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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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»Alles in Ordnung?«
    Flo nickte. »Ich habe ihn wieder mitgebracht. Seine Nase musste gerichtet werden.«
    »Oha, schöner Schlamassel.«
    Flo hob die Schultern und wünschte Bertha eine gute Nacht. Sie zog sich für das Zubettgehen um und grübelte ständig darüber nach, ob sie ihm nicht doch einen kalten Umschlag bringen sollte. Dabei ärgerte sie sich über sich selbst. Ihr war klar, ihr Unterbewusstsein würde keine Ruhe geben, bis sie nicht nochmals nachgesehen hatte. Also machte sie kehrt und visierte das Eisfach an. Flo wickelte die kalten Würfel in ein Geschirrtuch und schlüpfte lautlos in Marcs Wohnung.
     
    *

Der nette Abend hatte ja eine beschissene Wende genommen, dachte er im Stillen. Anscheinend besaß er derzeit ein ausgeprägtes Talent für … Er suchte nach einem geeigneten Wort, fand aber keines und beschloss, lieber ins Bett zu gehen. Wer weiß, was passierte, wenn die Wirkung des Alkohols und der örtlichen Betäubung abebbte. Bereits die Vorahnung ließ ihn schaudern. Gerade, als er sich die Jeans abstreifte, stand Flo in seinem Schlafzimmer.
    »Himmel, kannst du nicht anklopfen ?«
    »Entschuldige, ich wollte nicht, dass du dich erschreckst.«
    Immerhin senkte sie schuldbewusst den Kopf. »Deine Prothese wirkt sehr grazil, irgendwie leicht. Weiß der Kuckuck, warum ich eher ein grobes Holzbein wie aus alten Piratenfilmen vor Augen hatte.«
    Obwohl sie ihn schon nackt gesehen hatte, er dachte da nur an die Sauna bei den Tanners, reagierte er jetzt verschnupft. Damals hatte ihm seine Nacktheit nichts ausgemacht. Nun aber war er verlegen, dabei waren seine einschlägigen Körperteile verhüllt.
    Flo versuchte, die Situation zu überspielen, indem sie tat, als wenn nichts wäre. Sie plapperte drauflos. »Hier ist eine kalte Kompresse. Versuch mal, dann schwillt das Auge vielleicht nicht ganz so arg an.« Behutsam hielt sie das Geschirrtuch gegen seine Braue. »Ich bin noch mächtig aufgekratzt. Wollen wir nicht ein bisschen quatschen? Einfach so. Immerhin sind wir doch Freunde, oder nicht?«
    Er taxierte sie mit seinem gesunden Auge. Sie trug eine bequem wirkende, karierte Flanellschlafanzughose und darüber ein längeres, beige marmoriertes Nachthemd mit einem Huhn im Leopardenlook auf der Brust. Hose und Hemd gehörten eindeutig nicht zusammen. Sein Blick glitt über sie hinweg und traf schließlich auf ihre putzigen Häschenpantoffeln, deren Ohren leicht wackelten. Florianes Aufzug wirkte ganz und gar lächerlich und so verzog er langsam den Mund zu einem Grinsen. »Eines deiner berühmten Schnäppchen?« Marc zupfte an ihrem Nachthemd.
    »Gefällt es dir nicht?«
    »Das würde ich so nicht sagen.« Dabei legte er seine Hand auf die ihre, die immer noch die Kompresse gegen seine Stirn hielt. Für einen Moment schloss er die Augen. Der Umschlag tat gut.
    Vorsichtig entzog Flo ihm ihre Rechte. Sie wandte sich um und ging ein paar Schritte. Dann fuhr sie mit dem Finger über die alten Möbel. Ihre Bewegung zeichnete sich in der Staubschicht ab. Er nutzte die Gelegenheit, um sich erst aus- und anschließend die Pyjamahose und ein T-Shirt anzuziehen. Wahrscheinlich hatte sie das mit ihrer auffälligen Möbelinspektion ja beabsichtigt. Rasch schnallte er auch die Prothese ab, schob sie unter das Bett und deckte sich zu. Erneut presste er den wohltuenden Umschlag gegen sein Gesicht.
    »Hier müsste dringend sauber gemacht werden. Ich kann das für dich erledigen.« Sie trat wieder näher.
    »Unter einer Bedingung.«
    Überrascht fuhren ihre Brauen in die Höhe.
    »Ich bezahle dich dafür.«
    Kommt nicht infrage, hätte in Leuchtziffern auf ihrem Gesicht stehen können, doch bevor sie irgendeinen Einwand hervorbringen konnte, hob er die Hand.
    »Wenn ich noch im Apartment wohnen würde, bräuchte ich auch eine Putzhilfe, die ich selbstverständlich ebenfalls bezahlt hätte.«
    »Wärest du bei deiner Mutter eingezogen …«
    »Das lassen wir mal gänzlich beiseite.«
    Es war kalt im Zimmer und sie zitterte leicht. »Du frierst«, stellte Marc in aller Logik fest und klopfte neben sich.
    »Aber nicht pupsen.«
    »Also wirklich!«
    Sofort schlüpfte sie unter seine Decke – links neben ihn, sodass sie nicht mit seinem rechten Bein in Berührung kam. Dafür hatte sie das zugeschwollene Auge deutlich im Blick.
    »Lieber abbes Bein als ausses Auge.«
    Hatte er sie richtig verstanden?
    Nur um sich ein Lachen zu verkneifen, biss sie sich so fest auf die Unterlippe, dass sich diese weiß

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