Wie denn?«
    »Auf diese bestimmte Art.«
    »Die da wäre?«
    »Florence Nightingales.«
    Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und drückte damit aus, was sie von ihm hielt. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in seiner Wohnung.
    Bei Bertha brannte noch Licht. Die typische Krimitante labte sich am Serienprogramm des Abends. Wie auf ein stummes Kommando hin stand sie plötzlich in der Tür.

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