Zivilcourage - Keine Frage
darauf angewiesen, dass Sie Ihrem Baby Wärme und Zuneigung geben und sich um es kümmern.
Nach und nach lernen Kinder, mit ihren Gefühlen selbst umzugehen. Hat das Baby viele positive Erfahrungen mit Ihnen gemacht, kann es sich peu à peu aus seiner Abhängigkeit zu Ihnen entfernen. Es lernt ganz von allein, sich auch mal selbst zu trösten, wenn Mama nicht bei jedem Schreien sofort ins Zimmer kommt.
Expertentipp:
Reagieren Sie mit Feingefühl, der Situation entsprechend und vor allem prompt auf die Signale Ihres Kindes. Freuen Sie sich mit ihm, aber nicht übertrieben. Trösten Sie es, wenn es danach verlangt.
Mit jedem Tag entwickelt Ihr Kind seine Persönlichkeit ein bisschen weiter, hat eigene Wünsche und Vorstellungen. Sie als Eltern werden das kennen: Jahrelang konnten Sie Ihrem Mädchen süße Kleidchen anziehen, es nach Ihrem Geschmack kleiden und hübsch machen. Spätestens mit fünf Jahren ist Schluss damit. Ihre Tochter will nur noch Leggings und lange Hosen anziehen, Punkt. Die Kleider und Röcke zerrt sie selbstbestimmt aus dem Schränkchen und schenkt sie ihrer Freundin im Kindergarten.
Expertentipp:
Bestärken Sie Ihren Sprössling darin, nachzufragen, seine eigene Wahrheit zu finden, statt blind zu gehorchen. Im Fall der Kleiderordnung müssen Sie nun wohl akzeptieren, dass Ihr Kind mitbestimmen will. Binden Sie es beim nächsten Hosenkauf gleich in die Entscheidung ein. Befindet es sich einmal auf einer falschen Fährte, begründen Sie, warum Sie diesen Weg für unvernünftig halten, anstatt ihm einen anderen zu befehlen. Natürlich hat das auch seine Grenzen: Im Winter sollten Sie Ihre Tochter selbstverständlich nicht ohne Strumpfhose gehen lassen, auch wenn sie fest davon überzeugt ist, dass ihr auch ohne im Schnee warm genug sei.
Expertentipp:
Sicher, manchmal kann Toleranz auch anstrengen, vor allem wenn Sie selbst Ärger haben oder unzufrieden sind. Reagieren Sie daher mal spontan, unangemessen und übertrieben ärgerlich, ist das nicht schlimm. Erklären Sie Ihrem Kind aber, warum Sie sich so verhalten. Erzählen Sie ihm kurz, wie Ihre Stimmung ist. Entschuldigen Sie sich, wenn es dafür einen Grund gibt. Nur so lernt Ihr Kind, dass niemand perfekt ist, auch nicht die eigenen Eltern. Und es merkt auch, dass Sie als Eltern zu Ihren Fehlern stehen, dass Sie Verantwortung für Ihr Handeln übernehmen und dass Sie das eigene Tun reflektieren.
In der Schule leben und lernen
Haben Kinder erst einmal die Grundzüge sozialen Verhaltens verinnerlicht, können sie das Gelernte auch in ihren Alltag übertragen, also in der Schule, bei Freunden oder im Sportverein.
Lukas hat lange stillgehalten, heute muss er seinem Ärger Luft machen. Seit Wochen fühlt sich der Viertklässler von seinem Mitschüler Marius bedrängt und provoziert. Ständig schleicht dieser um ihn herum, will Lukas’ Freund sein, um wenig später Streit mit ihm zu suchen. Lukas ist im Zwiespalt. Einerseits will er Marius nicht wegstoßen und fühlt sich schlecht, wenn er ihn wegschickt. Andererseits belastet ihn die Belagerung des Mitschülers. » Ich kann nicht eine Stulle in Ruhe essen, weil Marius sofort meine Wurst haben will « , sagt Lukas. Nach und nach bekommen auch die Mitschüler mit, was hier vor sich geht. Sie sympathisieren mit dem ohnehin beliebten Lukas. Marius fühlt sich gemobbt. Schließlich hat ihre Lehrerin die rettende Idee: Statt den Jungs den Kontakt miteinander zu verbieten, entwirft sie für jeden einen Bogen zur Selbsteinschätzung. Täglich vermerkt Lukas darauf, wie gut es ihm heute gelungen ist, Nein zu sagen und Marius klar seine Grenze aufzuzeigen. Marius hingegen muss einschätzen, wie erfolgreich er die Signale von Lukas gehört hat, und ob er sich daran halten konnte. Wenige Wochen später sitzen die beiden Jungs einträchtig nebeneinander auf dem Schulhof. Als Lukas’ Mutter ihren Sohn später fragt, wie es heute mit Marius ging, schaut der sie entgeistert an. » Was soll sein, Mama, Marius ist mein Freund. «
Was Lukas und Marius in den letzten Wochen gelernt haben, ist ein typisches Beispiel für soziales Lernen. Um sich später in unserer komplexen Welt und der vielschichtigen Gesellschaft zurechtzufinden, sollten Kinder in der Schule nicht nur Mathe, Deutsch und Geschichte lernen. Mindestens genauso wichtig ist es, dass ihnen Eltern, Lehrer und Erzieher auch soziale Kompetenzen vermitteln.
Nur wenn Kinder schon in jungen Jahren sogenannte Soft Skills wie Selbstbewusstsein,
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