Zivilcourage - Keine Frage
möchten.
• Schwerverletzte sollten nicht bewegt werden. Bei Verletzungen an der Wirbelsäule könnte das eine Querschnittslähmung zur Folge haben. Sperren Sie die Unfallstelle großzügig ab – notfalls auch die Gegenfahrbahn.
Lebensrettende Sofortmaßnahmen:
• ABC-Regel beachten (Atemwege frei machen – Beatmung – Kardiokompression = Herzdruckmassage).
• Stabile Seitenlage nur anwenden wenn nötig.
• Gegebenenfalls Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen.
Notruf absetzen und vollständige Notrufmeldung durchgeben:
Beachten Sie dabei die sieben Ws: Wo? Was? Wann? Wie viele? Welche? Wer? Warten! (vgl. dazu » Korrekter Notruf: Die sieben Ws «, S. 181–184)
3.3 | »Jeder kann sich entscheiden«
Interview mit Dror Zahavi, israelischer Filmemacher und Regisseur des Fernsehfilms » Zivilcourage « , der im Januar 2010 erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Zivilcourage beweist in Dror Zahavis Film Peter Jordan (Götz George), der in Berlin Kreuzberg ein Antiquariat betreibt. Jordan beobachtet, wie ein Jugendlicher aus einem nichtigen Anlass heraus einen Obdachlosen brutal zusammenschlägt. Er zeigt den Jungen an. Doch das ist erst der Anfang seines Kampfes gegen Gewalt und fehlenden Mut.
Die Dreharbeiten zu Ihrem Film » Zivilcourage « waren bereits abgeschlossen, als Dominik Brunner in München von zwei Jugendlichen zusammengeschlagen wurde und kurz darauf starb. Hat der Vorfall Ihren Film dennoch beeinflusst?
Nein, das Projekt war so gut wie durch. Nur auf den Titel hat das Ereignis einen Einfluss gehabt. Schließlich tauchte das Wort Zivilcourage nach dem tragischen Tod Brunners in vielen Debatten auf. Da sich unser Film um genau dieses Thema dreht, war es naheliegend, ihn auch so zu nennen.
Wie haben Sie das Ereignis in München aufgenommen?
Es hat mich sehr berührt. Ich habe mir versucht, vorzustellen, wie ich reagiert hätte. Heute sind die Umstände der Situation klarer, und man weiß, dass auch Brunner Fehler gemacht hat. Dennoch: Es bleibt für mich unverständlich, dass ein Mensch sterben musste, nur weil er helfen wollte.
Ist fehlende Zivilcourage vor allem ein deutsches Thema?
Nein, Zivilcourage ist überall auf der Welt ein Thema – unabhängig von Nationalitäten oder Mentalitäten. Zivilcourage ist vielmehr eine Typ-Frage. Wir Menschen tragen bestimmte Werte in uns. Diese Werte werden durch Erziehung, Familie, Freundschaften und natürlich auch die nationale Zugehörigkeit geformt. Sie beeinflussen dann uns und unser Handeln.
Wer hat Ihr Wertesystem geprägt?
Viele Menschen haben mein Denken und Handeln beeinflusst. Am wichtigsten war sicherlich meine Mutter. Als starke emanzipierte Frau und Lehrerin hat sie humanistische Werte vertreten, die es ihr im israelischen Schulsystem nicht immer leicht gemacht haben. Aber sie hat gekämpft – für das Leben und die Menschen. Meine Mutter bringt jedem Einzelnen eine besondere Wertschätzung entgegen, das hat mich immer fasziniert.
Inwieweit spielt Zivilcourage in Ihrem Leben eine Rolle?
Ich versuche, meinen Idealen treu zu bleiben. Ich habe noch zu DDR-Zeiten an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg studiert. Mein Diplomfilm wurde damals abgelehnt. Er war systemkritisch und passte den Verantwortlichen nicht. 2007 habe ich dann einen Film über einen Selbstmordattentäter in Israel gemacht, für den der Zuschauer im Verlauf des Films sogar Sympathie entwickelt. Das kam in meiner Heimat Israel einem Tabubruch gleich. Auch als Soldat der israelischen Armee habe ich so gehandelt, wie ich es für richtig hielt: Ich habe mich geweigert, in den besetzten Gebieten mit einer Waffe zu dienen und saß dafür längere Zeit im Gefängnis.
Haben Sie auch in Deutschland Situationen erlebt, in denen Zivilcourage gefordert war?
Nein, bislang nicht. Aber ich habe gelegentlich Angst gehabt. Zum Beispiel an einem See in Brandenburg. Plötzlich kam eine Gruppe Neonazis. Sie saßen zwar nur in meiner Nähe, haben gesoffen, Lieder gehört und rumgegrölt. Aber die Atmosphäre war bedrückend, und ich hatte Angst. Diese Angst zu spüren war für mich ähnlich demütigend und beleidigend, wie tatsächlich einen Schlag ins Gesicht zu bekommen.
Zivilcourage lohnt sich, erzählt Ihr Film. Was war Ihnen noch wichtig zu vermitteln?
Ich wollte zeigen, dass der Mensch eine Wahl hat. Ganz gleich ob er arm oder reich ist, Abitur oder keinen Schulabschluss hat, Frau oder Mann ist: Jeder kann sich entscheiden – für den einen
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